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MPC-WORKSHOP FEBRUAR 2013<br />
Entwicklung von Schaltungen auf Basis<br />
organischer Elektronik<br />
Stefan Hengen, Bernd Scherwath, Christian Haas, Bernd Vettermann, Jürgen Giehl<br />
Zusammenfassung—Organische Materialien wer<strong>de</strong>n<br />
schon heute in Handydisplays und Solarzellen<br />
eingesetzt. Transistoren und Sensoren lassen sich<br />
damit ebenfalls realisieren, haben aber <strong>de</strong>n Sprung<br />
vom Labor zum Massenmarkt noch nicht geschafft.<br />
Durch Gründung <strong>de</strong>s Spitzenclusters Forum<br />
Organic Electronics unterstützt das BMBF<br />
diese aufkommen<strong>de</strong> Technologie. Von beson<strong>de</strong>rem<br />
Interesse sind organische Transistoren (OTFT).<br />
Diese lassen sich prinzipiell aus Lösungen heraus<br />
verarbeiten (z. B. drucken) und versprechen dadurch<br />
extrem günstige Herstellungskosten. Am<br />
Beispiel eines Inverters wird <strong>de</strong>r Herstellungsprozess<br />
vom Schaltplan zur fertigen Schaltung erläutert.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die Extraktion <strong>de</strong>r Transistorparameter,<br />
Mo<strong>de</strong>llierung, Simulation und die Charakterisierung<br />
von Schaltungen wer<strong>de</strong>n gezeigt.<br />
Zur zielgerichteten Charakterisierung wur<strong>de</strong>n mit<br />
<strong>de</strong>m MENTOR Layouteditor Teststrukturen entworfen.<br />
Ebenso wur<strong>de</strong>n Messtechnik und Routinen<br />
zur Parameterextraktion konzipiert. Darauf aufbauend<br />
wur<strong>de</strong>n Software zur Datenanalyse und<br />
Mo<strong>de</strong>lle zur Transistorsimulation entwickelt, erweitert<br />
und in Simulationsprogramme (MENTOR,<br />
LTspice) implementiert. Hier wur<strong>de</strong>n die beson<strong>de</strong>ren<br />
Eigenschaften <strong>de</strong>r organischen Materialien<br />
berücksichtigt. So mussten z.B. vorhan<strong>de</strong>ne Mo<strong>de</strong>lle<br />
um Kontaktwi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> und Gate-Leckströme<br />
erweitert wer<strong>de</strong>n. Zur Verifikation wur<strong>de</strong>n die<br />
Simulationsergebnisse mit Messungen an einzelnen<br />
Transistoren und aufgebauten Schaltungen verglichen.<br />
Schlüsselwörter—Organische Elektronik, Organic<br />
Electronics, OFET, OTFT, Simulation, Mo<strong>de</strong>llierung.<br />
Stefan Hengen, s.hengen@hs.mannheim.<strong>de</strong>, Bernd Scherwath,<br />
bernd.scherwath@hs-mannheim.<strong>de</strong>, Christian Haas, christian.haas@hs-mannheim.<strong>de</strong>,<br />
Bernd Vettermann, b.vettermann@hsmannheim.<strong>de</strong>,<br />
Prof. Dr. Jürgen Giehl, j.giehl@hs-mannheim.<strong>de</strong>,<br />
Hochschule Mannheim, Paul-Wittsack-Str. 10, 68163 Mannheim.<br />
I. EINLEITUNG<br />
Gedruckte organische Elektronik verspricht Neuerungen,<br />
welche mit herkömmlicher Silizium-<br />
Technologie nicht umsetzbar sind. Schaltungen können<br />
flexibel, transparent und großflächig hergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, außer<strong>de</strong>m könnten die Herstellungskosten<br />
<strong>de</strong>utlich gesenkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Organische Elektronik basiert auf Halbleitern aus<br />
organischen Materialien, diese lassen sich prinzipiell<br />
in Lösemitteln lösen und dann flüssig verarbeiten.<br />
Dadurch wird es möglich, die Herstellungsprozesse<br />
von komplizierten und aufwendigen Verfahren zu<br />
einfacheren Druckprozessen umzustellen. Transistoren<br />
aus flüssigprozessierten Materialien haben jedoch<br />
Nachteile gegenüber <strong>de</strong>r Silizium-Technologie. Durch<br />
die einfacheren Prozesse müssen die Strukturen <strong>de</strong>utlich<br />
größer gewählt wer<strong>de</strong>n, gleichzeitig ist jedoch die<br />
Ladungsträgerbeweglichkeit etwa zwei bis drei Größenordnungen<br />
geringer <strong>als</strong> bei Silizium. Dies führt<br />
dazu, dass Schaltungen mit wenigen Transistoren<br />
mehrere cm² groß wer<strong>de</strong>n können. Da es angestrebt<br />
ist, elektronische Schaltungen z.B. bei <strong>de</strong>r Verpackungsherstellung<br />
im Druckprozess zu erzeugen,<br />
spielt jedoch <strong>de</strong>r Flächenbedarf eine untergeordnete<br />
Rolle. Es gibt auch Anwendungsfälle, in <strong>de</strong>nen explizit<br />
große Flächen gefertigt wer<strong>de</strong>n sollen, z.B. organische<br />
Photovoltaik (OPV) und organische Leuchtdio<strong>de</strong>n<br />
(OLED) zu Beleuchtungszwecken.<br />
A. Transistoraufbau<br />
Bei <strong>de</strong>r Herstellung organischer Transistoren<br />
(OTFT= Organic Thin Film Transistor) wird, wie auch<br />
bei Dünnschichttransistoren, zwischen grundlegend<br />
verschie<strong>de</strong>nen Ausführungen unterschie<strong>de</strong>n. Sowohl<br />
das Gate <strong>als</strong> auch Drain und Source können entwe<strong>de</strong>r<br />
direkt auf <strong>de</strong>m verwen<strong>de</strong>ten Substrat liegen o<strong>de</strong>r erst<br />
im späteren Verlauf <strong>de</strong>r Herstellung aufgebracht wer<strong>de</strong>n.<br />
Unterschie<strong>de</strong>n wird so zwischen Top- o<strong>de</strong>r<br />
Bottom- Contact und/o<strong>de</strong>r Gate. Bei <strong>de</strong>n hier gezeigten<br />
Transistoren han<strong>de</strong>lt es sich um eine Top-Gate,<br />
Bottom-Contact Topologie. Drain und Source liegen<br />
direkt auf <strong>de</strong>m Substrat, darüber Halbleiter und Dielektrikum,<br />
das Gate wird <strong>als</strong> letzte Schicht aufgebracht.<br />
Abb. 1 zeigt <strong>de</strong>n Querschnitt <strong>de</strong>s verwen<strong>de</strong>ten<br />
Transistortyps. Als Substrate kommen Glas und flexible<br />
Folien (z.B. PET (Polyäthylenterephthalat,<br />
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