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E-Learning: Eine Zwischenbilanz

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E-Medienkompetenz als Kulturtechnik<br />

3. Vom Nutzen ohne direkten Nutzen: Nebeneffekte<br />

Welchen Sinn hat es E-<strong>Learning</strong> verstärkt als Web-2.0-Anwendungen in der Lehre<br />

einzusetzen? Der Historiker Peter Haber sieht für die Internet-Rezeption folgende<br />

Entwicklung (vgl. Haber 2008b, S. 201/202):<br />

• Informationsrecherche (Mitte der 90er Jahre)<br />

• Repräsentation von Wissen, Web als Distributionskanal<br />

• Kollaboratives Arbeiten: Versuch, die Merkmale Hypertextualität, Multimedialität<br />

und Interaktivität zu nutzen (seit 2004)<br />

Es ist mit Sicherheit keine Überraschung, eine Entwicklung in der Hochschullehre<br />

zu vermissen, die erst um das Jahr 2004 breitere Wirkung erlangte. E-<strong>Learning</strong> zur<br />

Organisation und Verwaltung von Lehrveranstaltungen und Studienalltag hat sich,<br />

wie gezeigt, längst durchgesetzt. In der Studierenden-Sozialerhebung von 2006 gaben<br />

94 bis 100% der Studierenden aus allen Fachrichtungen an, zumindest manchmal<br />

Lehrveranstaltungsunterlagen herunterzuladen, ebenso wird die Online-<br />

Studienadministration von 90 bis 100% der Studierenden genutzt (vgl. Unger &<br />

Wroblewski 2006, S. 11). Nicht unwesentlich bei der Interpretation der hohen Prozentwerte<br />

ist die Tatsache, dass viele Studienangelegenheiten ausschließlich online<br />

erledigt werden können.<br />

Sicher: AAL (Anytime, Anywhere <strong>Learning</strong>) ist ein Vorteil der digitalen Medien.<br />

Das sollte aber nicht der einzige Fokus sein, wie Rolf Schulmeister betont. Denn<br />

E-<strong>Learning</strong> kann Schranken überwinden (vgl. Schulmeister 2006, S. 207):<br />

• Zeitschranke: Virtualisierung der Zeit<br />

• Raumschranke: Vernetzung und Virtualisierung verteilter Objekte<br />

• Analog-Digital-Schranke: Interaktivität von Lernobjekten<br />

• Normenschranke: Expansion der Lernchancen<br />

All das bedeutet, wie auch Schulmeister hervorhebt, noch keinen didaktischen<br />

Mehrwert von E-<strong>Learning</strong> – gerade auf den kommt es mir im Folgenden auch nicht<br />

an. Der Mehrwert in der Anwendung von E-<strong>Learning</strong>-Plattformen und Web-2.0-<br />

Features ergibt sich meiner Ansicht nach aus der Kompetenzerweiterung. Gleichsam<br />

ein Nebeneffekt der Anwendung, als Nutzen ohne direkten Nutzen. „Uebrigens<br />

ist mir Alles verhasst, was mich bloss belehrt, ohne meine Thätigkeit zu vermehren,<br />

oder unmittelbar zu beleben“ (Nietzsche, 1994). Mit diesem Goethe-Zitat<br />

steigt Friedrich Nietzsche in den Unzeitgemäßen Betrachtungen in das zweite<br />

Stück „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“ ein. Und wenn<br />

ich „Thätigkeit“ als „Kompetenz“ verstehe, könnte ich aus Nietzsche einen<br />

E-<strong>Learning</strong>-Befürworter machen, wenn es mir um eine Verteidigung der digitalen<br />

Medien ginge. Denn die Anwendung von E-<strong>Learning</strong> dient nicht der bloßen Belehrung,<br />

sondern erweitert die Kompetenzen der Anwenderinnen und Anwender.<br />

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