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Bildungsungleichheiten und Bildungsarmut in Deutschland

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geblieben. Laut Me<strong>in</strong>ung der Autoren kann man im Osten erstens von e<strong>in</strong>er homogeneren<br />

Verteilung der E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> den Haushalten <strong>und</strong> zweitens von e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren<br />

ausländischen Bevölkerungsanteil ausgehen. Letzteres br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>s Westen<br />

überproportionale Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> Armutsrisiken mit sich.<br />

Laut Dr. Peter Kupka s<strong>in</strong>d z.B. die K<strong>in</strong>der von E<strong>in</strong>wandererfamilien sowohl schulisch als<br />

auch <strong>in</strong> der Ausbildung extrem benachteiligt. Der Anteil ausbildungsloser Jugendlicher bei<br />

Ausländern ist se<strong>in</strong>en Recherchen zufolge mehr als dreimal so hoch wie bei den Deutschen.<br />

Frappierend ist: Die Altersarmut der 60er <strong>und</strong> 70er Jahre hat sich seit Anfang der 80er mehr<br />

<strong>und</strong> mehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Armut <strong>und</strong> auch <strong>Bildungsarmut</strong> der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen entwickelt. Der<br />

Schwerpunkt der Sozialhilfebezüge verlagert sich seitdem auf Familien mit K<strong>in</strong>dern,<br />

besonders aber auf Alle<strong>in</strong>erziehenden-Haushalte.<br />

K<strong>in</strong>derreiche Familien bilden aber laut Lauterbach/Lange/Becker <strong>in</strong> beiden Teilen<br />

<strong>Deutschland</strong>s e<strong>in</strong>e hohe Risikogruppe. Jedes zweite K<strong>in</strong>d solcher Herkunft bef<strong>in</strong>det sich<br />

unterhalb der Armutsgrenze. Besonders Schulk<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d von der defizitären ökonomischen<br />

Situation des Elternhauses stark betroffen; diese s<strong>in</strong>d überrepräsentativ vorhanden,<br />

gemessen an der Gesamtbevölkerung.<br />

E<strong>in</strong>kommenslage der 10- bis 12jährigen bzw. 13jährigen Schulk<strong>in</strong>der beim Übergang von der<br />

Gr<strong>und</strong>schule <strong>in</strong> die Sek<strong>und</strong>arstufe 1<br />

Westdeutschland<br />

(1984 - 1995)<br />

Ostdeutschland<br />

(1990 – 1995)<br />

In Armut lebend 13,7 7,0<br />

In prekärem Wohlstand lebend 16,5 14,0<br />

In gesichertem Wohlstand lebend 69,8 79,0<br />

Insgesamt 100 100<br />

Fallzahl 1 494 516<br />

Quelle: Sozio-ökonomisches Panel (DIW, Berl<strong>in</strong>): Welle 1-2 (West) bzw. Welle 1-6 (Ost)<br />

-eigene Berechnungen, <strong>in</strong> „Armut <strong>und</strong> Bildungschancen“<br />

Lange/Lauterbach/Becker : 2002, Seite 157<br />

1.5 Konsequenzen der Armut für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche<br />

Evident ist, dass Familien sich aufgr<strong>und</strong> ihrer wirtschaflichen Situation e<strong>in</strong>schränken müssen<br />

<strong>und</strong> ihre Bedürfnisse <strong>und</strong> Ausgaben dementsprechend anzupassen haben. Dadurch<br />

verr<strong>in</strong>gern sich zum Beispiel Ausgaben für Kultur, soziale Integration <strong>und</strong> Bildungserwerb <strong>und</strong><br />

werden zugunsten von Unterkunft <strong>und</strong> Wohnung h<strong>in</strong>tangestellt. Gerade bei Familien aus<br />

unteren sozialen Schichten mit niedrigem Bildungsstand ist dies zu beobachten. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus wird ungern <strong>in</strong> längerfristige, den Fähigkeiten <strong>und</strong> Interessen der K<strong>in</strong>der gemäße<br />

Bildung <strong>in</strong>vestiert, wenn der Nutzen nicht gewiss ist.<br />

Es herrscht nämlich immer noch – so Kupka – die Idee e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heitlichen Niveaus von<br />

Leistungsanforderungen vor; der so vielgerühmte gute Hauptschüler soll eigentlich <strong>in</strong> der<br />

Lage se<strong>in</strong>, alle Ausbildungsberufe zu erlernen, ist dies jedoch leider schon lange nicht mehr.<br />

Diese Tendenz droht sich durch generell steigende Anforderungen <strong>in</strong> den meisten<br />

Ausbildungsberufen zu verstärken. So werden K<strong>in</strong>der aus niedrigen sozialen Schichten <strong>in</strong><br />

kurze aber sche<strong>in</strong>bar sichere Schulausbildung <strong>und</strong> Ausbildungsbahnen gedrängt, was weitere<br />

<strong>Bildungsarmut</strong> mit sich führt. Lt. Lauterbach/Lange <strong>und</strong> Becker existieren dort mannigfaltige<br />

Armutsauswirkungen; physische <strong>und</strong> psychische Folgen s<strong>in</strong>d hier weitaus öfter zu beobachten<br />

als <strong>in</strong> besser situierten Familien. Nicht nur schlechte Ernährung, stärkerer Zahnausfall <strong>und</strong><br />

ger<strong>in</strong>gere sportliche Betätigung bee<strong>in</strong>trächtigen das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der. Auch<br />

mangelndes Selbstwertgefühl aufgr<strong>und</strong> sozialer Vergleiche fließen dort mith<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />

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