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Bildungsungleichheiten und Bildungsarmut in Deutschland

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Da das Interesse am Lesen <strong>und</strong> das Verfügen über e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende Lesekompetenz e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Stellung <strong>in</strong> der Vermittlung neuen Wissens <strong>und</strong> anderer Kompetenzen e<strong>in</strong>nimmt,<br />

beschäftigen wir uns an dieser Stelle ausschließlich mit der Lesekompetenz.<br />

Neben der Gr<strong>und</strong>schule, wo die gr<strong>und</strong>legende Lesekompetenz von Schülern entwickelt wird,<br />

hat auch die Familie e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss darauf, <strong>in</strong>dem sie als Vorbild dient <strong>und</strong> (mehr oder<br />

weniger großes) Anregungspotential bietet. Daher s<strong>in</strong>d straffere Zusammenhänge zwischen<br />

der Lesekompetenz <strong>und</strong> Merkmalen der sozialen Herkunft zu erkennen als beim Erwerb von<br />

mathematischen <strong>und</strong> naturwissenschaftlichen Kompetenzen, da diese hauptsächlich <strong>in</strong> der<br />

Schule gebildet werden. Man kann erkennen, dass sich Jugendliche unterschiedlicher sozialer<br />

Herkunft <strong>in</strong> ihrer Lesekompetenz substanziell vone<strong>in</strong>ander unterscheiden.<br />

Mit dem Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft <strong>und</strong> der Lesekompetenz e<strong>in</strong>es<br />

Schülers am Ende se<strong>in</strong>er Gr<strong>und</strong>schulzeit werden se<strong>in</strong>e primären sozialen Disparitäten<br />

sichtbar, die ausschlaggebend für die Verteilung von Entwicklungschancen se<strong>in</strong> können.<br />

Die Abstände zwischen der erreichten Kompetenz <strong>und</strong> den sozialen Schichten s<strong>in</strong>d nicht<br />

gleich groß: Zwischen den Lesekompetenzen der Jugendlichen aus Familien der oberen <strong>und</strong><br />

unteren Dienstklasse gibt es kaum Unterschiede, wohl aber ist zwischen den beiden<br />

Dienstklassen e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> der Klasse der Rout<strong>in</strong>edienstleistenden <strong>und</strong> dem Arbeitermilieu<br />

andererseits e<strong>in</strong> großer Sprung zu erkennen.<br />

Die Leseleistungen der Schüler überlagern sich jedoch auch, d.h. dass relativ gute <strong>und</strong> relativ<br />

schlechte Leser <strong>in</strong> jeder sozialen Schicht zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Deshalb kann man nicht von<br />

geschlossenen Sozialschichten im H<strong>in</strong>blick auf die erreichten Leseleistungen sprechen. Die<br />

wahrsche<strong>in</strong>liche Risikogruppe derer, deren Lesekompetenz die Kompetenzstufe I (was<br />

ausschließlich das Verständnis e<strong>in</strong>fachster Texte garantiert <strong>und</strong> <strong>in</strong> der PISA-Untersuchung als<br />

M<strong>in</strong>imum def<strong>in</strong>iert ist) nicht überschreitet, ist aber <strong>in</strong> den unteren sozialen Schichten<br />

besonders groß. Knapp 10 % der untersuchten Jugendlichen erreichten Kompetenzstufe I<br />

nicht ( Baumert u.a., 2001, S. 363).<br />

2.2 Ethnische <strong>und</strong> geschlechtsspezifische Unterschiede der<br />

Bildungsbeteiligung<br />

Besonders heute stellt die schulische <strong>und</strong> berufliche Ausbildung von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen e<strong>in</strong>e primäre Ressource für deren zukünftige Chancen <strong>und</strong> Möglichkeiten auf<br />

dem Arbeitsmarkt <strong>und</strong> dementsprechend auch auf dem gesellschaftlichen Positionsmarkt dar.<br />

(vgl. Kirsten,<br />

2002, S. 26)<br />

Die schulischen <strong>und</strong> beruflichen Bildungsqualifikationen spielen besonders für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong><br />

Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle im sozialen<br />

Integrationsprozess.<br />

K<strong>in</strong>der aus Zuwandererfamilien können <strong>in</strong> der Regel nur über Bildungsabschlüsse langfristig<br />

attraktive <strong>und</strong> gesellschaftlich anerkannte Positionen im E<strong>in</strong>wanderungsland e<strong>in</strong>nehmen <strong>und</strong><br />

damit im Zusammenhang der E<strong>in</strong>wanderungsgesellschaft aufsteigen.<br />

Die strukturelle Assimilation (H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wachsen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Kultur), verstanden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

wertfreien S<strong>in</strong>ne als e<strong>in</strong>e Angleichung an das Bildungsverhalten der e<strong>in</strong>heimischen<br />

Bevölkerung, wird damit zu e<strong>in</strong>er notwendigen Bed<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>er nachhaltigen sozialen<br />

Integration.<br />

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