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Vollversion (7.42 MB) - Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen

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Unterstützung der Umweltbewegung 37<br />

Bedeutung sind. Das ist in unserem Fall die<br />

Haltung der jüngeren Generation zu Umweltfragen<br />

und Umweltbewegung. Hier zeigt sich<br />

zum einen, etwa auf Basis der Shell-Jugendstudien,<br />

eine anhaltend große und weithin unterschätzte<br />

Sensibilität Jugendlicher für Umweltfragen.<br />

Damit scheint auch die Basis für<br />

die zukünftige Relevanz des Umweltthemas<br />

gegeben zu sein. Ein aussagekräftigerer Indikator<br />

dürfte jedoch das Engagement Jugendlicher<br />

im Umweltbereich und insbesondere in<br />

Umweltgruppen sein. Hierzu fehlen systematische<br />

Daten, so dass wir auf selektive Eindrücke<br />

angewiesen sind. Zwei Perspektiven scheinen<br />

uns hierbei wichtig: der Nachwuchs der<br />

Umweltbewegung und die Entwicklung paralleler<br />

<strong>Bewegungen</strong>, insbesondere der globalisierungskritischen<br />

<strong>Bewegungen</strong>.<br />

In einer kleinen telefonischen Umfrage haben<br />

wir uns einen Eindruck darüber verschafft, in<br />

welchem Umfang die nationalen Umweltorganisationen<br />

in der Lage sind, junge Menschen<br />

zu mobilisieren. Bei den großen Verbänden<br />

ergibt sich für die jüngeren Mitglieder ein ähnliches<br />

Bild wie für die Mitgliederschaft<br />

insgesamt. Die Mitgliederzahlen der Jugendorganisationen<br />

bzw. Jugendsparten sind deutlich<br />

gestiegen. Dies betrifft zunächst die formelle<br />

Zugehörigkeit. In Bezug auf aktive Mitarbeit<br />

sind unsere Informationen lückenhafter.<br />

Einerseits wurde von sehr engagierten Gmppen<br />

berichtet. Insbesondere interessante Kampagnen<br />

und flexible, jenseits der Vereinsmeierei<br />

liegende Angebote zur Beteiligung können<br />

recht erfolgreich mobilisieren. Allerdings ist<br />

das Engagement in vielen Fällen nur vorübergehend.<br />

„Nach einem halben Jahr entscheidet<br />

sich dann, ob sie bleiben oder ob sie weiterziehen<br />

und sich als nächstes zum Beispiel für<br />

Menschenrechte engagieren", berichtet Gisela<br />

Enders von der BUNDjugend. Bleiben die Jugendlichen<br />

längerfristig an eine Organisation<br />

gebunden, so entsteht oft auch der Wunsch, in<br />

den Verbandsgremien vertreten zu sein, woraus<br />

eine formelle Mitgliedschaft folgt. Andere Jugendliche<br />

arbeiten dagegen nur vorübergehend<br />

mit und werden nicht offiziell Mitglied.<br />

Diesen gemischten Eindrücken steht das abnehmende<br />

Interesse am Jugendumweltkongress<br />

gegenüber. Diese Treffen werden zumeist jährlich<br />

von unabhängigen Jugendgruppen in wechselnden<br />

Städten organisiert, um über Umweltthemen<br />

zu informieren, zu diskutieren und Kontakte<br />

für gemeinsame Projekte zu knüpfen.<br />

Während zum ersten Jugendumweltkongress<br />

Silvester 1993/94 noch rund 1.000 Jugendliche<br />

mobilisiert werden konnten (taz, 3.1.1994),<br />

waren es 1999/2000 nur noch etwa 400 (taz,<br />

3.1.2000).<br />

Nicht nur die Zerstreuungen einer „Spaßgesellschaft",<br />

die wachsenden Verpflichtungen<br />

junger Menschen durch die Ansprüche von<br />

Beruf und Familie sowie Enttäuschungserfahrungen<br />

können dazu beitragen, das Engagement<br />

Jugendlicher im Umweitbereich zu reduzieren.<br />

Auch andere Gruppierungen, die als<br />

attraktiver angesehen werden, können Personen<br />

und Ressourcen aus der Umweltbewegung<br />

abzweigen. So fällt beispielsweise auf, dass<br />

ein großer Teil der Aktivistinnen, die den Organisationskern<br />

des globalisierungskritischen<br />

Attac-Verbundes bilden, aus der Jugendumweltbewegung<br />

kommt. Dies gilt insbesondere<br />

für die Gruppe, die unter enormem Energieeinsatz<br />

bis Herbst 2002 das Bundesbüro in<br />

Verden/Aller aufgebaut und betrieben hat. Die<br />

hieran Beteiligten haben ihre Erfahrungen in<br />

Umweltgruppen erfolgreich genutzt und in<br />

neue breitere Kanäle gelenkt, ohne damit dem<br />

Umweltthema den Rücken zu kehren. Vielmehr<br />

ist dieses Thema Bestandteil eines umfassenderen<br />

globalisierungskritischen Engagements,<br />

bei dem Umweltthemen anhaltend eine Rolle<br />

spielen und auch Umweltorganisationen aktiv<br />

beteiligt sind. Gleichwohl sind mit dieser Ak-

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