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Vollversion (7.43 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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114<br />

LITERATUR<br />

Schemata ihrer Politiker und deren Selbstverständnis<br />

dar und weist ein Politikdefizit nach,<br />

denn die zwei originären Aufgaben einer Partei,<br />

die Staatspflege und die politische Sozialisation<br />

werden vernachlässigt. Die Verantwortung<br />

für das Gemeinwohl wird an die Politik<br />

zurückgegeben. Wenn alle verantwortlich sind,<br />

tut keiner etwas. Die Partei begibt sich somit,<br />

ohne dies zu erkennen, direkt in die Kollektivgutfalle.<br />

Die Analyse derProgrammarbeit der CDU zeigt,<br />

dass die Identifikation mit dem Programm mit<br />

der vertikalen und horizontalen Kommunikation<br />

aller Akteure und der Intensität der Mitgliederpartizipation<br />

wächst. Durch wechselseitiges<br />

Fragen und Antworten, durch argumentativen<br />

Austausch kann Übereinstimmung<br />

und damit Macht zum Handeln entstehen. Bindende<br />

Wirkung entfaltet ein Programm nur,<br />

wenn seine Aussagen die Beteiligten überzeugen.<br />

Solche Prozesse brauchen Zeit, denn die<br />

in Grundsatzprogrammen formulierten Werte<br />

und Orientierungen reichen weit über die nächste<br />

Wahl hinaus. Wie schwierig Sprachlosigkeit<br />

und Desinteresse zu überwinden sind und wie<br />

mühsam es ist, einen lebhaften Diskurs anzuschieben,<br />

weiß jeder, der sich in Gremien aller<br />

Ebenen (vergeblich) abgemüht hat. Das Ausklammern<br />

von Problemen und heiklen Zeitfragen<br />

verhindert Profilbildung auch in den Politikfeldem.<br />

Die Tabuisierung von gesellschaftlichen<br />

und wissenschaftlichen Problemen rächt<br />

sich. So findet derzeit z.B. die CDU keine<br />

konsensgetragene Position zu der das Menschenbild<br />

tief berührenden Frage der Stammzellenforschung.<br />

Die Scheu der Parteispitzen<br />

Orientierungen klar zu benennen und sich in<br />

Programmen verbindlich festzulegen, könnte<br />

überwunden werden. Abschließend zeigt Ingrid<br />

Reichart-Dreyer, dass die innerparteilichen<br />

Verfahren der Meinungsbildung und Entscheidungsfindung<br />

verbessert werden können,<br />

wenn die Regelsetzung und Problemartikula­<br />

<strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 14. Heft 4, 2001<br />

tion von der Politikumsetzung institutionell<br />

getrennt würden. Die vorgelegte Analyse des<br />

Meinungsbildungsprozesses ist von höchster<br />

Aktualität auch für alle anderen Organisationen<br />

und Verbände, die ihre Chance zur Weiterentwicklung<br />

wahren wollen.<br />

Michaela Hammerbacher, Berlin<br />

Besprochene Literatur<br />

Reichart-Dreyer, Ingrid 2000: Macht und Demokratie<br />

in der CDU. Dargestellt am Prozess<br />

und Ergebnis der Meinungsbildung zum<br />

Grundsatzprogramm 1994. Wiesbaden: Westdeutscher<br />

Verlag.<br />

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