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82 <strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 15, Heft 4, 2002<br />

ke Verschmelzung von Strom- und Gasmarkt verwiesen<br />

darauf, dass Energiekonzerne die gegenwärtige<br />

Marktideologie, Liberalisierung und die<br />

Finanzprobleme der öffentlichen Hand zum Ausbau<br />

ihrer Machtpositionen im Sinne einer ,Neo-<br />

Capture'-Politik nutzten. Die zunehmende Konzentration<br />

mache staatliche Regulierungen zukünftig<br />

notwendig, zumal wichtige Bereiche in den<br />

Verbändevereinbarungen ungeregelt blieben. Annette<br />

Töller (Universität der Bundeswehr, Hamburg)<br />

präsentierte Ergebnisse ihrer Studie zum kooperativen<br />

Staatshandeln als energiepolitische Steuerungsform.<br />

Am Beispiel des Abkommens zwischen<br />

der deutschen Energiewirtschaft und der<br />

Bundesregierung zum Ausbau der Kraft-Wärme-<br />

Kopplung untersucht sie die Umstände des Einsatzes<br />

von Umweltvereinbarungen. Diese seien<br />

vielfach Exit-Optionen aus einer vielschichtigen<br />

Handlungsblockade zwischen staatlichen und ressourcenstarken<br />

wirtschaftlichen Akteuren, die gegen<br />

ordnungsrechtliche oder fiskalische Maßnahmen<br />

opponierten. Inwiefern ,Windows of Opportunity'<br />

in Zeitstrategien für nachhaltige Innovationspolitik<br />

genutzt werden können, erläuterte Christian<br />

Sartorius (TU Berlin). Dabei ging er von einem<br />

ökonomisch-evolutionstheoretischen Ansatz<br />

aus. Instabilitäten in verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Subsystemen wiesen auf einen möglichen<br />

Wandel hin. Eine strategisch ausgerichtete Politik<br />

müsse diese Gelegenheitsfenster voraussehen und<br />

beeinflussen, um sie für die erfolgreiche Implementation<br />

von Politiken zu nutzen.<br />

Thema einer öffentlichen Podiumsdiskussion war<br />

die Frage nach der Eignung von Enquete-Kommissionen<br />

zur Verständigung über (energie-)politische<br />

Optionen in parlamentarischen Demokratien.<br />

Die Diskutanten Kurt-Dieter Grill (MdB<br />

und Vorsitzender der Enquete-Kommission Nachhaltige<br />

Energieversorgung), Reinhard Ueberhorst<br />

(Umweltsenator aD und Vorsitzender der Enquete-Kommission<br />

Zukünftige Kemenergiepolitik),<br />

Edmund Brandt (Uni Lüneburg), Georg Simonis<br />

(FernUni Hagen) und Hans-Joachim Zie-<br />

sing (DIW) wollten der Institution Enquete-Kommission<br />

kein Unbedenklichkeitssiegel ausstellen.<br />

Einen Konsens zwischen den Mitgliedern der<br />

Kommission zu erreichen sei kaum möglich.<br />

Kommissionen brauchten mehr Zeit (Brandt) oder<br />

sollten sogar in strenge Klausur gehen, abgeschirmt<br />

von Medien und Öffentlichkeit, um zu<br />

gemeinsam getragenen Ergebnissen und weiterführenden<br />

Vorschlägen für die Politik zu kommen<br />

(Grill). Die Diskussion erhärtete den sich<br />

im Verlauf der Tagung abzeichnenden Eindruck,<br />

dass politische Willensbildungs- und Entscheidungsfindungsprozesse<br />

auch jenseits der parlamentarischen<br />

Bühne in hohem Maße von den<br />

Konkurrenzverhälmissen zwischen Akteuren geprägt<br />

sind. Eine Politikforschung, die einseitig<br />

auf Politikinhalte fokussiert, verkennt die vielfältigen<br />

Wechselwirkungen mit der Dimension<br />

machtpolitischer Auseinandersetzungen. Hier liegen<br />

zugleich die Grenzen des Konzepts der Ökologischen<br />

Modernisierung. Zwar leistet es die<br />

Integration komplexer Inhalte verschiedener Politikfelder,<br />

es vernachlässigt aber bisher die Bedeutung<br />

allgemeiner konkurrenz- und machtpolitischer<br />

Handlungsfelder jenseits von Sachpolitik.<br />

Eine weitere erfolgreiche Umsetzung des<br />

Konzepts Ökologische Modernisierung in praktische<br />

Politik erfordert damit eine Ausweitung<br />

der analytischen Perspektive.<br />

Die Beiträge zu der Tagung sollen 2003 in der<br />

Schriftenreihe ,Umweltrecht und Umweltpolitik'<br />

veröffentlicht werden.<br />

Basil Bornemann und Julia Verlinden, Lüneburg.<br />

Kontakt: umweltpolitik@uni-lueneburg.de<br />

Zivilgesellschaft und ihre<br />

Akteure<br />

Insbesondere seit den umfassenden Transförmationsprozessen<br />

in den osteuropäischen Staaten,

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