Bildungsungleichheiten und Bildungsarmut in Deutschland
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ogenen Lernumwelt. Auch die regionale Zuständigkeit der Länder, statt der zentralen des<br />
B<strong>und</strong>es, führen zur Differenzierung.<br />
Das Bildungsniveau ist sehr stark von den Bildungsausgaben <strong>und</strong> den Lehrplänen abhängig.<br />
Die deutsche Bildungsausgabenquote ist vergleichsweise niedrig.<br />
In den meisten europäischen Mitgliedsstaaten existiert die Ganztagesschule. Die Schüler<br />
lernen dort, wie sie Wissens<strong>in</strong>halte <strong>in</strong> der Praxis e<strong>in</strong>setzen können. Bei uns <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
wird durch die zeitliche Beschränkung des Unterrichts oft e<strong>in</strong> zu großer Schwerpunkt auf die<br />
Theorievermittlung gelegt <strong>und</strong> der Praxisbezug wird vernachlässigt.<br />
In der Elementarerziehung werden weitere Ursachen für die schlechten Ergebnisse des<br />
Durchschnitts unserer Schüler <strong>in</strong> der PISA-Studie gesehen. Deutsche K<strong>in</strong>dergärten haben<br />
den Ruf, sich als K<strong>in</strong>derpflegestätten zu betrachten, sodass die K<strong>in</strong>der bereits mit e<strong>in</strong>em<br />
Bildungsdefizit verglichen mit unseren europäischen Nachbarn, e<strong>in</strong>geschult werden.<br />
Wie für die Schulen, so werden auch die Gesetzesgr<strong>und</strong>lagen für die K<strong>in</strong>dergärten nicht<br />
zentral sondern regional vom jeweiligen B<strong>und</strong>esland erlassen. Im Elementarbereich gibt es <strong>in</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> ke<strong>in</strong>e vorgeschriebenen Lehrpläne, sondern die e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>dertagesstätten<br />
können sich ihre Lehr- <strong>und</strong> Lernziele selbst zusammenstellen. In Frankreich besuchen die<br />
K<strong>in</strong>der z.B. e<strong>in</strong>e Vorschule, <strong>in</strong> der sie schon bestimmte theoretische Lern<strong>in</strong>halte vermittelt<br />
bekommen. Abwechselnd mit der Vorschule können sie dort noch e<strong>in</strong>e andere<br />
K<strong>in</strong>dertagesstätte besuchen. Wir haben den Vor- <strong>und</strong> Nachteil, dass unsere Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
viel mehr Spielraum besitzen. K<strong>in</strong>der lernen erwiesenermaßen viel <strong>in</strong>tensiver, wenn die<br />
Lern<strong>in</strong>halte ihren Interessen <strong>und</strong> ihrer Lebenssituation entsprechen. Engagierte<br />
Erzieher<strong>in</strong>nen, die ihre Arbeit auf ihre Gruppe ideal abstimmen, können also viel bessere<br />
Ergebnisse erzielen, als Erzieher<strong>in</strong>nen, die sich an vorgegebene Lern<strong>in</strong>halte richten müssen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist durch den großen Spielraum auch nicht abgesichert, dass Erzieher<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e<br />
pädagogisch wertvolle Arbeit leisten. Der M<strong>in</strong>destandart ist allerd<strong>in</strong>gs durch die e<strong>in</strong>zelnen<br />
K<strong>in</strong>dergartengesetze, die von den jeweiligen Landesregierungen erlassen werden,<br />
abgesichert. Das Jugendamt ist für die Kontrolle zuständig.<br />
2. Die PISA-Studie<br />
2.1 PISA – Programme for International Student Assessment<br />
Unter PISA versteht man das Programme for International Student Assessment, e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>ternationale Vergleichsuntersuchung zum Leistungsstand von Schülern <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen.<br />
Das Programm wird von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong><br />
Entwicklung<br />
(OECD) durchgeführt.<br />
Teilnehmer s<strong>in</strong>d 32 Staaten, <strong>in</strong> denen jeweils zwischen 4.500 <strong>und</strong> 10.000 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schüler getestet wurden. In <strong>Deutschland</strong> haben (durch e<strong>in</strong>en zusätzlichen nationalen<br />
Fragebogen) über 50.000 Schüler/<strong>in</strong>nen an fast 1.500 Schulen teilgenommen.<br />
Der erste Umfrageterm<strong>in</strong> der PISA-Untersuchung war im Frühjahr 2000; 2003 wurde e<strong>in</strong>e<br />
zweite Untersuchung mit e<strong>in</strong>em anderen Schwerpunkt durchgeführt. 2006 wird es e<strong>in</strong>e<br />
weitere Untersuchung geben. Im Folgenden werden wir uns mit den Ergebnissen aus der<br />
ersten PISA-Untersuchung aus dem Jahre 2000 beschäftigen.<br />
Die untersuchten Jugendlichen wurden 1984 geboren <strong>und</strong> waren zum Zeitpunkt der<br />
Untersuchung 15 Jahre alt.<br />
Der Kern des so genannten „PISA-Schocks“ (wie die Ergebnisse der PISA-Untersuchung<br />
häufig <strong>in</strong> den Medien betitelt wurden) s<strong>in</strong>d die unbefriedigenden Leistungsergebnisse <strong>und</strong> die<br />
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