GRÜN INVESTIEREN 2012 - Das eMagazin
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Bauort transportiert werden. <strong>Das</strong> bedarf geeigneter<br />
Hafenanlagen und Spezialschiffe und nicht zuletzt<br />
qualifiziertem Fachpersonal. <strong>Das</strong> größte Risiko bergen<br />
jedoch Schäden am Seekabel, vor allem wenn<br />
ein derartiger Schaden gleich mehrere Windparks<br />
lahmlegt. Der entsprechende Betriebsausfallschaden<br />
wäre noch höher, wenn das im November eines<br />
Jahres passiert. Dann beginnt die stürmische Winterphase<br />
mit hohem Wellengang, weshalb die Reparaturarbeiten<br />
kaum vor März oder April beginnen<br />
könnten.<br />
Wie können Sie überhaupt Risiken bewerten,<br />
wenn es an Erfahrungswerten fehlt?<br />
Robert Maurer: Die Prämienkalkulation ist in der<br />
Tat schwierig. Die Risiken sind komplex und neuartig;<br />
historische Schadentabellen gibt es nicht. Wir helfen<br />
uns mit den Erfahrungen von Onshore-Anlagen<br />
und simulieren das Wetterrisiko. Zudem bewerten<br />
unsere Risikoingenieure Technik und Logistik. Über<br />
den Zeitverlauf können wir unsere Erwartungen mit<br />
den tatsächlichen Schäden abgleichen, so dass sich<br />
unsere Risikobewertung und Kalkulation stetig verbessern.<br />
Unterscheiden sich die Risiken in verschiedenen<br />
Ländern?<br />
Robert Maurer: International sind die Standards<br />
in Bezug auf Logistik und Technik tatsächlich sehr<br />
heterogen. So verfolgen z. B. die einzelnen Turbinenhersteller<br />
unterschiedliche Konzepte und Qualitätssicherungen.<br />
In Großbritannien, Dänemark oder<br />
Versicherung | <strong>GRÜN</strong> <strong>INVESTIEREN</strong> <strong>2012</strong><br />
Belgien sind die Windparks beispielsweise lediglich<br />
10 bis 20 Kilometer von der Küste entfernt; das<br />
macht Bau und spätere Wartung sowie die Netzanbindung<br />
deutlich einfacher. Als Versicherer wünschen<br />
wir uns internationale Standards für den Bau<br />
und Betrieb von Offshore-Windparks. Wir arbeiten<br />
daher an der Erstellung eines entsprechenden Joint<br />
Code of Practice mit.<br />
Wolfram Pazur: In Deutschland sehen wir uns besonderen<br />
Risiken gegenüber, unter anderem weil<br />
das Wattenmeer in der Nord- und Ostsee unter Naturschutz<br />
steht. Windparks sind daher weiter auf<br />
See gelegen als z.B. vor der englischen Küste. Außerdem<br />
sollen sie die Sicht vom Land aus nicht behindern.<br />
Dadurch bestehen besondere Herausforderungen<br />
an Versicherer. Denn die Schiffe sind sechs<br />
Stunden unterwegs, bis sie überhaupt an der Baustelle<br />
ankommen. In dieser Zeit kann viel passieren.<br />
Heißt es trotz dieser Risiken im Bereich Offshore-Wind<br />
für die Allianz "Volle Kraft voraus"?<br />
Robert Maurer: Die Energiewende ist politisch und<br />
gesellschaftlich gewollt – und wir als Versicherer<br />
leisten gerne unseren Beitrag. Offshore Windenergie<br />
kommt dabei im Wachstumsmarkt erneuerbare<br />
Energien auch noch eine besondere Bedeutung zu:<br />
Sie ist als einzige regenerative Energiequelle in der<br />
Lage, konventionelle Großkraftwerke zu ersetzen.<br />
Doch die gesamte Industrie befindet sich noch am<br />
Anfang einer Lernkurve. Deshalb sehen wir uns die<br />
Offshore-Wind-Risiken genau an und prüfen jeden<br />
einzelnen Fall sehr sorgfältig. Erst die Erfahrungen<br />
der nächsten Jahre werden die Robustheit sowie die<br />
Kosten für Betrieb und Wartung von Windparks auf<br />
dem Meer zeigen.<br />
Wolfram Pazur: Bis 2030 sollen allein in deutschen<br />
Gewässern 25.000 Megawatt Stromleistung aus<br />
dem Meer kommen; mehr als 90 Windparks sind<br />
in der Nord- und Ostsee geplant. Dazu werden zunächst<br />
in der Montagephase und dann erst recht in<br />
den Betriebsphasen weitreichende Kapazitäten der<br />
Versicherungsmärkte benötigt. Wir sehen großes<br />
Potenzial in der Branche und wollen zunächst in der<br />
Errichtungsphase von Offshore Windparks weiter<br />
Erfahrungen sammeln – sowohl als führender Versicherer<br />
wie auch gemeinsam in anderen Mitversicherungsgemeinschaften.<br />
www.allianz.de<br />
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