RICHARD i
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widerlegen wollen, entgegensetzen können. Was sie<br />
denn auch tun.DerUnwissende kann das nicht; der<br />
sieht nur, dass wieder mal etwas widerlegt ist. Die<br />
Situation stellt sich also ungefahr folgendermassen<br />
dar: alles, was wir wissen, wird fortwahrend widerlegt.<br />
Es ist zwar alles nicht gerade genau umgekehrt,<br />
wie wir bisher annahmen, dass es sei, aber<br />
jedenfalls anders. Und da kann man denn begreifen,<br />
dass einer ganz gern zu den Unwissenden gehort.<br />
Er braucht sich nicht fortwahrend zu korrigieren.<br />
Sagen wir mal grobweg: das Wissen ist eine Sache<br />
fürSpezialisten geworden.Diese können mehr oder<br />
weniger scharf umschreiben, was sie nicht wissen.<br />
Sie sind überhaupt in jeder Hinsicht praziser, genauer,<br />
deutlicher als der Unwissende. Für den<br />
Unwissenden gibt es aber — will er nicht dem<br />
fürchterlichsten Dilettantismus verfallen —. nur<br />
„Schweigen und Zusehen". Er weiss eben heute<br />
mehr denn je „überhaupt nichts". Das tatsachliche<br />
Wissen ist derart dem einfachen Leben entrückt,<br />
es bewegt sich auf so raffinierten Höhen, ist so<br />
kompliziert und abgründig, das der Laie am besten<br />
den Mund halt und garnicht erst den Versuch<br />
macht, sich eine Meinung zu bilden. Die Meinung<br />
kann ja doch nur auf Unwissen und Irrtum beruhen.<br />
Es fehlt ihm ja die Grundlage: dieKontrolle<br />
der Tatsachen. Er muss alles auf Treu und Glauben<br />
hinnehmen. Sollte er doch eine „richtige" Meinung<br />
haben, so muss er das demZufall danken. Ein folgerichtiges<br />
Denken an Hand von Tatsachen ist ihm<br />
unmöglich, weil er nicht alle der Wissenschaft<br />
gegenwartigen Tatsachen kennt. Eine Meinung ist<br />
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