11.10.2013 Aufrufe

Bildungsungleichheiten und Bildungsarmut in Deutschland

Bildungsungleichheiten und Bildungsarmut in Deutschland

Bildungsungleichheiten und Bildungsarmut in Deutschland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dass aufgr<strong>und</strong> der hohen Bildungsnachfrage e<strong>in</strong> Schulgeld verlangt werden musste <strong>und</strong> so<br />

<strong>in</strong>sbesondere die Gymnasien schnell zu Eliteschulen wurden.<br />

Durch die Dreigliedrigkeit unseres Schulsystems <strong>und</strong> das geforderte Schulgeld, gab es e<strong>in</strong>e<br />

frühe <strong>und</strong> teilweise ungerechte Sortierung der Schüler.<br />

E<strong>in</strong> Fortschritt <strong>in</strong> unserem Bildungssystem war die E<strong>in</strong>führung der dualen Berufsausbildung.<br />

Es wurde e<strong>in</strong>e praktische Ausbildung im Betrieb <strong>und</strong> gleichzeitig e<strong>in</strong>e theoretische Ausbildung<br />

<strong>in</strong> den zunächst privaten Berufsschulen angeboten.<br />

E<strong>in</strong>e ähnlich fortschrittliche Form der Berufsausbildung gab es <strong>in</strong> anderen Ländern nicht.<br />

Dieser Vorteil der Ausbildung wurde den Mädchen jedoch vorenthalten, da Berufe wie<br />

K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>, Krankenpfleger<strong>in</strong>, Hauswirtschafter<strong>in</strong>, Erzieher<strong>in</strong> <strong>und</strong> Sozialarbeiter<strong>in</strong> auf<br />

weiterführenden Mädchenschulen ausgebildet wurden. Dies sollte die Mädchen auf ihre<br />

Aufgabe als Ehefrau <strong>und</strong> Mutter vorbereiten. Wenn Sie nicht verheiratet wurden, hatten sie so<br />

immer noch die Möglichkeit sich im öffentlichen, sozialen Dienst zu engagieren.<br />

Die Dreigliedrigkeit unseres Schulsystems sowie die duale <strong>und</strong> vollzeitschulische Ausbildung<br />

bewirkt also e<strong>in</strong>e soziale, berufliche <strong>und</strong> geschlechterbezogene Sortierung.<br />

3.3.4 Berufsbild Lehrer/Innen – Erzieher/Innen<br />

Da die Erziehung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> Sache der Familie <strong>und</strong> die Schule ausschließlich für die<br />

Bildung zuständig ist, entwickelte sich der Ausbau sozialer <strong>und</strong> haushaltsbezogener<br />

Dienstleistungen eher ger<strong>in</strong>g. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde die Aufgabe der Erziehung nicht als<br />

vollwertiger Beruf angesehen. Für diesen Arbeitsbereich gab es ke<strong>in</strong>e klar def<strong>in</strong>ierten<br />

Qualifikationen oder Aufstiegsmöglichkeiten.<br />

In den 60er Jahren kam es erstmals zu e<strong>in</strong>er Aufwertung <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>heitlichung der<br />

Ausbildung von K<strong>in</strong>dergärtnern/Innen, Hortnern/Innen <strong>und</strong> Erziehern/Innen. Es wurde e<strong>in</strong>e<br />

dreijährige Ausbildung an Fachschulen für Sozialpädagogik e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs verdienten Erzieher/Innen etwa e<strong>in</strong> Drittel weniger als Gr<strong>und</strong>schullehrer/Innen.<br />

Bis heute gibt es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlichen Qualitätsstandards für die Arbeit mit K<strong>in</strong>dern im<br />

Vorschulalter.<br />

Der Bereich der Frühpädagogik hat sich <strong>in</strong> Westdeutschland, im Vergleich zu anderen<br />

Ländern, so gut wie gar nicht weiterentwickelt. Er ist immer noch auf dem Stand e<strong>in</strong>es<br />

historisch, traditionellen, existenzunsicheren <strong>und</strong> semiprofessionellen Frauenberufs.<br />

Im Gegensatz dazu hatten Lehrer/Innen schon früh die Möglichkeit akademische<br />

Ausbildungen <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen <strong>und</strong> den Beamtenstatus mit se<strong>in</strong>en sozialen Vorteilen<br />

zu erreichen. Auch bei den Lehrern/Innen gab es Unterschiede. So wurden<br />

Volkschullehrer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>aren ausgebildet, während die vorwiegend männlichen<br />

Gymnasiallehrern an Universitäten ausgebildet werden.<br />

Erst nach 1945 wurden diese Unterschiede durch den E<strong>in</strong>satz von Politikern, Lehrverbänden<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaften angeglichen.<br />

Der Unterschied zu den Erziehern blieb jedoch bestehen.<br />

3.3.5 Abschlussbemerkung<br />

Bisherige Erfahrungen zeigen, dass es bei unseren Halbtagsschulen Chancen für e<strong>in</strong>e<br />

langsame Integration von Erziehung <strong>und</strong> Bildung sowie e<strong>in</strong>en Übergang zur<br />

Ganztagsbetreuung für Vorschul- <strong>und</strong> Schulk<strong>in</strong>der gibt.<br />

In <strong>Deutschland</strong> wird dieses Umdenken, aufgr<strong>und</strong> der historischen Tradition, zeit<strong>in</strong>tensiv se<strong>in</strong>.<br />

Außerdem stellt sich die Frage nach der F<strong>in</strong>anzierung. Ganztagsbetreuung kostet mehr Geld<br />

als Halbtagsschulen.<br />

38

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!