Magazin 198412
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BundesInnenminister Dr. Zimmermann<br />
"Im Frieden elfülH<br />
der Zivilschutz<br />
wichtige Dienste<br />
für die Allgen1einheit"<br />
Am Mittwoch, 28. November 1984, hat der<br />
Deutsche Bundestag in seiner 104. Sitzung<br />
im Rahmen der zweiten Beratung<br />
des Haushaltsgesetzes 1985 dem Einzetplan<br />
06 - Geschäftsbereich des Bundesministers<br />
des Innern - u. a. in Verbindung<br />
mit Einzelplan 36 - Zivile Verteidigung -<br />
diskutiert und beschlossen.<br />
In der Debatte gingen Bundesinnenminister<br />
Dr. Zimmermann, OppositIonssprecher<br />
Dr. Nöbel (SPD) und der CDUICSU<br />
Abgeordnete Dr. Laufs in ihren Beiträgen<br />
auch auf die Zivile Verteidigung ein.<br />
Minister Dr. Zimmermann erklärte dazu :<br />
"Einen wichtigen Beitrag zur inneren SIcherheit<br />
leistet auch der Zivilschutz. Er hat<br />
drei wesentliche Aufgaben. Er soll Vorsorge<br />
treffen gegen Katastrophen. Er soll<br />
die Bevölkerung rechtzeitig vor drohenden<br />
Gefahren warnen. Er soll durch ärztliche<br />
Versorgung und Schutzmaßnahmen Menschenleben<br />
retten.<br />
Im Frieden erfüllt der Zivilschutz wichtige<br />
Dienste fur die Allgemeinheit. Aber der<br />
Zivilschutz hat selbstverstandlich auch für<br />
den Verteidigungsfall Vorsorge zu treffen.<br />
Dazu gehört auch der Schutzraumbau,<br />
über dessen Notwendigkeit es gerade in<br />
neutralen Ländern überhaupt keine DISkUSSion<br />
gibt. Ein verstärkter Schutzraumbau<br />
erhöht zweifellos die Glaubwürdigkeit<br />
unserer Verteidigungsbereitschaft und ist<br />
wohl die eindeutige Defensivmaßnahme,<br />
die es überhaupt gibt. Ohne ideologische<br />
Scheuklappen betrachtet ist die Frage des<br />
Schutzraumbaus eine Frage der finanziellen<br />
Mittel des Staates und des finanziell<br />
Zumutbaren für einen Bauträger .•<br />
Der SPD-Abgeordnete Dr. Nöbel beschäftigte<br />
sich ausführlich mit dem Komplex:<br />
"Über Sinn und Unsinn von Schutz raumbauten<br />
werden wir uns bei der Novellierung<br />
des Zivilschutzgesetzes zu unterhalten haben.<br />
Aber daß Sie mit einer Schutzraumbaupllichl<br />
aufwarten und dazu gelieferten<br />
Preiskalkulationen, über die Sie leder se-<br />
6 ZS·MAGAZIN 12/84<br />
riöse Architekt auslacht, ist schon ein starkes<br />
Stück. Daß Sie bei Kostenneutralität<br />
die EInrichtungsträger zwingen wollen,<br />
Krankenhausbettenkapazitaten für die erhöhten<br />
Anforderungen eines Verteidigungsfalles<br />
bereitzuhalten, während<br />
gleichzeitig im Krankenhausfinanzierungsgesetz<br />
alles getan wird, um den Abbau von<br />
Betten zu erzwingen, spricht für das heillose<br />
Durcheinander in diesem Regierungsladen.<br />
Sie wollen Zivilschutzdlenstpllicht und lassen<br />
sich von Ihrem Kollegen Wörner, Herr<br />
Zimmermann, den Entwurf eines Gesetzes<br />
zur Änderung des Wehrpllichtgesetzes<br />
und des Zivildienstgesetzes - vom Bundesrat<br />
eingebracht - kaputtmachen, bei<br />
dem es um nichts anderes geht als um die<br />
uneingeschränkte Freistellung des hauptamtlichen<br />
Einsatzpersonals der öffentlichen<br />
Feuerwehren vom Wehr- und Zivildienst<br />
- und dabei um Minimalzahlen,<br />
nämlich um 2645 Leute, die derWehrüberwachung<br />
