in-situ röntgendiffraktion zur charakterisierung von mechanischen ...
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1.2 Röntgenographische Spannungsmessung an dünnen Filmen<br />
1. E<strong>in</strong>leitung<br />
Die Messung mechanischer Spannungen <strong>in</strong> dünnen Metallfilmen lässt sich pr<strong>in</strong>zipiell mittels<br />
zweier etablierter Messverfahren durchführen: e<strong>in</strong>erseits röntgenographisch über die<br />
Messung <strong>von</strong> Dehnungen des Kristallgitters, andererseits durch Messung der Biegung des<br />
Schicht-Substrat Verbundes.<br />
Der E<strong>in</strong>satz beider Verfahren ist <strong>in</strong> Wissenschaft und Industrie etabliert und beide Verfahren<br />
werden sowohl <strong>zur</strong> ex-<strong>situ</strong> (Momentbeschreibung e<strong>in</strong>es stationären Zustandes) als auch <strong>zur</strong><br />
<strong>in</strong>-<strong>situ</strong> (dynamische Betrachtung <strong>von</strong> sich ändernden Zuständen) Bestimmung <strong>von</strong><br />
Spannungen <strong>in</strong> dünnen Filmen auf Substraten herangezogen.<br />
Die <strong>in</strong> der vorliegenden Arbeit durchgeführten Messungen basieren hauptsächlich auf der<br />
Verwendung dieser beiden Messverfahren. Weiters wird e<strong>in</strong>e neue Möglichkeit der<br />
röntgenographischen Substratkrümmungsmessung und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>-<strong>situ</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>von</strong><br />
Substratkrümmungsmessung und Dehnungsmessung vorgestellt. E<strong>in</strong>e solche Komb<strong>in</strong>ation<br />
bietet die Möglichkeit, die Stärken beider Messpr<strong>in</strong>zipien auszuschöpfen.<br />
Allgeme<strong>in</strong>e Anwendung bei den röntgenographischen Untersuchungsmethoden <strong>zur</strong><br />
Spannungsbestimmung <strong>in</strong> dünnen, kristall<strong>in</strong>en Filmen f<strong>in</strong>det die s<strong>in</strong> 2 ψ-Technik [12]. Dabei<br />
werden bei unterschiedlichen Verkippungsw<strong>in</strong>keln der Probe <strong>zur</strong> Oberflächennormalen die<br />
Netzebenenabstände im Kristallgitter gemessen, und so die Dehnung des Kristallgitters<br />
bestimmt. Diese Untersuchungsmethode ist jedoch e<strong>in</strong>igen Beschränkungen bezüglich der<br />
Orientierungsverteilung der Kristallite <strong>in</strong> der Schicht unterworfen (vgl. Kapitel 2.2.4). Nichts<br />
desto trotz kann unter Berücksichtigung dieser Orientierungsverteilung auch für Schichten<br />
mit Textur (bestimmte Vorzugsorientierung der Kristallite <strong>in</strong> der Schicht) oder e<strong>in</strong>kristall<strong>in</strong>e<br />
Schichten die röntgenographische Ermittlung <strong>von</strong> <strong>mechanischen</strong> Spannungen erfolgen [13].<br />
1.2.1 Ideal polykristall<strong>in</strong>e Schichten<br />
Die Bestimmung mechanischer Spannungen mittels Diffraktion unter Verwendung der<br />
s<strong>in</strong> 2 ψ Methode ist pr<strong>in</strong>zipiell auf ideal polykristall<strong>in</strong>e Schichten ausgelegt. Durch e<strong>in</strong>e<br />
regellose Anordnung der Kristallite ist die Dehnungsmessung mit Hilfe e<strong>in</strong>er beliebigen<br />
Netzebenenschar <strong>in</strong> jedem Verkippungsw<strong>in</strong>kel gegeben [14]. Weiters kann e<strong>in</strong>e Berechnung<br />
der Spannung aus der gemessenen Dehnung über die isotropen Materialparameter<br />
Elastizitätsmodul E und Querkontraktionszahl ν erfolgen. Dies ist möglich, da e<strong>in</strong>e regellose<br />
Kristallitanordnung e<strong>in</strong> global, isotropes, elastisches Materialverhalten <strong>zur</strong> Folge hat. Die<br />
Bestimmung der Textur e<strong>in</strong>er polykristall<strong>in</strong>en Schicht erfolgt <strong>in</strong> der Regel über<br />
Polfigurmessungen (Messung der Orientierungsverteilung der Kristallite <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gefüge)<br />
vor der Dehnungsmessung.<br />
Im Allgeme<strong>in</strong>en zeigen dünne Metallschichten ke<strong>in</strong>e Gleichverteilung der<br />
kristallographischen Orientierungen der Kristallite sondern gewisse Vorzugsorientierungen.<br />
Dieser Sachverhalt muss bei der Dehnungsmessung bzw. Berechnung der Spannungen<br />
berücksichtigt werden.<br />
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