Herausgeber
Herausgeber
Herausgeber
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Telefon<br />
Sie haben hier eine Anforderung aus Prag, um fünf Uhr am<br />
Nachmittag. Auf diese Weise hat man sich noch vor kurzem<br />
aus Jablonec, aus Liberec nach Prag, Hradec angerufen... Es<br />
bequem zu haben bedeutete, das Gespräch sofort zu bestellen,<br />
genannt „blitzartig“ oder billiger „für später“. Dies aber bedeutete,<br />
zuerst in der Zentrale anzurufen, aus dem Apparat an der<br />
Wand bei der Post, im Geschäft, in der Telefonzelle, im Büro.<br />
Nur wenige Menschen hatten das Telefon zu Hause, und<br />
wenn doch, hatte derjenige rund um die Uhr zu tun, weil zu<br />
ihm alle aus der nahen und fernen Umgebung telefonieren<br />
kamen. Er empfand es aber als eine Selbstverständlichkeit, als<br />
einen Dienst, Berufung, Vorteil und auch harte Arbeit. Es war,<br />
wie zu Hause einen Zuchtbullen, ein Kaninchen – belgisches<br />
Männchen, einen Ziegenbock oder eine Hundezuchtstation zu<br />
haben. Essen mussten alle jeden Tag, auch an Samstagen und<br />
Sonntagen, warum also schlendern. Genauso war es mit dem<br />
Telefon. Es im Dorf zu haben, bedeutete ständige Bereitschaft,<br />
jederzeit das Haus zu öffnen und sagen: „Kommen Sie herein<br />
zum Telefonieren!“<br />
Es war gar nicht so lange her, zirka vor fünfzig Jahren, also<br />
noch in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Für<br />
die junge Generation muss es wie aus der Zeit der Hussiten<br />
oder der Belagerung von Prag durch die Schweden vorkommen.<br />
Fünfzig Jahre und heute kann das Telefon wie ein<br />
größerer Ohrring im Ohr sein und die Nummer kann, ohne<br />
die Tastatur zu berühren, gewählt werden.<br />
Am anderen Ende der Welt ist es genauso. Ich las das Buch<br />
von Hoffmeister über China. Es spielt in den fünfziger Jahren,<br />
und ein ganzes Kapitel ist einem Gespräch aus Peking ins