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3/05 - Akademie für Politische Bildung Tutzing

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Ländern gleicher Entwicklungsstufen<br />

aneinander annähern, weil Kapitalverkehr<br />

und Güterhandel faktisch einen<br />

einheitlichen Weltarbeitsmarkt schaffen.<br />

Widersetzt man sich dem Faktorpreisausgleich,<br />

dann entsteht die Arbeitslosigkeit,<br />

die wir beklagen.<br />

Deutschland kann versuchen, den Faktorpreisausgleich<br />

zu verlangsamen. Es<br />

kann nämlich seinen Innovationssprung<br />

ausbauen und dadurch die<br />

Lohndifferenz verteidigen: Man kann<br />

„so viel teurer sein wie man besser ist“<br />

(Otto Wiesheu). Wenn wir jedoch versuchen,<br />

den Faktorpreisausgleich<br />

durch politische Macht zu verlangsamen,<br />

sei es durch die Macht der Gewerkschaften<br />

oder die Macht des Sozialstaates,<br />

dann entsteht zwangsläufig<br />

Massenarbeitslosigkeit.<br />

<strong>Akademie</strong>-Report 3/20<strong>05</strong><br />

Vom Gesetz des Faktorpreisausgleichs<br />

haben die deutschen Arbeiter in der<br />

Nachkriegszeit selbst stark profitieren<br />

können. Wir waren damals die Niedriglöhner,<br />

die mit anderen Hochlohnländern<br />

konkurrierten. Da machte der<br />

Kapitalismus Spaß und es gab keinen<br />

Grund, sich den Gesetzen des Faktorpreisausgleichs<br />

zu widersetzen.<br />

Heute, wo es um den Faktorpreisausgleich<br />

mit den ex-kommunistischen<br />

Ländern geht, deren Völker – insgesamt<br />

ein Drittel der Menschheit – mit<br />

Hungerlöhnen um das international<br />

mobile Kapital buhlen, ist Katerstimmung<br />

angesagt. Wie auch ihre Kollegen<br />

in den anderen westlichen Ländern<br />

gehören die deutschen Arbeiter nun zu<br />

den Verlierern der Globalisierung, weil<br />

die Lohnkonkurrenz ihre Einkommen<br />

nach unten drückt statt nach oben zieht.<br />

Kern des Dilemmas<br />

Mit allem, was uns Deutschen heilig<br />

ist, stemmen wir uns deshalb heute<br />

gegen den Faktorpreisausgleich. Die<br />

Gewerkschaften verbarrikadieren sich,<br />

die Politik beschließt Mindestlöhne<br />

und der Sozialstaat blockiert die notwendigen<br />

Lohnanpassungen nach<br />

unten mit seinen Lohnersatzleistungen.<br />

Er bietet mit dem Arbeitslosengeld, der<br />

Sozialhilfe und den Frühverrentungsmöglichkeiten<br />

vergleichsweise hohe<br />

Konkurrenzlöhne <strong>für</strong> das Nichtstun.<br />

Die private Wirtschaft kann diese Löhne<br />

wegen der internationalen Niedriglohnkonkurrenz<br />

nicht mehr überbieten.<br />

So in die Zange genommen, werden die<br />

deutschen Arbeitsplätze sukzessive<br />

verdrängt. Das ist der Kern des deutschen<br />

Dilemmas. Wegen der hohen und<br />

�<br />

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