Bildungsungleichheiten und Bildungsarmut in Deutschland

2.3.1Geschlechterunterschiede im internationalen Vergleich
LESEN:
Im internationalen Vergleich ist der Geschlechtsunterschied im Bereich Lesen deutlich am
größten und konsistentesten. (vgl. Baumert u.a., 2001, S.251ff)
Hier erreichen die Mädchen in allen Teilnehmerstaaten höhere Testwerte als die Jungen. Es
ist jedoch zu berücksichtigen, dass trotz der konsistenten Vorteile für Mädchen erhebliche
Unterschiede zwischen den Teilnehmerstaaten selbst zu verzeichnen sind.
Deutlich wird dies am Vergleich Lettland mit 53 Punkten (hier liegt die größte Differenz vor),
während die kleinsten Unterschiede in Korea mit weniger als 20 Punkten zu beobachten sind.
Die mittlere Geschlechtsdifferenz, über alle OECD-Mitgliedsstaaten berechnet, beträgt im
Lesen 32 Punkte. (vgl. Abbildung 5.1)
Die geringen geschlechtsspezifischen Unterschiede z.B. in Korea, Brasilien, Portugal usw.,
nach einer Hypothese von Petra Stanat und Mareike Kunter, weisen auf eine möglicherweise
stärkere Förderung von Jungen und mit einer einhergehenden Benachteiligung für Mädchen
in den anderen Fächern hin.
Wenn wir nun den Blick auf Deutschland richten, so ist zu verzeichnen, dass der
Geschlechtsunterschied auf der Gesamtskala im Bereich Lesen mit 35 Punkten nur knapp
über den OECD-Mittelwert liegt.
MATHEMATIK:
Die Auswertungen im Bereich Mathematik ergaben, dass in den meisten Teilnehmerstaaten
eine Überlegenheit von Jungen zu verzeichnen ist, diese jedoch nicht so konsistent und
ausgeprägt wie der Vorteil der Mädchen im Lesen.
Die Geschlechtsdifferenz in Mathematik liegt, gemäß dem Durchschnittswert der OECD-
Länder, bei 11 Punkten. Bezogen auf die vorangegangene Hypothese von Stanat und Kunter,
Jungen erhalten in einigen Ländern (z.B. Brasilien, Korea und Österreich) eine besondere
Förderung, könne dieses realistisch erscheinen bei einem Testwert von 27 Punkten.
Für Deutschland ist eine Differenz von 15 Punkten zu verzeichnen, die zwar nur 4 Punkte
über dem Mittelwert liegt, jedoch im internationalen Vergleich signifikant ist. (vgl. Abbildung
5.1)
NATURWISSENSCHAFTEN:
Im Durchschnitt der OECD-Staaten ist kein signifikanter Geschlechtsunterschied zu
verzeichnen. Lediglich in sechs Teilnehmerstaaten ist eine Differenz zu verzeichnen. Bessere
Leistungen erzielten die Mädchen in Lettland, der russischen Föderation und Neuseeland,
während die Jungen in Korea, Österreich und Dänemark bessere Leistungen erbrachten.
Für Deutschland ist der Unterschied im internationalen Vergleich nicht bedeutsam, aber es ist
zu sehen, dass in diesem Bereich die Jungen geringfügig bessere Ergebnisse erzielten. (vgl.
Abbildung 5.1)
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