RICHARD i
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weiss. Es komt sehr wenig dabei heraus. Ich stehe<br />
beschamt gegenüber dem Gewissen unserer Kultur<br />
(das ja in gewisser Hinsicht auch mein Gewissen<br />
ist), und das die Forderung stellt, dass man weiss,<br />
wissenschaftlich gründlich und kritisch weiss, und<br />
das für's Nicht-wissen höchstens ein bischen überlegene<br />
Verachtung übrig hat. Ich komme mir leicht<br />
erbarmlich vor. Nicht gegenüber demWeltall, nein,<br />
gegenüber dem, was Menschen zusammengetragen<br />
und aufgebaut haben, gegenüber demmenschlichen<br />
Wissen, gegenüber der heroischen Leistung jenes<br />
Geschlechts, von dem ich ein Teil bin, an dessen<br />
bewundernswerter Arbeit ich aber keinen Teil<br />
habe. Ein Schabiger, Erbarmlicher.<br />
Das bischen, was ich vom Mond und den Sternen<br />
weiss, ist zu wenig, um nach dem Masstab<br />
heutigen Wissens als Wissen überhaupt in Betracht<br />
zu kommen.<br />
Weiter aber: das Bedürfnis, nun also mehr vom<br />
Sternenhimmel zu erfahren, verflüchtigt sich sogleich,<br />
da in der laienhaften Vorstellung die gegenwartige<br />
Wissenschaft als ein Koloss von so erdrükkendem<br />
Gewicht empfunden wird, dass einem alle<br />
Lust entschwindet, in ihr Gebiet einzubrechen.<br />
Wissen ohne Wissenschaft ist heute und also für<br />
uns Heutige kein Wissen mehr, wird auch vom<br />
Laien nicht mehr als solches angesehen; und so<br />
verzichtet er, der Laie, um sich nicht mit verachtlichem<br />
Halbwissen anzufüllen, ganz und gar auf<br />
die Vermehrung seiner Kenntnisse, soweit sie ihm<br />
im praktischen Leben ohne Nutzen sind. Er überlasst<br />
das Wissen den Spezialisten, den Wissen-<br />
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