Herunterladen als PDF - Walter Peter Gerlach, Forschungsprojekte
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Er ließ Meiers subjektive Empfindungen optisch an der Außenwelt in der Zeichnung sichtbar werden:<br />
Die Landschaft macht er zum Ausdrucksträger jener subjektiven Empfindungen (Abb. 1, 2).<br />
Die zeichnerischen Mittel, mit denen Meiers Umgebung zu einem Bilde seiner rauschbedingten<br />
Wahrnehmung umgekehrt ist, wurde nach Wilhelm Buschs Erfindung zum Gemeingut der<br />
gezeichneten Bildergeschichten aller möglichen, nicht nur von Drogen bedingten<br />
Wahrnehmungssituationen: subjektive Wahrnehmung wurde dabei kaum noch <strong>als</strong> bildliches Protokoll<br />
unabhängiger materieller Existenz der Außenwelt vorgeführt, deren Postulat traditioneller Ästhetik<br />
zugrunde lag. Bilder dienten vielmehr der Protokollierung der Projektionen von Prozessen, die sich in<br />
der inneren Struktur des wahrnehmenden Subjektsa ereignen müssen. In der Darstellung dieser<br />
Innenwelt-Ansichten werden sie zu "Monumentalisierungen" gerade der subjektiven Täuschung, die<br />
seit Platons Zeiten <strong>als</strong> das Verwerfliche an bildender Kunst galten.<br />
Dieses "Verwerfliche" wird mit aller Deutlichkeit und Dramatik <strong>als</strong> Verformung der Außenwelt<br />
vorgeführt (Abb. 3).<br />
"[...] betrunken sei er;<br />
selber kam's ihm nicht so vor [...]"<br />
kommentierte Busch durch die eingangs nur knapp sichtbar werdende Gestalt des Wirts an der Tür<br />
des Gasthauses, der den Menschen namens Meier zur geschlagenen Stunde mit entschiedener<br />
Geste gegen dessen geringen Widerstand auf den Weg schickte (Abb. 4).<br />
"[...] Aber Täuschung ist es leider [...]" 2<br />
Mit diesem Satz macht Wilhelm Busch seinen Lesern klar, daß alles, was im begleitenden Bild aus<br />
der subjektiven Sicht des Betrunkenen erscheint, doch wohl nicht den Gesetzen der gewohnten Welt<br />
entspricht, sondern eben auf diesen Rauschzustand zurückzuführen sei. Im Bilde aber folgt er den<br />
Spuren der subjektiven Wahrnehmungstäuschung mit knappen, aber um so präzisierem Strich, dringt<br />
somit in die subjektive Sicht, gleichsam in das Bewußtsein des Menschen Meier ein und projeziert<br />
diese Sicht auf sein Zeichenpapier, das somit zum minutiösen Protokoll eines erheblichen<br />
Tatbestandes wurde.<br />
Den äußeren Erscheinungen der Dinge zu mißtrauen und zu einer malerischen Aussage über eine<br />
Einsicht in Verhältnisse von Erscheinung und Wahrnehmung zu kommen, gilt <strong>als</strong> Programm der<br />
Malerei des Impressionismus. Die fundamentale Einsicht besteht in der Feststellung, daß es keine<br />
farbigen Objekte gibt; erst der Betrachter stellt sich einen farbigen Eindruck von diesen Objekten aus<br />
dem unterschiedlich an der Oberfläche reflektierten Licht her, dank der Konstruktion seines ihm von<br />
der Natur mitgegebenen Wahrnehmungsapparates.<br />
Der Physiologe Helmholtz formulierte 1869 ohne Bezug auf die Malerei diese Einsicht<br />
folgendermaßen: