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Herunterladen als PDF - Walter Peter Gerlach, Forschungsprojekte

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Komponenten hatte bereits Helmholtz in seiner Theorie des Zeichens zu vermitteln versucht.<br />

Bedeutsam für uns ist, wie er den Charakter dieses Zeichens bestimmte:<br />

"[...] Insofern die Qualität unserer [optischen] Empfindung uns von der Eigentümlichkeit der äußeren<br />

Einwirkung, durch welche sie erregt ist, eine Nachricht giebt, kann sie <strong>als</strong> Zeichen derselben gelten, a<br />

b e r n i c h t a l s e i n A b b i l d. Denn vom Bilde verlangt man irgend eine Art von Gleichheit mit<br />

dem abgebildeten Gegenstand. [...] Ein Zeichen aber braucht keine Art von Ähnlichkeit mit dem zu<br />

haben, dessen Zeichen es ist. Die Beziehung zwischen beiden beschränkt sich darauf, daß das<br />

gleiche Objekt, unter gleichen Umständen zur Einwirkung kommend, das gleiche Zeichen hervorruft,<br />

und daß <strong>als</strong>o ungleiche Zeichen immer ungleicher Einwirkung entsprechen [...]. Dieser Rest von<br />

Ähnlichkeit, den wir anerkennen, [mag] sehr geringfügig erscheinen. In Wahrheit ist er es nicht; denn<br />

mit ihm kann die Abbildung der Gesetzmäßigkeit in den Vorgängen der wirklichen Welt gelöst werden<br />

[...]. Was aber das wichtigste ist, sie sind Zeichen von E t w a s und das Gesetzt dieses Geschehens<br />

können sie und abbilden." 69<br />

Kandinsky nutzte diese Gesetzmäßigkeit in einem anderen Sinne, indem er eine naive, kindliche<br />

Erfahrung ernst nahm: jedes Gebilde hat eine anthropomorphe Anmutsqualiät, die schon in der<br />

elementaren geometrischen Figur ihre Wirkung entfaltet. Das ist gleichsam die dubjektive Dimension<br />

des Zeichens im Sinne von Helmholtz. Setzen wir einmal hier <strong>als</strong> sinnvoll annehmbar voraus, daß<br />

Wahrnehmungstheorie, besonders experimentelle, und Probleme der drucktechnischen Neuerungen<br />

Themen mehr oder weniger öffentlicher Diskussion an der Bauhausschule gewesen sein dürften,<br />

wenn es um den Druck von Veröffentlichungen ging - und aus den Unterrichtsplänen können wir dies<br />

mit guten Gründen folgern 70 -, dann erstaunt es kaum, daß eine Generation nach Helmholtz seine<br />

Spekulationen zum intellektuellen Gemeingut geworden waren. Nur der Akzent hatte sich unmerklich,<br />

aber willentlich verschoben, das lehren die in diesen Generation entstandenen Kunstwerke<br />

geometrischer Konstruktionen - und die Kunstreproduktionen in Büchern und Katalogen auf der<br />

anderen Seite. Der Blick hatte sich von den Gesetzmäßigkeiten in den Vorgängen der äußeren Welt<br />

auf die Phänomene im Inneren des Wahrnehmenden selbst gerichtet. Die Reflexivität von Innen und<br />

Außen war in der Folge von Ernst Machs Relativierung der Wirklichkeitskonstruktion, die er <strong>als</strong> aus<br />

der Filterung der subjektiven Empfindungen durch aus der Efahrung gewonnenen Musterbilder<br />

produziert erkannte 71 , zum Inhalt der kosntruktivistischen Kunstwerke nobilitiert. Die Verschränkung<br />

und Spiegelung der Psyche im Bild und des Bildes in der Psyche, so folgerte Umberto Eco 72 ,<br />

unterliegt Regeln von Homologie, die das Wahrgenommene <strong>als</strong> eine Projektion der inneren<br />

Wahrnehmungsstruktur ausweist. Die Inversion des Blicks bindet die Moderne an die Tradition:<br />

insofern ihr Thema der Mensch und seine Natur ist und insofern sie sich des traditionellen Mediums<br />

der Malerei (Leinwand, Pinsel und Farbe) bedient. Sie löste sich insoweit von ihr - auch der<br />

naturwissenschaftlichen Tradition -, <strong>als</strong> sie den Schritt unternahm von der Außenwelt der Innenwelt<br />

der Außenwelt (z.B. der Haut des Aktes) zur Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt (den<br />

Gefühlsregungen) zu gelangen (um es, Handke parodierend, aufs Bonmot zu bringen), was -<br />

zugegebenermaßen - nur ein winziger Schritt sein kann, denn das Äußere des Äußeren muß nicht<br />

das dem Inneren entgegengesetzte sein, sondern kann ebenso die dünne und durchlässig<br />

gewordene Grenzfläche zwischen dem Äußeren des Äußeren des Inneren und dem Äußeren des

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