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mir nix Neu's. Daß er a Tropf is, dös wissen mir scho lang! Un was<br />

für a miserabliger!« — Wobei hinzugefügt wer<strong>de</strong>n darf, daß das<br />

Wort Tropf wohl auch außerhalb Bayerns die Bezeichnung für<br />

nichtsnutziger Mensch ist.<br />

Aber Tropf ist doch eher die Bezeichnung für einen, <strong>de</strong>r, nur gewohnt<br />

auszuschnei<strong>de</strong>n, sich einmal auch zum Kommentieren hinreißen läßt.<br />

* * *<br />

EIN GRILLPARZER—ZITAT<br />

bringt <strong>de</strong>r lebensprühen<strong>de</strong> J. A. Lux, an <strong>de</strong>ssen Bekenntnisfreu<strong>de</strong> ich mich mit<br />

Kralik sehr erfreue, in einer katholischen Humoreske <strong>de</strong>r Zeitschrift 'Das<br />

neue Reich'. Er empfiehlt darin, wie Grillparzer<br />

reuig zur geschmähten Heimat zurückzukehren als <strong>de</strong>m einzigen<br />

Anschluß, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Edlen geziemt nach Schillers erhabener Mahnung:<br />

»Ans Vaterland, an's teure, schließ dich an, das halte fest<br />

mit <strong>de</strong>inem ganzen Herzen!« O<strong>de</strong>r nach Grillparzers Worten im<br />

Hinblick auf dieses alte, herrliche, unverlierbare Österreich: »Der<br />

Österreicher hat ein Vaterland, und liebt es, und hat auch<br />

Ursach', es zu lieben!«<br />

Gott bewahre, daß ich die hohen geistigen Werte <strong>de</strong>r Weimarer<br />

Dichtergrößen schmälern möchte, ohne die wir auch unsere Bildung<br />

uns nicht <strong>de</strong>nken können, wenngleich <strong>de</strong>r große dramatische<br />

Genius Weimars nicht eben Goethe, son<strong>de</strong>rn Schiller war,<br />

<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> bei uns die intensivste Pflege gefun<strong>de</strong>n hat ...<br />

Er hätte vielleicht — wenn jener Grillparzer—Vers von ihm wäre — statt »liebt<br />

es« »liebt's« gesagt. Daß <strong>de</strong>r Österreicher Ursache dazu hat, hat jener ja bekanntlich<br />

auch in <strong>de</strong>n Worten ausgedrückt: »Dies Österreich, es ist ein schönes<br />

Land, wohl wert, daß sich ein Fürst sein unterwin<strong>de</strong>«. Welchen Schiller—<br />

Vers, <strong>de</strong>r doch im Hinblick auf die kaiserlose, die schreckliche Zeit gera<strong>de</strong>zu<br />

einen Ausweg weist, sich <strong>de</strong>r Herr Lux entgehen ließ, trotz seinem scharfen<br />

Aug und wiewohl wir unsere Bildung uns ohne die ungeschmälerten geistigen<br />

Werte <strong>de</strong>r Weimarer Dichtergrößen nicht <strong>de</strong>nken können und gera<strong>de</strong> Schiller<br />

bei uns ja die intensivste Pflege gefun<strong>de</strong>n hat.<br />

* * *<br />

ZWEI AUS DER STEIERMARK<br />

Was diese <strong>de</strong>utschen Dichter doch für <strong>de</strong>likate Naturen sind. Herr Rudolf<br />

Hans Bartsch wird von einem Mitsteirer für das Neue Wiener Journal interviewt<br />

und trägt <strong>de</strong>m genius loci wie folgt Rechnung:<br />

Bartsch erzählt weiter von <strong>de</strong>m jungen Schriftsteller W., <strong>de</strong>n er<br />

wie<strong>de</strong>r in Graz getroffen, wohin er von Rom zurückgekehrt sei.<br />

Dabei meint er wehmutsvoll, wie sehr er sich nach <strong>de</strong>r ewigen<br />

Stadt am Tiber sehne und wie gerne er einmal dorthin gelangen<br />

möchte. W. war in früheren Jahren in Mürzzuschlag <strong>de</strong>r Liebhaber<br />

<strong>de</strong>r koketten Frau <strong>de</strong>s damaligen Bezirkshauptmanns H. gewesen.<br />

Der junge Tor ahnte freilich nicht, welches En<strong>de</strong> sein Liebesabenteuer<br />

nehmen sollte. Der Gatte erschoß sich, als er von <strong>de</strong>m Fehltritt<br />

seiner Frau Kenntnis erlangte. Bartsch berichtet <strong>de</strong>n Fall, da<br />

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