21.09.2013 Aufrufe

Große Exkursion Mali

Große Exkursion Mali

Große Exkursion Mali

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Westafrika entwickelte. Zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert gab es 150-180<br />

Koranschulen, an denen häufig von einem einzigen Lehrer religiöse und juristische<br />

Themen unterrichtet wurden. An der Sankoré-Mosche existierte eine Medresa,<br />

vergleichbar einer mittelalterlichen Universität, an der die arabische Sprache, Rhetorik,<br />

Astrologie, die Rechtsprechung und die Schriften des Korans gelehrt wurden (Vgl. Barth<br />

1858, Bd. 4, 421 f, 619 ff.).<br />

Auch in dieser Periode wurde in Europa die Illusion von Timbuktu als „goldene Stadt“<br />

weiter genährt, beispielsweise durch die Beschreibungen von Leo Africanus, der unter<br />

dem Namen Al-Hassan ben Mohammed ben Ahmed al-Wazzan al Gharnati al-Fassi im<br />

Jahr 1494 in Granada geboren, aber in Fes aufgewachsen ist. Als Diplomat besuchte er<br />

auf seinen Reisen 1510/11 sowie 1512/14 Timbuktu. Die Reise des Leo Africanus hatte<br />

möglicherweise zum Ziel, neue Handelswege zu erkunden (Vgl. Rauchenberger 1999, 36.,<br />

44., 52., 60.). Leo Africanus betont neben den Reichtümern den hohen Stellenwert von<br />

Bildung und Religion in der Stadt:<br />

132<br />

„[...] Der König von Tombutto hat einen großen Schatz von Edelsteinen<br />

und Goldbarren, die teils 50, teils 300 Pfund wiegen. [...] In dieser Stadt<br />

gibt es viele Gelehrte, Vorbeter und Richter, die der König alle unterhält;<br />

er achtet die gebildeten Männer sehr. In Tombutto werden auch viele<br />

Bücher abgesetzt, die aus Barbaria kommen und die alle handgeschrie-<br />

ben sind. Wer Bücher herbeischafft, verdient daran mehr als am Rest<br />

seiner Ware. [...]“ (Rauchenberger 1999, 280 f.)<br />

Sein ursprünglich nicht für den Druck vorgesehenes Manuskript wurde 1550 in Venedig<br />

publiziert, jedoch hatte der Herausgeber Ramusio die Daten durch phantasiereiche<br />

Übertreibungen ergänzt und zementierte damit den Mythos von der unermesslich<br />

reichen Stadt in Afrika. Vor allem die Zahlen, die den Goldhandel betrafen, waren<br />

offenbar bewusst verfälscht worden, um den Absatz des Buches zu steigern (Vgl.<br />

Rauchenberger 1999, 126., 140.).<br />

4.2. Frühe Neuzeit<br />

4.2.1. Die Herrschaft Marokkos 1591<br />

1578 wurde Timbuktu von den Truppen des marokkanischen Sultans Mulai Ahmad al-<br />

Mansur erobert. Die marrokanische Herrschft führte in Timbuktu zum wirtschaftlichen<br />

und intellektuellen Niedergang bis hin zu anarchischen Zuständen, die Stadt konnte nie<br />

mehr ihre alte Blüte entfalten und verlor an Bedeutung. Auch die Karawanen fielen<br />

zunehmend bescheidener aus, was auch am Niedergang des Transsaharahandels<br />

zugunsten des Handels über die Atlantikküste lag (Vgl. Barth 1858, Bd. 4, 442 f.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!