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Was bleibt also bei so häufig vorkommenden ungeklärten<br />

Symptomen zu tun?<br />

Dabei bietet sich das Vorgehen wie in dem im Weiteren<br />

dargestellten Algorithmus an (siehe Abb. 4).<br />

ALGORITHMUS:<br />

Abb. 4: Vom Symptom zur Diagnose am Beispiel der Brustschmerzen.<br />

Algorithmus für die Diagnosestellung der „somatoformen Schmerzstörung“<br />

So bleibt nach sorgfältiger Diagnostik festzuhalten, dass nur<br />

ein sehr geringer Teil der Patienten mit chronischen<br />

Schmerzen unter einer somatoformen Störung leidet. Dies<br />

steht bisherigen Daten entgegen, die beispielsweise eine<br />

Häufigkeit von einem Drittel oder gar 100% aller Patienten<br />

mit chronischen Schmerzen annehmen.<br />

3.2 Diskrepanz<br />

Aus den organisch ungeklärten Symptomen ergibt sich eine<br />

Diskrepanz zum Leiden.<br />

Dabei sind drei Varianten möglich:<br />

3.2.1 Keine körperlichen Symptome.<br />

Dies wurde unter 3.1 bereits beschrieben.<br />

3.2.2 Wenige Symptome, die zur Erklärung der<br />

Beschwerden nicht ausreichen. Neben den unter<br />

3.1 genannten funktionellen Störungen gehören<br />

hierzu die Modekrankheiten wie MCS (Multiple<br />

chemical sensitivity).<br />

3.2.3 Hysterische Erlebnisverarbeitung, weil das Leiden<br />

zu stark angegeben wird.<br />

Zu 3.2.2<br />

Organische Störungen werden durch die Therapie nicht auf<br />

somatoforme Störungen reduziert. In die Schmerzambulanz<br />

kommen hinreichend auch Tumorpatienten. Sie können,<br />

gerade auch wenn die Behandlungsdauer sich trotz der<br />

Chemotherapie hinauszögert, eine Neurose oder eine<br />

entsprechende reaktive Entwicklung haben. So kann es dazu<br />

kommen, dass die Patienten immer mehr Probleme mit dem<br />

Vorhandensein des Tumors bekommen – psychosozial wie<br />

psychisch. Dies geschieht erst recht, wenn der Tumorschmerz<br />

in keiner Weise separat gezielt angegangen wird,<br />

sondern auf sein Verschwinden durch die Behandlung des<br />

Tumors gehofft wird.<br />

Zur Interpretation dieser Situation existieren derzeit 2<br />

Modelle:<br />

a) Die organischen Veränderungen werden durch die<br />

bisherige Therapie (z.B. Chemotherapie) kleiner. Schmerzen<br />

werden allerdings nicht behandelt. Nun kommen die<br />

psychosozialen Probleme, die evtl. auch schon vor der<br />

Veränderung bestanden haben, hinzu und stehen irgendwann<br />

ganz im Vordergrund der Beschwerden. So verlängern<br />

sich womöglich auch die Schmerzen, für die aufgrund der<br />

Chemotherapie kein organisches Korrelat mehr vorhanden<br />

ist.<br />

b) Die Schmerzen werden auch beim Tumor oder anderen<br />

akuten organischen Prozessen nicht adäquat behandelt. So<br />

kann es zur Entstehung eines Schmerzgedächtnisses<br />

kommen. Schließlich kommt es durch die lange Dauer der<br />

Therapie ebenfalls auch zu psychosozialen Problemen, die<br />

irgendwann im Vordergrund stehen können (siehe Abb. 5).<br />

Abb. 5: Chronische Schmerzen/andauernde Schmerzen als Form des<br />

ausgebildeten Schmerzgedächtnisses. Zunächst besteht über die<br />

psychischen wie psychosozialen Bedingungen um das Individuum<br />

herum eine Vulnerabilität/Diathese für den entsprechenden<br />

Umgang mit Schmerzen. Durch Nichtbehandlung der Ursache<br />

kommt es dann zur Ausbildung des Schmerzgedächtnisses.<br />

Ärzteblatt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 22 (2011) 4 65

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