Inhalt IPD_1_2008 - Kirchenmusik im Erzbistum Paderborn
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Im Blickpunkt<br />
Paul Thissen<br />
Olivier Messiaen - Ein katholischer Musiker des<br />
20. Jahrhunderts<br />
Für das säkularisierte 20. Jahrhundert<br />
ist es schon ein erstaunliches Phänomen,<br />
dass ein Mann, der über 50 Jahre<br />
lang bis in sein Todesjahr hinein<br />
Sonntag für Sonntag an der Kirche<br />
Ste. Trinité seinen Organistendienst<br />
versah, zu einem der bedeutendsten<br />
und einflussreichsten Komponisten<br />
seiner Epoche avancierte, zu einem<br />
Komponisten, der seine Überzeugung,<br />
all seine Musik – ob sie das Gehe<strong>im</strong>nis<br />
der Dreifaltigkeit meditiere,<br />
mit üppigsten Farben den Tristan-<br />
Mythos male oder serielle Operationen<br />
antizipiere – das Lob Gottes zu<br />
singen, niemals verleugnet hat. Dieser<br />
Sachverhalt mag dazu beigetragen<br />
haben, dass Messiaen einem größeren<br />
Kreis nur als Komponist von<br />
Werken für Orgel bekannt geworden<br />
ist. Tatsächlich hat sich mit ihm –<br />
nach Bach, Franck und Reger – erstmals<br />
wieder ein Komponist von Weltruf<br />
in zentraler Weise der Orgel zugewandt.<br />
Dabei darf aber nicht übersehen<br />
werden, dass Messiaen ebenso<br />
eine Vielzahl von Werken für Gesang,<br />
für Klavier und für Orchester ge-<br />
2<br />
schrieben und mit Saint François<br />
d’Assise auch die Gattung Oper bedacht<br />
hat.<br />
Olivier Messiaen wurde am 10. Dezember<br />
1908 in Avignon geboren und<br />
1919 für 11 Jahre Schüler des Pariser<br />
Conservatoire, wo er u. a. Komposition<br />
und Orgel studierte. Zu seinen bedeutendsten<br />
Lehrern zählten Marcel<br />
Dupré, Maurice Emmanuel und Paul<br />
Dukas. 1930 wurde Messiaen Titulaire<br />
an Ste. Trinité. Im selben Jahr gründete<br />
er mit Daniel Lesur, Ives Baudrier<br />
und André Jolivet die Gruppe La jeune<br />
France, die sich gegen den Neoklassizismus<br />
gewandt hat. 1940 kam<br />
Messiaen in deutsche Kriegsgefangenschaft.<br />
Im Stalag VIII A bei Görlitz<br />
entstand eines seiner ergreifendsten<br />
Werke, das Quatuor pour la fin du<br />
temps. Die Uraufführung fand am 15.<br />
Januar 1941 vor 5000 Gefangenen<br />
statt. „Nie hat man mir mit soviel Aufmerksamkeit<br />
und Verständnis zugehört“<br />
bekannte Messiaen später. 1947<br />
errichtete man für ihn am Pariser<br />
Conservatoire eine Professur für Analyse<br />
und Ästhetik eingerichtet. Von