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Hand zu geben. Eine künstliche Niere und eine Herz-<br />

Lungen-Maschine werden im Laufe der Jahre installiert und<br />

erweitern das Operationsspektrum der Klinik. Zu Mörls<br />

bekanntesten Schülern gehören die Handchirurgin Leni<br />

Büchter (1916 – 2010), der Neurochirurg Kurt Hübner<br />

(1929 – 1975), der Unfallchirurg Eberhard Sander (*1922),<br />

der Thoraxchirurg Joachim-Hans Huth (*1923), die Urologen<br />

Heinz Rockstroh (1920 – 1981) und Kurt Hasselbacher<br />

(1927 – 1992), der Kardiochirurg Karl Ludwig Schober.<br />

Wissenschaftlich beschäftigt sich Mörl während seines<br />

halleschen Ordinariats u. a. mit der Prophylaxe und Therapie<br />

des Tetanus, die operative Behandlung des Mammakarzinoms.<br />

Assistenten schätzen das von ihm 1961/66 bearbeitete<br />

Hellersche „Handwerk des chirurgischen Stationsdienstes“<br />

und das 1964/66 editierte „Lehrbuch der Unfallchirurgie<br />

“. Seinem Nachfolger Karl Ludwig Schober<br />

(1912 – 1999) kann er Ende 1965 eine wohlgeordnete Klinik<br />

übergeben. Am 1.1.1966 übernimmt der vielseitig ausgebildete<br />

und geprägte Schober die Leitung der Chirurgischen<br />

Universitätsklinik Halle. Während seiner Lehrjahre entwickelt<br />

Schober mit seinem Lehrer Kneise ein neues Verfahren<br />

zur Darstellung röntgenstrahlen-durchlässiger Blasensteine,<br />

die sog. Abrodilpfütze. 1939/41 verfasst er mit Kneise das in<br />

sechs Auflagen erscheinende Lehrbuch „Die Röntgenuntersuchung<br />

der Harnorgane“. Kriegsbedingt kann er sich erst<br />

1954 habilitieren. Neben der Kinderchirurgie pflegt er als<br />

Oberarzt und Klinikchef besonders die Thorax- und Herzchirurgie.<br />

Internationale Anerkennung erzielt er bei der<br />

pulmonalen Embolektomie und durch seine Initiativen zum<br />

Nachbau der Herz-Lungen-Maschine durch den Physiker<br />

Fritz Struss (1912 – 1987) und den Mechaniker Hans-<br />

Joachim Rudolph. Durch diese Aktion beginnt in der damaligen<br />

devisenarmen DDR die offene Kardiochirurgie. Um<br />

die neuen herzchirurgischen Operationsmethoden in der<br />

DDR zu etablieren, strebt der kontaktfreudige und allseits<br />

verbindliche Schober mit den jährlich stattfindenden „<br />

Arbeitssymposia über das Operieren mit der Herz-Lungen-<br />

Maschine“ einen Gedankenaustausch mit den in dieser<br />

Materie mehr erfahrenen westdeutschen und westeuropäischen<br />

Kardiochirurgen an. Die eingeladenen Gäste kommen<br />

immer gern in die Saalestadt. Zu Schobers bekanntesten<br />

Schülern zählen der Kardiochirurg Rainer Panzner<br />

(1930 – 1992), der Anästhesist Günter Baust (*1929), der<br />

Berliner Chirurg Franz Palkoska (*1933) und die sich später<br />

habilitierenden Heinz Neef (*1933) und Werner Fritz<br />

(*1932). Desgleichen kann der erfahrene, um die Einführung<br />

der AO-Verfahren bemühte Unfallchirurg Eberhard Sander<br />

seine Schüler Günther Hildebrandt (1934 – 1988), Sieghart<br />

Grafe (*1935) und Wieland Otto (*1942) zur Habilitation<br />

führen. Dasselbe gelingt dem Neurochirurgen Kurt Hübner<br />

mit Dieter Tertsch (1932 – 1992) und Winfried Burkert<br />

(*1939). Während des Direktorats von Schober erlangen die<br />

Anästhesiologie mit Günter Baust und die Urologie mit<br />

Heinz Rockstroh ihre Selbständigkeit. Die halleschen<br />

Urologen unter Führung von Heinz Rockstroh wagen 1966<br />

die erste, wenn auch nicht erfolgreiche Nierentransplantation<br />