unterliegen, von denen 236 mobilmachungsbeordert<br />
Sind. So Sieht es aus<br />
im Hause Zimmermann. Zur Einführung<br />
einer Zivilschutzdienstpflicht haben Sie<br />
wohl nur genüge Reaktionen ins Haus bekommen,<br />
so das geharnischte Schreiben<br />
des Präsidenten des Deutschen Roten<br />
Kreuzes, des früheren Kollegen aus Ihren<br />
Reihen, Botho Prinz zu Sayn-Wittgenstein,<br />
der ,existentielle Grundsätze des Roten<br />
Kreuzes, insbesondere den Grundsatz der<br />
Freiwilligkeit sowie Wichtige Bestimmungen<br />
des humanltaren Völkerrechts' berührt<br />
Sieht. Es spricht weiter von ,nachhaltiger<br />
Rechtsunsicherheli'. Zum Entwurf insge- I<br />
samt schrieb er Ihnen: ,wir haben grundsätzliche<br />
Bedenken gegen wesentliche<br />
Zielvorstellungen und Inhalte, die Ihr Haus<br />
mit diesem Gesetzentwurf verwirklichen<br />
möchte, geltend zu machen.' Er werde<br />
,dem Auftrag nicht gerecht' - der Gesetzentwurf<br />
-, ,die Gesamtsituation des Zivilschutzes<br />
in der Bundesrepublik Deutschland<br />
entscheidend zu verbessern. Der Entwurf<br />
läßt darüber hinaus', so sagt er, ,wich-<br />
tige humanitäre völkerrechtliche Regelungen<br />
der Genfer Rotkreuz-Abkommen unberücksichtigt.'<br />
Und es heißt dann: Bel<br />
wirklichkeitsnaher Betrachtung einer möglichen<br />
Konfliktsituation wird davon auszugehen<br />
sein, daß breitgefächerte, zentral<br />
gelenkte Zivilschutz maßnahmen in aller<br />
Regel nicht wirksam werden können, sondern<br />
daß jede Stadt und ledes Dorf auf sich<br />
selbst angewiesen sein Wird. Die Johanniter-Unfall-Hilfe<br />
hat Sich geharnischt<br />
gemeldet, man habe den ,Eindruck, daß<br />
das Ziel, die ZIvilschutzgesetzgebung zu<br />
vereinfachen, nicht erreicht worden' sei,<br />
sondern das Gegenteil. Die Bundesvereinigung<br />
der kommunalen Spitzen verbände<br />
beschwert sich darüber, ,daß der<br />
Bund, obwohl dies mit Art. 104 a Grundgesetz<br />
nicht vereinbar wäre, weiter bestrebt<br />
ist, den kommunalen Gebietskörperschaften<br />
zusätzlich Kosten über eine Beteiligung<br />
an den Zweckkosten aufzubürden '. Herr<br />
Zimmermann, Sie haben schwerste Kritik<br />
von den Feuerwehren erfahren, vom Malteser-Hilfsdienst,<br />
dem Arbeiter-Samallter<br />
Bund, der Arbeiter-Wohlfahrt, dem Hartmann-Bund<br />
und großen ärztlichen Vereinigungen<br />
... "<br />
Dr. Laufs als Sprecher der CDU/CSU<br />
Bundestagsfraktion g ng auf die Äußerungen<br />
der OppOSition detailliert ein .<br />
"Den jüngsten Beleg für die Flucht aus<br />
einer verantwortungsvollen Politik bieten<br />
Sie, meine Damen und Herren von der<br />
SPD, im Bereich der Zivilen Verteidigung.<br />
Am 3. Juli 1980 forderte der Deutsche<br />
Bundestag nach ausführlichen Beratungen<br />
im Innenausschuß die Bundesregierung<br />
einstimmig auf, die Zivilschutzgesetzgebung<br />
zu novellieren und, damit einhergehend,<br />
vorhandene DefiZite Im ZIVilschutz<br />
zu beseitigen. Diese waren so erheblich,<br />
daß das Wort umging . Der Katastrophenschutz<br />
ist eine Katastrophe. Die Regierung<br />
Helmut Schmidt hat sich dem Auftrag des<br />
Bundestages entzogen. Die Regierung<br />
Helmut Kohl schickt Sich an, diesen Auftrag<br />
zu erfüllen. Und Wir unterstützen sie dabei.