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Ghetto Wilna - Arbeit und Leben (DGB/VHS) Hochtaunus

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Die Bibliothek im <strong>Ghetto</strong><br />

Die Idee, die alte <strong>und</strong> bedeutsame Bibliothek „Mefitze Haskole“, die innerhalb der <strong>Ghetto</strong>mauern<br />

stand, zu erhalten war eine Idee des B<strong>und</strong>isten Herman Kruk. Aus dieser Idee wurde<br />

ein wichtiges kulturelles Zentrum des <strong>Ghetto</strong>s. Der Bestand der Bibliothek waren die noch<br />

nicht von Deutschen geplünderten Bücher der ehemaligen Bibliothek. Aufgestockt wurde er<br />

mit ins <strong>Ghetto</strong> geschmuggelten Werken, die in der Stadt arbeitende ZwangsarbeiterInnen mitbrachten.<br />

Herman Kruk schrieb in einem Bericht aus Anlass des einjährigen Jubiläums der Bibliothek:<br />

„ … Die traurigen Ereignisse am 2./3. September 1941 (vgl. Grosse Provokation, G.S.), die<br />

Umsiedlung in das <strong>Ghetto</strong> <strong>und</strong> die ersten Tage des <strong>Ghetto</strong>lebens ließen in keiner Weise ahnen,<br />

dass das Buch bei den gejagten <strong>und</strong> geplagten Lesern noch ein anderes als ein rein materielles<br />

Interesse würde wecken können.<br />

Das Gebäude der Bibliothek im <strong>Ghetto</strong> Strashungasse 4 – Foto 2002<br />

Für die meisten dient das Buch zum Zeitvertreib, <strong>und</strong> nur einer Minderheit zur Bildung, zur<br />

Selbstreflexion, Vertiefung <strong>und</strong> Vervollkommnung – wem wäre jetzt daran gelegen?<br />

… Im <strong>Ghetto</strong> Bücher lesen – mit dieser Idee konnte kaum jemand etwas anfangen. So sah es<br />

jedenfalls am 8. September (1941) aus, als die Bibliothek ‚beschlagnahmt‘ wurde. Als aber<br />

die Bibliothek am 15. September für die <strong>Ghetto</strong>leser eröffnete, zeigte sich, dass die früheren<br />

Annahmen weit von der Wirklichkeit entfernt gewesen waren: die neuen <strong>Ghetto</strong>-Bürger<br />

drängten sich wie durstige Lämmer nach den Büchern. …<br />

Der Mensch erträgt Hunger, Not <strong>und</strong> Schmerz, aber nicht die Einsamkeit. Stärker noch als unter<br />

normalen Bedingungen ist er in Notzeiten auf Bücher angewiesen….", (YIVO, RG 223-<br />

369/370)<br />

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