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Bildungsungleichheiten und Bildungsarmut in Deutschland

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K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche verfügen über soziales Kapital, wenn sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk sozialer<br />

Beziehungen aufwachsen/-wuchsen, welches sie dabei unterstützt sozial anerkannte Ziele,<br />

Werte <strong>und</strong> E<strong>in</strong>stellungen zu übernehmen. Dieses soziale Kapital wird hauptsächlich <strong>in</strong> der<br />

Familie, der Verwandtschaft, der Nachbarschaft, <strong>in</strong> religiösen <strong>und</strong> ethnischen Gruppen,<br />

Vere<strong>in</strong>en, Parteien <strong>und</strong> Betrieben gebildet.<br />

Soziales Kapital spielt e<strong>in</strong>e bedeutsame Rolle bei der Bildung von Humankapital (=Schulbzw.<br />

Berufsbildung).<br />

Als Indikatoren für das soziale Kapital der Familie wurden Struktur <strong>und</strong> Größe der Familie<br />

(d.h. Personenzahl, Anzahl der Geschwister, u.a.), der Erwerbstätigkeitsstatus der Eltern <strong>und</strong><br />

verschiedene Aspekte der Eltern-K<strong>in</strong>d-Beziehung (unter anderem der Erziehungsstil oder die<br />

Unterstützung <strong>und</strong> Hilfe bei Problemen, Schulaufgaben u.a.) erfasst.<br />

2.1.2 Soziale Lage <strong>und</strong> Bildungsniveau der Familien<br />

Die Mehrzahl der <strong>in</strong> der PISA-Studie befragten Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> lebte zum<br />

Untersuchungszeitpunkt <strong>in</strong> stabilen Familienverhältnissen, d.h. 73 % der Jugendlichen <strong>in</strong> den<br />

neuen B<strong>und</strong>esländern bzw. 77 % der Jugendlichen <strong>in</strong> den alten B<strong>und</strong>esländern lebten mit<br />

ihren leiblichen Eltern zusammen. Etwa 16 % der Jugendlichen lebten mit e<strong>in</strong>em alle<strong>in</strong><br />

erziehenden Elternteil zusammen. Die übrigen Jugendlichen lebten größtenteils <strong>in</strong> anderen<br />

Familienformen. Bei allen Familienformen handelte es sich überwiegend um Mehr-K<strong>in</strong>d-<br />

Familien.<br />

Die <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> anzutreffenden Familienmuster s<strong>in</strong>d ähnlich denen <strong>in</strong> anderen<br />

teilnehmenden Industrieländern anzutreffenden Familienmustern. Das gilt sowohl für den<br />

Familientyp <strong>und</strong> die Anzahl der K<strong>in</strong>der als auch für den sozioökonomischen Status <strong>und</strong> die<br />

Erwerbsquoten der Eltern.<br />

Die Bildungsbeteiligung ist e<strong>in</strong>em Strukturwandel von der Generation der Großeltern der<br />

PISA-Teilnehmer zur Elterngeneration der PISA-Teilnehmer unterlaufen. Die Generation der<br />

Eltern profitierte <strong>in</strong> ihrer eigenen Schulzeit von der Bildungsreform, vom Ausbau des<br />

Sek<strong>und</strong>arschulsystems (<strong>in</strong> der BRD) bzw. von der Festigung der Polytechnischen Oberschule<br />

(<strong>in</strong> der DDR). Dieser Strukturwandel wirkte sich auch auf die Generation der PISA-Teilnehmer<br />

aus, <strong>in</strong>dem die erhöhte Bildungsbeteiligung der Eltern (besonders der Mütter) aus Gründen<br />

des Statuserhalts der Familie für e<strong>in</strong>e steigende Bildungsaspiration sorgt (höhere<br />

Erwartungen an die K<strong>in</strong>der). Das bedeutet, dass die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en gleichwertigen oder gar<br />

höheren Bildungsabschluss erreichen sollen wie deren Eltern. Etwa 70 % der Eltern der PISA-<br />

Teilnehmer haben m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Realschulabschluss erreicht. Der mittlere<br />

Schulabschluss setzte sich als faktische Familiennorm durch.<br />

Die sozialen (EGP-) Klassen <strong>in</strong> der Elterngeneration s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich des familiären<br />

Bildungsniveaus verschiedenartig. Die Untersuchung ergibt ke<strong>in</strong> Bild von sozial <strong>und</strong><br />

bildungsmäßig e<strong>in</strong>heitlichen Milieus. Es gibt e<strong>in</strong>e bildungsmäßige Durchmischung <strong>in</strong> allen<br />

sozialen Klassen, aber dennoch ist e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen der Schichtzugehörigkeit<br />

<strong>und</strong> dem erreichten Bildungsabschluss auffällig. Beispielsweise besitzen etwa 50 % der<br />

Angehörigen der oberen Dienstklasse e<strong>in</strong>en akademischen Abschluss, wobei etwa 60 % der<br />

Arbeiter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>fachen Angestellten e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss besitzen.<br />

Bei den Schüler/<strong>in</strong>nen die an der Untersuchung teilgenommen haben hat sich e<strong>in</strong>e klare<br />

schichtspezifische Aufteilung ergeben: K<strong>in</strong>der deren Eltern der oberen Dienstklasse<br />

angehören, haben zu über 50 % Gymnasien besucht, K<strong>in</strong>der deren Eltern den unteren EGP-<br />

Klassen angehören nur zu etwa 15 bzw. 10 %. Für den Hauptschulbesuch sieht die Verteilung<br />

umgekehrt aus. Dagegen ist der Realschulbesuch relativ gleich unter den EGP-Klassen<br />

verteilt.<br />

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