Magazin 198412
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die Helfer, die mit heißen Ohren sich<br />
wartend auf die Probe stellen lassen<br />
hinsichtlich ihrer Geduld und Belastungsfähigkeit).<br />
Wieviel - mal ehrlieh!<br />
- Verletzte liegen denn so für uns<br />
bereit? Wieviel Stunden dauert der Einsatz?<br />
Wann wird je praktisch das Ablösen<br />
einer Einheit geübt, mit all den Problemen<br />
der schreienden Verletzten, die,<br />
weil das Ablösen ein Herauslösen ist,<br />
nun nicht mehr versorgt werden, weil<br />
die Helfer es physisch nicht mehr<br />
schaffen?<br />
Was ist es für ein Gefühl für einen Helfer,<br />
nach einem halben Tag Arbeit, halb<br />
erfroren, weil kaum etwas geleistet, eine<br />
Erbsensuppe zu bekommen und die Katastrophe<br />
offiziell wirksam bekämpft zu<br />
haben; ein Bier noch und ab ins Privatleben?<br />
Welches Vertrauen kann der Helfer haben<br />
und welche Vorstellungskraft wird<br />
vom Einheitsführer verlangt, wenn er<br />
hört, daß man sich vor vier Jahren geirrt<br />
habe, und die STAN des SZ in der Arztgruppe<br />
durch einen weiteren Möbelwagen<br />
- also beordert - verstärkt werden<br />
müßte, weil sonst die Ausstattung gar<br />
nicht transportiert werden kann?<br />
Gibt es eigentlich einen Arztgruppenführer,<br />
der schon mal - und sei es nur als<br />
Attrappe - seine Ausstattung an Medikamenten<br />
und Verbandmitteln je gesehen<br />
hat?<br />
50 ZS-MAGAZIN '2/84<br />
Organisation durch<br />
den Zugführer.<br />
(Foto: Waasmuth)<br />
Gar nicht erst soll von den Anfeindungen<br />
gesprochen werden, denen sich die<br />
KatS zur Zeit ausgesetzt sieht. Hier nützen<br />
auch keine Wortspiele, Triage und/<br />
oder Sichtung bleiben als taktische Begriffe<br />
inhaltlich stehen. Mit ein wenig<br />
sturer Ignoranz konnte bislang an Motivation<br />
gerettet werden, was noch so<br />
dringend benötigt wird, um ein Mindestmaß<br />
an Identifikation mit den Aufgaben<br />
zu behalten.<br />
So fragt man POlitiker, ob überhaupt ein<br />
Kriegsbild zur Verfügung stünde, HVB's<br />
erfinden Szenarios, in denen auch bei<br />
friedensmäßiger Lage Rettungsdienst,<br />
die Löschkräfte der Feuerwehren, Nachbarschaftshilfe<br />
gar nicht vorkommen,<br />
sondern "zu Übungszwecken" die Verletzten<br />
beim Hinweis des Schiedsrichters<br />
"sie kommen!" anfangen zu<br />
schreien und vor lauter Funktionern und<br />
Aufbau/Einrichten von Plätzen etc. noch<br />
lange warten müssen, bis der KatS sie<br />
versorgt und - da man ja motivieren<br />
muß, und keinem wehtun darf (was auch<br />
für den HVB gilt) - dann war die Übung<br />
ein Erfolg, mal abgesehen von ein paar<br />
Kleinigkeiten. Ehrlich - welche Übung<br />
läuft nicht so ab?<br />
Seien wir doch mal ehrlich. Es wird nicht<br />
der hundertprozentige Schutz, die Superhilfe<br />
erwartet. Aber es ist eben auch<br />
der ZF nicht der beste Führer, der nur<br />
den Kfz-Marsch aufs i-Tüpfelchen be-<br />
herrscht. Führen spielt sich im Kopf ab<br />
und unsere ZF haben einen solchen.<br />
Exemplarisches Lehren, Entschlacken,<br />
das Machbare tun, Anpassung durchaus<br />
an landschaftliche Gegebenheiten (im<br />
Wald und auf der Heide ist's eben anders<br />
als in der Großstadt), Aufarbeitung<br />
von Defiziten in der Theorie des Einsatzes.<br />
Die Helferschaften sind gut und willig<br />
und damit Bürger im besten Sinne.<br />
Bieten wir ihnen eine gute Ausbildungl<br />
Nun möge jedoch niemand behaupten,<br />
die Organisationen verstünden nichts<br />
von ihrem Handwerk. Noch haben sie<br />
jede Situation meistern können. Und<br />
wenn man sieht, wie zur Zeit zu beordernde<br />
Kfz oder noch nicht ausgelieferte<br />
durch viel Erfindungsgeist und<br />
Phantasie ersetzt werden durch Selbstgestricktes,<br />
vom Wohnwagenanhänger<br />
bis zum Werkstattwagen, und wenn vom<br />
Küchenwagen bis zum BKTW in der<br />
Einheit so manches mitfährt, so kann<br />
man wohl keinen Unwillen unterstellen.<br />
Und trotzdem bleibt es schwierig.<br />
Also - wer hilft denn nun dem Ausbilder?<br />
- oc-<br />
Nachwort<br />
Die vorstehenden Ausführungen einer<br />
engagierten Lehrkraft beschreiben die<br />
Problematik der Ausbildung der Helfer<br />
und Führungskräfte im KatS in zutreffender<br />
Weise.<br />
Bestehende Ausbildungspläne, Richtlinien<br />
und Gesetze, d,e auch die Vermittlung<br />
mittlerweile überdenkenswerter Unterrichtsstoffe<br />
festschreiben, verstärken<br />
die Diskrepanz zwischen Ausbildung<br />
und Realität. Die ungenügenden<br />
Übungs- und Einsatzmöglichkeiten, unklare<br />
Einsatzsituationen und die theoretisch<br />
wenig überzeugend gelöste Zusammenarbeit<br />
des Rettungsdienstes mit<br />
dem KatS erschweren zusätzlich eine<br />
praxisnahe Ausbildung.<br />
Der Verfasser hat an hand einiger ausgewählter<br />
Beispiele auf Mißstände und Ungereimtheiten<br />
hingewiesen und damit<br />
die Forderung nach exemplarischem<br />
Lehren und Praxisnähe verbunden.<br />
Die Anmerkungen des Autors sind nicht<br />
zuletzt aus dem Wunsch nach effizienterem<br />
Einsatz motivierter Helfer heraus zu<br />
verstehen und daher von der JUH zu<br />
unterstützen.<br />
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten hat die<br />
JU H bereits Maßnahmen zur Änderung<br />
der kritisierten Situation ergriffen. Den<br />
Lehrkräften liegt ein neues Konzept zur<br />
Ausbildung der Führungskräfte vor, das<br />
vielen der gestellten Forderungen Rechnung<br />
trägt. Jetzt liegt es am Gesetzgeber,<br />
seinen Teil zu einer sinnvollen und<br />
motivierenden Ausbildung beizutragen.<br />
P. Adrian