Inhalt IPD_1_2008 - Kirchenmusik im Erzbistum Paderborn
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Im Blickpunkt<br />
schwacher Abglanz der ewigen Herrlichkeit<br />
Gottes und lassen trotz ihres<br />
bloßen Abbildcharakters, wie<br />
Messiaen meint, „die ewige Glückseligkeit“<br />
erahnen, und er paraphrasiert<br />
einen Vers aus dem 36. Psalm: „In Deiner<br />
Musik werden wir die Musik sehen;<br />
in Deinem Licht werden wir das<br />
Licht hören.“<br />
Die verzückte, farbenreiche Schau der<br />
Mysterien hat ihren Niederschlag gefunden<br />
in Couleurs de la cite céleste<br />
(1963) für Orchester<br />
b) Rhythmik<br />
Messiaen meinte einmal:<br />
Vergessen wir nicht, dass das wichtigste<br />
und wesentlichste Element der<br />
Musik der Rhythmus ist.<br />
Diese Präferierung des Rhythmus besitzt<br />
eine große Tradition. Lange vor<br />
Hans von Bülows bekanntem Diktum<br />
„Im Anfang war der Rhythmus“ bezeichnet<br />
Rossini in einem Brief aus<br />
dem Jahr 1817 den Rhythmus als „das<br />
Urelement der Musik“. Und in besonders<br />
deutlicher Weise wird Messiaens<br />
Wertschätzung des Parameters<br />
Rhythmus durch Hector Berlioz antizipiert,<br />
der fordert „eine Klasse für<br />
Rhythmus einzurichten“, da Frank-<br />
10<br />
reich „noch <strong>im</strong>mer der Herd des Widerstands<br />
gegen die Emanzipation<br />
des Rhythmus ist“.<br />
Mit seinen rhythmischen Operationen<br />
will Messiaen die als Fessel empfundene<br />
rhythmische Einförmigkeit<br />
europäischer Musik überwinden. Das<br />
bedeutet die Abkehr von einem<br />
rhythmischen Mittelwert zugunsten<br />
eines extrem langen oder extrem kurzen<br />
Zählwerts, was zur Folge hat,<br />
dass dem Hörer die Stütze einer<br />
gleichmäßig pulsierenden Zählzeit<br />
genommen wird, und die Abkehr von<br />
einer qualifizierten Abstufung von<br />
Zählwerten (Akzentstufentakt) zugunsten<br />
einer rein quantitativen bzw.<br />
additiven rhythmischen Ordnung.<br />
Sehr bedeutsam wird hierbei<br />
Messiaens Hindu-Rhythmus-Rezeption.<br />
Hier entdeckt er das Prinzip der<br />
hinzugefügten Werte, der nicht umkehrbaren<br />
Rhythmen und pr<strong>im</strong>zahlig<br />
angelegte rhythmische Strukturen.<br />
Die pr<strong>im</strong>zahlig angelegte Ordnung<br />
formaler und rhythmischer Strukturen<br />
ist gleichsam ein Prinzip<br />
Messiaenscher Kompositionstechnik.<br />
Grund hierfür ist einerseits das Bestreben,<br />
asymetrische formale und<br />
rhythmische Abläufe zu schaffen, andererseits<br />
aber auch ein symbolischer