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RICHARD i

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Richard auf Umwegen, um eine gehorige Zeit abzupassen,<br />

zu ihrem Haus.<br />

Er klingelt; man lasst ihn ein, lasst ihn warten.<br />

Schliesslich erscheint Mirjam, verandert, zerstreut,<br />

uninteressiert. Nichts von innigen Augen,<br />

die sich in einen treuherzig, ja hingebend hineinbohren,<br />

stattdessen: Reserve, Beherrschtheit.<br />

Wir kennen die Ursache von Mirjams Haltung:<br />

zwischen der ersten Begegnung mit Richard und<br />

diesem Sonnabendnachmittag lagen acht Tage, und<br />

die Tage gehen fiir ein junges hübsches weibliches<br />

Wesen mit anziehendem Bliek nicht immer erlebnislos<br />

vorbei.<br />

Richard also durfte sich wieder auf die Bahn setzen<br />

und seine paar Dutzend Kilometer zuriickfahren,<br />

und wahrend eine frühlingsgrüne Landschaft<br />

an ihm vorbeiglitt (auf dem Hinweg hatte<br />

er nicht auf sie geachtet), dankte er dem Himmel,<br />

dass er diesmal so leichten Kaufes davongekommen<br />

sei. Enthoben allen Forderungen des Entzücktseins<br />

erfiillt ihn das erhebende Bewusstsein<br />

seiner Freiheit.<br />

Ich hatte gehofft, mit diesen wenigen Worten diese<br />

kurze Angelegenheit zu erledigen — schliesslich<br />

war es ja eigentich gerade das Gegenteil von<br />

dem, was man ein Erlebnis nennt — aber hier<br />

kommen wir auf das, was schon neulich bemerkt<br />

wurde: dass nfimlich ein Erlebnis materiell zwar<br />

in dem besteht, was „passiert", seine geistige Bedeutung<br />

aber erst erhalt durch das, was wir von<br />

uns aus dazutun. Und so ist es auch mit dieser Ge-<br />

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