Große Exkursion Mali
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2. Historischer Überblick<br />
2.1. 1960: I. Republik <strong>Mali</strong><br />
Nach der gescheiterten Föderation zwischen <strong>Mali</strong> und Senegal rief Modibo Keita am<br />
22.09.1960 die unabhängige Republik <strong>Mali</strong> aus. Der 22. September ist seither<br />
Nationalfeiertag. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs war in den französischen<br />
Kolonialgebieten Westafrikas ein wachsendes politisches Bewusstsein entstanden,<br />
welches im Jahr 1946 zur Gründung der Nationalbewegung „Rassemblement Démocratique<br />
Africain“ (RDA) geführt hatte (Seebörger, Geschichte und Staat). Einer der Führer<br />
der RDA war Modibo Keita, der 1960 erster Staatspräsident der Republik <strong>Mali</strong> wurde.<br />
Keitas Politik war am sozialistischen Lager orientiert. Es wurde eine zentrale Planung,<br />
Verstaatlichung sowie eine technisch-wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der UdSSR und<br />
der VR China verfolgt. Keita strebte eine Integration anderer politischer Parteien in die<br />
Regierungspartei „Union Soudanaise / Rassemblement Démocratique Africain“ (US-RDA)<br />
zu einer Art nationalen Front an und etablierte so ein sozialistisch orientiertes<br />
Einparteiensystem, das sich jedoch zu keinem Zeitpunkt fest stabilisieren konnte: Es kam<br />
zu Geldentwertung, Versorgungsengpässen, Nahrungsmittelknappheit, der Herausbildung<br />
eines Schwarzmarktes in allen Bereichen sowie zu Korruption (Treydte, Dicko, Doumbia<br />
2005, 6). Aufgrund dieser Entwicklung war <strong>Mali</strong> im Jahr 1967 nahezu gezwungen, wieder<br />
in die Franc-Zone zurückzukehren. Der Preis für die von Paris garantierte<br />
Währungsstabilität und den Kapitalzufluss aus Frankreich war hoch: Das Handelsmonopol<br />
der alten französischen Handelgenossenschaften wurde wieder eingeführt. Die<br />
Versorgungslage für den Großteil der Bevölkerung verbesserte sich dadurch nicht und es<br />
kam zu einer Radikalisierung politischer Lager innerhalb der US-RDA. 1967 wurde der<br />
Parteivorstand aufgelöst und ein Nationaler Rat zur Verteidigung der Revolution<br />
(CNDR) gegründet, unter dem sich totalitäre Instrumente wie Gesinnungspolizei sowie<br />
schwarze Listen entwickelten und Keita war nicht mehr in der Lage, diese Entwicklung zu<br />
lenken (Treydte, Dicko, Doumbia 2005, 6).<br />
2.2. 1968 Militärputsch und Militärdiktatur: II. Republik <strong>Mali</strong><br />
Im November 1968 wurde das Regime von Modibo Keita durch einen Militärputsch einer<br />
Gruppe Offiziere um Moussa Traoré gestürzt. Es folgte eine Militärdiktatur unter dem<br />
Diktator Moussa Traoré, die bis 1991 andauern sollte. Nach einer siebenjährigen<br />
Übergangsphase wurde im Jahr 1974 unter Moussa Traoré die II. Republik <strong>Mali</strong><br />
eingeführt. Erneut etablierte sich mit der Partei „Union Démocratique du Peuple <strong>Mali</strong>en“<br />
(UDPM) ein Einparteiensystem, jedoch ohne sozialistische Ausrichtung der<br />
Wirtschaftspolitik. Dennoch blieben große, unproduktive Unternehmen und Bürokratien<br />
bestehen und es ging auch unter Traoré wirtschaftlich und sozial abwärts. Einem Bericht<br />
der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) zu Folge, baute das Militär den Staat gewisser Weise in<br />
einen „Selbstbedienungsladen für Offiziere“ (Treydte, Dicko, Doumbia 2005, 7) um. De<br />
Folgen waren Korruption und Villenakkumulation auf Seiten der nationalen Elite sowie<br />
auf Seiten der Arbeiter und Angestellten ausbleibende Löhne und Gehälter und vor allem<br />
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