30.10.2013 Aufrufe

Inhalt IPD_1_2008 - Kirchenmusik im Erzbistum Paderborn

Inhalt IPD_1_2008 - Kirchenmusik im Erzbistum Paderborn

Inhalt IPD_1_2008 - Kirchenmusik im Erzbistum Paderborn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Im Blickpunkt<br />

sen sich wandelnden Vogelgesänge.<br />

In diesem Zusammenhang muss erwähnt<br />

werden, dass Messiaen in einem<br />

Gespräch mit Brigitte Massin<br />

bekannte, er neige zu der Annahme,<br />

dass <strong>im</strong> 20. Jahrhundert „lediglich die<br />

elektro-akustische Musik wirklich<br />

eine neue D<strong>im</strong>ension eröffnet“ und<br />

ihn gelehrt habe, „dass es keine wirkliche<br />

Grenzlinie zwischen Musik und<br />

Geräusch gibt. Und vor allem, dass<br />

das Geräusch Musik sein kann“:<br />

Ich habe mit Leidenschaft den Wellen des<br />

Meeres, den Wasserfällen und Sturzbächen <strong>im</strong><br />

Gebitge und allen Geräuschen des Wassers<br />

und des Windes gelauscht; und ich möchte<br />

hinzufügen, dass ich keine Grenze ziehe zwischen<br />

Geräusch und Klang: Alles stellt für mich<br />

gleichermaßen Musik dar.<br />

*<br />

Spätestens bei Messiaens Ausführungen<br />

zur Harmonik dürfte deutlich geworden<br />

sein, dass er die sinnliche<br />

Welt nicht asketisch meidet, <strong>im</strong> Gegenteil:<br />

Messiaen hat drei „Tristan“-<br />

Werke geschrieben: Harawi, ein Liederzyklus<br />

für Sopran und Klavier, Cinq<br />

Rechants, ein Chorwerk, und als<br />

Zentralwerk die große Turangalîla-<br />

Symphonie. Messiaen versteht den<br />

Tristan-Mythos als „Symbol für jede<br />

große Liebe“, einer schicksalhaften<br />

12<br />

Liebe“, einer „unwiderstehlichen Liebe,<br />

einer Liebe die <strong>im</strong> Prinzip tödlich<br />

endet und die bis zu einem gewissen<br />

Grad den Tod herbeisehnt, weil es<br />

sich um eine Liebe handelt, die das<br />

Körperliche, ja selbst unsere geistigen<br />

Fähigkeiten übersteigt und eine kosmische<br />

D<strong>im</strong>ension erreicht.“ Auf die<br />

Frage Claude Samuels, ob es „nicht<br />

einen Widerspruch zwischen diesem<br />

Begriff der menschlichen Liebe und“<br />

seinem „religiösen Glauben“ gebe,<br />

antwortet Messiaen:<br />

Aber nein, denn diese sehr starke Liebe ist ein<br />

Widerschein, ein schwacher Widerschein, aber<br />

nichts desto weniger ein Widerschein der einzig<br />

wirklichen Liebe, der göttlichen Liebe.<br />

Die große Turangalîla-Symphonie ist<br />

ein wahrhaft orgiastischer Hymnus<br />

auf die sinnliche Liebe. Der melodische<br />

Reichtum, den klangliche Glanz<br />

und sinnlichen Zauber der<br />

Turangalîla-Symphonie wurde allerdings<br />

von vielen nicht geschätzt. In<br />

einer von Heino Lüdicke für den Berliner<br />

Kurier verfassten Kritik hieß es:<br />

Es ist ein monströses Gebilde, worin eine<br />

effekthascherische Klangregie aus Stilmischmasch<br />

von Puccini bis zum Jazz, Naivität<br />

und Lärm an die Stelle wirklicher symphonischer<br />

Substanz tritt. Je länger die anmaßend

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!