Große Exkursion Mali
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4. Genese von Zivilgesellschaft und Medienlandschaft<br />
Seit dem Sturz der Traoré-Diktatur im Jahr 1991 wird die Entwicklung der<br />
Zivilgesellschaft in Teilen der malischen Bevölkerung diskutiert. Tatsache ist, dass seit<br />
1991 die Zahl an gesellschaftlichen Vereinigungen, Interessensverbänden und<br />
Basisgruppen in <strong>Mali</strong> stark zugenommen hat (Seebörger, Zivilgesellschaft). Es<br />
entwickelten sich auf nationaler und regionaler Ebene Nichtregierungsorganisationen<br />
(NRO) und andere Interessensvertretungen und man kann diesbezüglich von der Genese<br />
einer Zivilgesellschaft sprechen. Allerdings weist der Verband Entwicklungspolitik<br />
Deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) in seinem Länderprofil <strong>Mali</strong> auf die<br />
Zweifel von einigen Beobachtern hin, dass die Vertreter der malischen Zivilgesellschaft<br />
eine breite Repräsentanz der Bevölkerung sicherstellen können. Es stellt sich die Frage,<br />
ob eine ausreichende Repräsentanz der Interessen der großen Bevölkerungsmehrheit mit<br />
geringer Bildung gewährleistet werden kann. Kritiker sprechen von einer relativ kleinen<br />
gebildeten Elite, welche den gesellschaftspolitischen Diskurs innerhalb des<br />
Regierungskreises sowie der nationalen Szene der NRO’s dominiert.<br />
Trotzdem hat sich seit 1991 in <strong>Mali</strong> eine vielfältige Medienlandschaft entwickelt. Vor<br />
allem in der Hauptstadt Bamako ist eine große Anzahl von Tageszeitungen erhältlich. Für<br />
die landesweite Informationsdistribution sind jedoch vor allem Hörfunkmedien<br />
entscheidend, da die Alphabetisierungsrate 2000-2005 bei Personen im Alter von 15<br />
Jahren und älter lediglich bei 24 % lag, bei männlichen Jugendlichen (15 – 24 Jahre, 2000-<br />
2006) bei 32 % sowie bei weiblichen Jugendlichen bei 17 % (Unicef, <strong>Mali</strong> Statistics).<br />
In <strong>Mali</strong> gibt es landesweit über 100 Radiostationen. Allerdings wird vielfach über<br />
Repressionen gegenüber kritisch berichtenden Journalisten geklagt und im letzten<br />
Präsidentschaftswahlkampf 2007 wurden Vorwürfe laut, dass die staatlichen Medien zu<br />
einseitig und pro-Touré berichtet hätten (vgl. Seebörger, Presse und andere öffentliche<br />
Medien).<br />
5. Derzeitige Regierung<br />
Seit Mai 2002 ist Amadou Toumani Touré Präsident von <strong>Mali</strong>. Im Jahr 2007 wurde<br />
Modibo Sidibé nach dem Rücktritt seines Vorgängers Premierminister. In der im<br />
Oktober 2007 neu gebildeten Regierung sind 27 Minister, darunter sieben Frauen. <strong>Mali</strong><br />
hat mit 27 Ministerien eine im Verhältnis zur Bevölkerungszahl von 12,7 Mio. relativ<br />
große Anzahl an Ministerien (Seebörger, Staatsform, Verfassung und Gewaltenteilung).<br />
Zum Vergleich: Deutschland hat bei 82,2 Mio. Einwohnern lediglich 14 Ministerien<br />
(World Population Bureau 2008, 7 u. 10). Außerdem wird die Leistungsfähigkeit ebenso<br />
wie die Zusammenarbeit der einzelnen malischen Ministerien oft als begrenzt<br />
eingeschätzt.<br />
Es besteht ein Mehrparteiensystem in <strong>Mali</strong>. Von über 100 bestehenden Parteien sind<br />
derzeit 15 im Parlament vertreten. Diese 15 Parteien bilden zwei Parteienbündnisse: die<br />
ADP (Alliance pour la Démocratie et le Progès) und die FDR (Front pour la Démocratie<br />
et la République). Die APD ist ein Zusammenschluss von 12 Parteien, darunter die<br />
vorherige Regierungspartei (Alliance pour la Démocratie <strong>Mali</strong>enne) sowie die als<br />
Abspaltung aus der ADEMA hervorgegangene UDR (Union pour la Démocratie et le<br />
Déveleoppement). ADP und UDR gewannen bei der letzten Parlamentswahl im Juli 2007<br />
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