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Ghetto Wilna - Arbeit und Leben (DGB/VHS) Hochtaunus

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möglichen Befreiung liquidiert, die zu diesem Zeitpunkt noch <strong>Leben</strong>den in die Konzentrations-<br />

<strong>und</strong> Vernichtungslager gebracht.<br />

Vertreibung in zwei <strong>Ghetto</strong>s<br />

Am 2. September 1941 wurde der Judenrat auf deutschen Befehl aufgelöst, am 6. September<br />

begann die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus dem gesamten Stadtgebiet in zwei<br />

<strong>Ghetto</strong>s. Mitgenommen werden durfte nur, was man tragen konnte. Über verschiedene Sammelplätze<br />

wurden etwa 29.000 Menschen in das große, 9-10.000 in das angrenzende kleine<br />

<strong>Ghetto</strong> dirigiert. Etwa 6.000 Personen wurden während der Vertreibung über den Transit<br />

Lukiszki-Gefängnis direkt nach Ponar gebracht.<br />

Mascha Rolnikaite hielt sich gerade bei ihrem Lehrer auf, als die Befehle kamen: „In der Rudniku-Straße<br />

wird neben der Kirche ein Zaun aufgerichtet. Es ist ein Durchgang frei gelassen,<br />

durch den Soldaten die Leute treiben. ... Immer mehr <strong>und</strong> mehr Leute werden hereingetrieben.<br />

Verstört <strong>und</strong> erschöpft lassen sie ihre Bündel fallen <strong>und</strong> setzen sich gleich hier, auf den Straßen,<br />

in den Höfen hin. Überall wimmelt es von Leuten. Ich drücke mich zwischen ihnen herum,<br />

schaue in die Höfe, finde aber die Mutti nirgends.“ (Rolnikaite, S. 32)<br />

<strong>Wilna</strong>er <strong>Ghetto</strong> – Quelle: http://www.deathcamps.org/occupation/pic/bigvilniusghettomap.jpg<br />

Am nächsten Tag fand sie ihre Angehörigen <strong>und</strong> eine Unterkunft: „Wir wohnen gleich im ersten<br />

Haus hinter dem Tor, Rudniku-Straße 16. In unserer Wohnung stehen einige Betten, die<br />

von früheren Mietern zurück geblieben sind. In denen schlafen alte Leute <strong>und</strong> Kinder. Wir<br />

müssen zu fünft zwischen den beiden Fenstern auf dem Boden Platz finden. Tagsüber werden<br />

die Betten weggeräumt, sonst gäbe es überhaupt keinen Durchgang. Auch nachts finden nicht<br />

alle auf dem Fußboden Platz. Ein Mädchen schläft auf dem Tisch, ein anderes einfach in der<br />

Wanne. Eine Familie hat sich in der Küche nieder gelassen. In unserer Wohnung hausen sage<br />

<strong>und</strong> schreibe acht Familien.“ (Rolnikaite, S. 37)<br />

Alle suchen nach Familienangehörigen, Fre<strong>und</strong>en, Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> einer Bleibe. Diejenigen,<br />

die in der Nähe des neuen <strong>Ghetto</strong>s gewohnt hatten, kamen schneller an <strong>und</strong> fanden eher einen<br />

Platz. Wer trotz Verbot <strong>und</strong> drohender Todesstrafe in seinen Bündeln Geld oder Wertsachen<br />

versteckt hatte, hatte vielleicht die Möglichkeit im Gewühl litauische Beamte zu bestechen.<br />

Doch viele fanden in den ersten Tagen keine Bleibe <strong>und</strong> schliefen unter Treppen oder in Kellern.<br />

Terror durch <strong>Arbeit</strong>sscheine <strong>und</strong> Selektionen<br />

Mitte Oktober 1941 wurde die Vergabe von <strong>Arbeit</strong>sscheinen für die Zwangsarbeit zentralisiert.<br />

Die deutsche Verwaltung bestimmte die Menge der einheitlich aussehenden Ausweise.<br />

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