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Ghetto Wilna - Arbeit und Leben (DGB/VHS) Hochtaunus

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Filmen, die vor allem das <strong>Leben</strong> im überfüllten von den Deutschen eingerichteten <strong>Ghetto</strong> zeigen.<br />

Der Film beginnt im <strong>Wilna</strong>-Haus in Israel, wo die MusikerInnen von gojim vor Überlebenden<br />

<strong>Ghetto</strong>-Lieder singen, die alle noch auswendig können <strong>und</strong> die oftmals Tränen auslösen. Immer<br />

wieder untermalen die Lieder Aufnahmen von <strong>Wilna</strong> heute <strong>und</strong> <strong>Wilna</strong> einst. Rachel<br />

Margolis war etwas älter als manch eine andere Überlebende, da sie zu studieren begann, als<br />

die Deutschen kamen. Sie schloss sich den Partisanen an <strong>und</strong> scheint ein wenig ratlos, dass<br />

nicht mehr Menschen Widerstand leisteten. Rachel erklärt es sich so, dass zunächst einmal<br />

vor allem Frauen mit Kindern <strong>und</strong> alte Menschen in zuerst zwei <strong>Ghetto</strong>s, dann eines gepfercht<br />

wurden, während von Anfang an tausende Männer vorgeblich zum <strong>Arbeit</strong>en weggebracht, in<br />

Wahrheit aber erschossen wurden.<br />

„Ich war 19 Jahre <strong>und</strong> habe eine polnische Schule abgeschlossen <strong>und</strong> angefangen, Biologie an<br />

der Universität zu studieren. Nur ein Jahr. Und da war der Anfang vom Krieg. Mein einziges<br />

Ziel war Studieren <strong>und</strong> jung sein. Und das war gleich das Ende meiner Jugend.“ Rachel<br />

Margolis, Universitätsprofessorin<br />

Die Zurückgebliebenen hatten nicht nur schlechtere Voraussetzungen, sich zu wehren, sie hätten<br />

sich auch erstmal Waffen besorgen müssen. Tatsächlich schmuggelte der Widerstand auf<br />

einfallsreiche Weise Waffen, doch daran waren vor allem junge Männer <strong>und</strong> Frauen beteiligt.<br />

Rachel meint, dass die Deutschen kein Hehl aus ihrem Ziel machten, alle <strong>Wilna</strong>er Juden zu<br />

ermorden, führte auch zu lähmender Passivität. Gerade in <strong>Wilna</strong> ahnten die Juden offenbar intuitiv,<br />

dass die Nazis sie ausrotten wollten, <strong>und</strong> warnten auch andere bei Kontakten zum <strong>Ghetto</strong>widerstand<br />

anderswo, in Warschau <strong>und</strong> Bialystok.<br />

Bekannt ist ein später missverstandener Aufruf, die Juden mögen sich nicht wie Lämmer zur<br />

Schlachtbank führen lassen, der keineswegs Passivität unterstellt, sondern klar voraussah, was<br />

die Deutschen vorhaben. Rachel war Tochter eines bekannten Arztes, bezeichnet ihre Familie<br />

als reich <strong>und</strong> wollte eigentlich nur studieren <strong>und</strong> jung sein. Masha Rolnikaite ist bekannt<br />

durch ihr Tagebuch <strong>und</strong> erzählt, wie sehr ein litauischer Lehrer ihr <strong>und</strong> ihrer Familie half. Sie<br />

erinnert sich genau, dass das rasch eingerichtete <strong>Ghetto</strong> durch „Achtung Seuchengefahr“ gekennzeichnet<br />

wurde. In dieses Gebiet durften weder Brennmaterial noch <strong>Leben</strong>smittel gebracht<br />

werden.<br />

Masha Rolnikaite<br />

„Wir haben auf''s Wort gehorcht, was man uns gesagt hat. ‚Geh nach rechts!‘ ist man nach<br />

rechts gegangen ohne zu fragen, ,Geh nach links!, ist man nach links gegangen ohne zu fragen.<br />

Man hat das gemacht – ohne zu überlegen. Wir wurden sozusagen ‚gedrillt‘. So macht<br />

man's <strong>und</strong> aus.“ Shoshana Rabinovici<br />

Shoshana Rabinovici, die Mutter des auch politisch aktiven Autors Doron Rabinovici, überlebte<br />

das <strong>Ghetto</strong> als Kind. Vieles empfand sie erst in späterer Reflexion in voller Härte, beispielsweise<br />

die Enge, durch die man niemals für sich sein konnte. Kinder fühlten sich dadurch<br />

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