in der DDR. Nach seiner Emeritierung widmet sich<br />

Schober intensiv der Medizingeschichte. Die Kollegen<br />

schätzen seine 1978/84 im Zentralblatt der Chirurgie unter<br />

dem Titel „Vor etwa hundert Jahren“ erschienenen chirurgiehistorischen<br />

Miniaturen, seine Arbeit „Wege und<br />

Umwege zum Herzen“ und seine mit Martin Nagel und<br />

Günther Weiß erarbeitete Monografie „Theodor Billroth.<br />

Chirurg und Musiker“. Ihm folgt der Uebermuth-Schüler<br />

Joachim Reichmann (1923 -1991), der sich in seiner kurzen<br />

Amtsdauer 1977/83 zusammen mit Jürgen Krauß der regionalen<br />

zytostatischen Perfusion beim malignen Melanom<br />

widmet. Belastend für ihn gestaltet sich der Teilumzug der<br />

Klinik vom Campus Leninallee (heute Magdeburger Straße)<br />

nach dem Campus Ernst-Grube-Straße. 1983 übernimmt der<br />

langjährige Oberarzt und Inhaber des II. Lehrstuhls für Chirurgie<br />

an der Chirurgischen Universitätsklinik Leipzig<br />

Albrecht Gläser (*1928) die Leitung der Klinik. Die bereits<br />

vorhandene Abteilung für Viszeralchirurgie baut er zu einem<br />

Tumorzentrum um. Gegen Ende seines Direktorats erlebt<br />

Gläser die Auflösung der Chirurgischen Universitätsklinik<br />

Halle und den Aufstieg der chirurgischen Subdisziplinen zu<br />

Ordinariaten und selbständigen Kliniken. Bis 1994 darf<br />

Gläser als Professor neuen Rechts noch die Klinik für Allgemein-,<br />

Viszeral- und Gefäßchirurgie leiten, bis er aus Altersgründen<br />

emeritiert wird. Zu seinen Schülern zählen u.a. der<br />

auch von Panzner geförderte spätere Greifswalder/Karlsburger<br />

Kardiochirurg Hans-Georg Wollert (*1957) sowie der<br />

Thoraxchirurg Uwe Eichfeld (*1953). In den 1990er Jahren<br />

mausert sich die ehemalige Chirurgische Universitätsklinik<br />

Halle zum chirurgischen Zentrum des neu entstehenden<br />

Universitätsklinikums Halle mit dem Hauptsitz Ernst-Grube-<br />

Straße. Die Leitung der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und<br />

Gefäßchirurgie hat seit 1994 der Hannoveraner Endokrinochirurg<br />

Henning Dralle (*1950) inne. Die Klinik für Herz-<br />

und Thoraxchirurgie entwickelt 1994/98 der Essener Hans-<br />

Reinhard Zerkowski (*1954), der an der Einrichtung die<br />

ersten Herztransplantationen vornimmt, sowie seit 1998 der<br />

Würzburger Kardiochirurg Rolf-Edgar Silber (*1949). Die<br />

Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie führt<br />

1993/2007 der Hallenser Wieland Otto (*1942), ein Nachfolger<br />

ist bis heute noch nicht gefunden worden. Die Klinik<br />

für Kinderchirurgie bauen die Hallenser Werner Fritz<br />

(*1932) und Rainer Finke (*1951) auf. Der Hallenser<br />

Winfried Burkert (*1939) kann 1992/2006 mit der Klinik für<br />

Neurochirurgie die halleschen neurochirurgischen Traditionen<br />

fortführen. Ihm folgt der Erlanger Neurochirurg Christian<br />

Strauß. Die Entwicklung der halleschen Hochschulchirurgie<br />

haben besonders gefördert die Anästhesisten Karl-<br />

Heinz Martin (1926 – 1980), Günter Baust (*1929), Joachim<br />

Radke (*1942) und Michael Bucher (*1967). Die Klinikmitarbeiter<br />

des chirurgischen Zentrums des UKH können<br />

mit Stolz das zweihundert-jährige Jubiläum ihrer Einrichtungen<br />

feiern.<br />

Korrespondenzanschrift:<br />

Dr. sc. med. Klaus-Peter Wenzel<br />

Kurt-Günther-Str. 4<br />

04317 Leipzig<br />

Ärzteblatt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 22 (2011) 4 81

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