in-situ röntgendiffraktion zur charakterisierung von mechanischen ...
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2. Theorie<br />
Um vom allgeme<strong>in</strong>en Fall des Spannungszustandes auszugehen, dient der dreiachsige<br />
Spannungszustand als Grundlage der Betrachtungen. Dabei s<strong>in</strong>d sowohl die<br />
Hauptspannungen als auch die Scherspannungen unterschiedlich <strong>von</strong> Null. Die Gestalt des<br />
Spannungstensors kann also <strong>in</strong> folgender Form angeschrieben werden:<br />
⎛σ<br />
11 σ 12 σ 13 ⎞<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎜ σ 22 σ 23 ⎟<br />
G(2.1)<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎝ σ 33 ⎠<br />
Würde die Vere<strong>in</strong>fachung getroffen, dass für e<strong>in</strong> Volumenelement im Gefüge ke<strong>in</strong>e<br />
Schubspannungen auftreten, so ergäbe sich der triaxiale hydrostatische Spannungszustand:<br />
⎛σ<br />
11 0 0 ⎞<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎜ σ 22 0 ⎟<br />
G(2.2)<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎝ σ 33 ⎠<br />
Diese Annahme vere<strong>in</strong>facht das Problem der Spannungs-Messung und -berechnung zwar<br />
wesentlich, gilt jedoch nur für e<strong>in</strong> Volumenelement, das sich im Inneren e<strong>in</strong>es Körpers<br />
bef<strong>in</strong>det und dessen Belastung allseitig gleich groß ist. Da dies für Körner <strong>in</strong> dünnen Filmen<br />
nicht a priori angenommen werden darf, ist der hydrostatische Spannungszustand nicht<br />
zwangsläufig e<strong>in</strong>e geeignete Modelvorstellung für die Betrachtung <strong>von</strong> Spannungen <strong>in</strong><br />
dünnen Schichten.<br />
Allgeme<strong>in</strong> kann die Bed<strong>in</strong>gung für das mechanische Gleichgewicht e<strong>in</strong>es Volumenelements<br />
über das mechanische Pr<strong>in</strong>zip des Kräftegleichgewichts durch den folgenden<br />
Zusammenhang beschrieben werden [28]:<br />
3 δσ ij<br />
= 0<br />
G(2.3)<br />
δ x<br />
∑<br />
j= 1 j<br />
Da dieser Zusammenhang ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkungen h<strong>in</strong>sichtlich der Lage des<br />
Volumenelements im Gefüge macht, gilt dies auch für Elemente an e<strong>in</strong>er Oberfläche der<br />
Probe. Ist n3 der Normalenvektor <strong>zur</strong> Oberfläche der Schicht, muss folglich<br />
<br />
<br />
σ i3<br />
⋅n3<br />
= 0 gelten. Dies entspricht aber der Forderung <strong>von</strong> σi3=0 an der Oberfläche der<br />
Schicht.<br />
Diese Tatsache kann im Umkehrschluss nicht ohne weitere Überlegungen auf jedes<br />
Volumenelement bezogen werden, da dieser Zusammenhang nur für die Oberfläche gilt. Ist<br />
die Korngröße e<strong>in</strong>er polykristall<strong>in</strong>en Schicht jedoch im Bereich der Schichtdicke [29], dann<br />
ist diese Vere<strong>in</strong>fachung durchaus gerechtfertigt. Der Grund dafür liegt dar<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> diesem<br />
Fall jedes Korn e<strong>in</strong> Oberflächenelement aufweist.<br />
Verschw<strong>in</strong>den also alle Spannungskomponenten der Richtung drei, so kommt man zum<br />
biaxialen Spannungszustand. Dabei hat der Spannungstensor folgende Form:<br />
⎛σ<br />
11 σ12<br />
0⎞<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎜ σ 22 0⎟<br />
G(2.4)<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎝ 0⎠<br />
Diesem biaxialen Spannungszustand liegen die meisten grundsätzlichen Überlegungen der<br />
s<strong>in</strong> 2 ψ Methode bei der Spannungsmessung mittels Diffraktion zu Grunde. Es treten nur<br />
Hauptspannungen <strong>in</strong> <strong>in</strong>-plane Richtungen auf sowie die über den Mohrschen Spannungskreis<br />
dazugehörigen Schubspannungen σij (i≠j).<br />
Unter der Annahme, dass die Hauptspannungen σ11 und σ22 im Spannungstensor gleich groß<br />
s<strong>in</strong>d (<strong>in</strong>-plane Isotropie, σ11=σ22=σ<strong>in</strong>pl), entartet der Mohrsche Spannungskreis zu e<strong>in</strong>em<br />
Punkt und die Schubspannungskomponenten verschw<strong>in</strong>den.<br />
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