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Große Exkursion Mali

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der Hauptstadt leben (UN, 2007). Bamako ist sechsmal größer als Segou, die zweitgrößte<br />

Stadt <strong>Mali</strong>s und damit rein quantitativ betrachtet eindeutig eine Primatstadt (vgl. Sokono,<br />

6-7). Doch auch funktional ist die Stadt ein charakteristisches Beispiel. Dreiviertel des<br />

industriellen Sektors befindet sich im Distrikt Bamako und bis 1991 zentrierte sich die<br />

gesamte staatliche Administration in diesem Gebiet. Dieser, aus der Kolonialzeit<br />

stammende und durch die späteren Eliten weitergeführte, Verwaltungs-zentralismus ist<br />

eine wesentliche Ursache für die Entstehung einer Primatstadt (vgl. Hoffmann, 31). Die<br />

charakteristische herausragende Position in der nationalen Städtehierarchie wurde über<br />

einen längeren Zeitraum strukturell herbeigeführt und hat sich dementsprechend<br />

verfestigt.<br />

Mit dem Sturz der Militärdiktatur Moussa Traorés und der Gründung der dritten<br />

Republik trat 1992 eine neue demokratische Verfassung in Kraft, die Dezentralisation in<br />

ihren Grundprinzipien verankerte. Entsprechend dieser politischen Maßnahme wurde<br />

auch die Hauptstadt administrativ dezentralisiert, sodass Bamako heute aus sechs<br />

Kommunen besteht, die sich jeweils in mehrere Quartiere aufgliedern. Insgesamt gibt es<br />

etwa 60 verschiedene Quartiere. Die ältesten dieser Viertel (Bozolo, Niaréla, Cité de<br />

Niger) liegen in der Kommune II und III im nördlichen Teil der Stadt und bilden heute<br />

das Stadtzentrum. Ursprünglich vollzog sich die Stadtentwicklung von diesen Gebieten<br />

ausgehend, auf der nördlichen Seite des Nigers. Mit dem stetigen Bevölkerungszuwachs<br />

expandierte die Stadt um 1960 über den Niger hinaus, sodass auf der südlichen Seite des<br />

Flusses große Wohngebiete entstanden, welche die Stadtfläche nahezu verdoppelten<br />

(Kracher. Die einzige Verbindung zwischen den beiden Stadtteilen besteht durch zwei<br />

Brücken. Der Bau einer dritten Brücke, der von China durchgeführt wird, soll bis in Jahr<br />

2010 realisiert werden.<br />

1.2. Siedlungsstruktur<br />

Das Stadtzentrum ist durch den großen Markt und eine allgemeine Konzentration von<br />

Handwerk und Gewerbe entlang der Straßen gekennzeichnet. Hier und in den<br />

angrenzenden Wohnvierteln ist eine hohe Bebauungsdichte vorzufinden. Um dieses<br />

Kerngebiet herum und auf der südlichen Seite des Nigers wird das Stadtbild durch<br />

Wohnviertel mit einer vergleichsweise geringeren Bebauungsdichte bestimmt (vgl.<br />

Karcher, 226-227). Ingesamt fällt innerhalb vieler Wohngebiete eine Vermischung von<br />

Gebäuden mit einfachem und gehobenem Standard auf, sodass sich Villen in<br />

unmittelbarer Nähe zu kleinen Lehmhäusern finden lassen. Dennoch lassen sich die<br />

einzelnen Quartiere durchaus durch den quantitativen Bestand an gehobenem<br />

Baustandard und der vorhandenen Infrastruktur unterscheiden.<br />

An der Peripherie haben sich so genannte Spontansiedlungen entwickelt, die in ihrem<br />

Entstehen jedoch keineswegs „spontan“ waren. Da die bestehenden Strukturen und<br />

bauliche Maßnahmen auf den starken Bevölkerungszuwachs nicht reagieren konnten,<br />

entstanden in den späten 1960ern in zahlreichen Außenbezirken Bamakos illegale<br />

Siedlungen. Diese entwickelten sich häufig aus älteren Dorfstrukturen, indem lokale<br />

Chief’s Land an Freunde und Verwandte übertrugen. Einige der neuen Besitzer<br />

verkauften das Land an Spekulanten oder Hausbauer, sodass sich über einen längeren<br />

Zeitraum eine neue Siedlung entwickelte. Vom architektonischen Stil und der Bebauungs-<br />

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