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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 79 / 23. 12. 2009<br />

Aus Südtirol<br />

Lebenslanges Lernen,<br />

Krise als Chance<br />

Dass das Schlagwort vom lebenslangen Lernen für alle – und damit<br />

auch für Politiker – gilt, hat Landeshauptmann Luis Durnwalder in seiner<br />

Rede zum Haushaltsvoranschlag des Landes für 2010 unterstrichen.<br />

18<br />

Böse Zungen, so betonte Südtirols Landeshauptmann<br />

Luis Durnwalder am 11. Dezember<br />

in seiner Haushaltsrede vor dem Südtiroler<br />

Landtag, behaupteten, daß Politiker<br />

die einzigen seien, die sich dem lebenslangen<br />

Lernen verschlössen: „Wir haben nun<br />

mehr denn je die Chance, diesen Glauben als<br />

Irrglauben zu entlarven“, so der Landeshauptmann,<br />

der unterstrich, daß sich die<br />

Rahmenbedingungen derart geändert hätten,<br />

daß ein „Weiter so“ nicht in Frage komme.<br />

Schließlich, so Durnwalder, sei dies das<br />

erste Mal, daß er dem Landtag für das kommende<br />

Jahr einen geschrumpften Haushalt<br />

vorlege. Dies, weil die im Zuge der weltweiten<br />

Krise lahmende Wirtschaft geringere<br />

Steuereinnahmen erzeugt und die Landesregierung<br />

den Haushalt zudem sehr vorsichtig<br />

geschnürt habe. „Sicher, wir haben vor<br />

wenigen Tagen nach langwierigen Verhandlungen<br />

mit Rom eine Lösung für die künftige<br />

Finanzierung unserer Autonomie und unserer<br />

Zuständigkeiten erreicht“, so Durnwalder,<br />

der betonte, daß diese es ermögliche,<br />

mit künftigen Haushalten zu rechnen, die<br />

etwa dieselbe Höhe erreichten wie der vorliegende.<br />

Vor allem bringe sie aber einen<br />

Ausbau der Autonomie mit sich, etwa im Bereich<br />

des Arbeitsmarkts oder der Finanzierung<br />

von Uni und Konservatorium.<br />

„Also sicher kein Grund, in Panik zu verf<strong>allen</strong>,<br />

noch weniger aber ein Grund, den<br />

Kopf in den Sand zu stecken“, so Durnwalder.<br />

„Jede Krise ist auch eine Chance.<br />

Die Chance, einiges anders zu machen, die<br />

Chance, einiges neu zu machen, die Chance,<br />

alte Zöpfe abzuschneiden, die Chance, bisher<br />

heilige Kühe zu opfern“, so der Landeshauptmann.<br />

Durnwalder betonte, daß es nicht höhnisch<br />

klingen solle, von der Krise als Chance<br />

zu reden, auch wenn sie einzelne hart getroffen<br />

habe. „All diese Schicksale im Gefolge<br />

von verlorenen Jobs und einem Leben, das<br />

von heute auf morgen aus den Angeln gehoben<br />

wird, lassen uns nicht kalt und auch<br />

nicht untätig“, so der Landeshauptmann.<br />

Früh schon seien Gegenmaßnahmen ergriffen<br />

worden, auch habe sich der Südtiroler<br />

Arbeitsmarkt als stabil erwiesen.<br />

Eingegangen ist Durnwalder zudem auf<br />

das „System Südtirol“, das viele Befürworter<br />

der Volksabstimmungen zu Fall bringen<br />

wollten. Er sei keiner, der „aufgrund einer<br />

Krise, einer Wirtschaftskrise noch dazu, das<br />

politische System in Frage stellen würde.<br />

Und ich bin noch weniger einer, der etwas<br />

davon hält, einzelne Steine dieses Systems<br />

ins Wanken zu bringen“, so Durnwalder, der<br />

betonte, daß er nicht gegen Volksabstimmungen<br />

sei, sehr wohl aber dagegen, das<br />

Volk über Detailfragen abstimmen zu lassen.<br />

Dies, weil ein solches System nicht effizient<br />

sei, weil es bestehende Zustände eher zementiere<br />

als verändere und weil es in einem<br />

mehrsprachigen Land schwer umzusetzen<br />

sei: Es würde zu einer „Diktatur der Mehrheit“<br />

kommen, mit <strong>allen</strong> Folgen, die dies für<br />

Minderheiten hätte, so Durnwalder.<br />

Der Haushalt<br />

Auf den Haushalt bezogen unterstrich der<br />

Landeshauptmann, daß die Landesregierung<br />

Schwerpunkte gesetzt habe: in der Bildung,<br />

im Gesundheits- und Sozialwesen, in Forschung<br />

und Entwicklung. Dazu setze man<br />

weiter auf eine innovative Energiepolitik,<br />

auf die Förderung der Energieeffizienz (auch<br />

mit Hilfe des Kubaturbonus), auf das KlimaHaus<br />

und die Nutzung erneuerbarer<br />

Energiequellen.<br />

Einen Überblick gab es darüber hinaus<br />

über die antizyklische Wirtschaftspolitik, die<br />

die Landesregierung betreibe, samt den nötigen<br />

Steuersenkungen. „Wer die Wirtschaftskapitel<br />

ansieht, sollte nicht nur Soll-Seite<br />

ansehen, also die Beiträge, die effektiv gekürzt<br />

werden, sondern auch die Haben-<br />

Seite“, so der Landeshauptmann. Weniger<br />

steuerliche Belastung für die Unternehmen<br />

bedeuteten nämlich auch weniger Steuereinnahmen<br />

für das Land.<br />

Über Handel, Landwirtschaft, Verkehr,<br />

Bürokratieabbau und Kontrollen kam Durnwalder<br />

auch auf die Umverteilung zu sprechen:<br />

Sie, so der Landeshauptmann, sichere<br />

ein gewisses Maß an Wohlstand und Chancengleichheit.<br />

„Sie darf aber gleichzeitig auch<br />

nicht dazu führen, daß das gefördert wird,<br />

was uns gesellschaftlich nicht weiterbringt:<br />

Faulheit, Ideenlosigkeit, fehlende Risikobereitschaft,<br />

Mitläufertum, Mittelmäßigkeit“,<br />

so Durnwalder.<br />

Ein bißchen weniger…<br />

Eine Klammer öffnete der Landeshauptmann<br />

zur Politik im Allgemeinen. „Hin und<br />

wieder“, so Durnwalder, „würde ein bißchen<br />

mehr Gelassenheit unserem Metier gut tun.<br />

Ein bißchen mehr Tiefgang, ein bisschen<br />

mehr Sorgfalt, ein bißchen mehr Inhalt, ein<br />

bißchen mehr Sein und dafür ein bisschen<br />

weniger Schein, ein bißchen weniger Symbolik,<br />

ein bisschen weniger politisches Kalkül,<br />

ein bißchen weniger Profilierungssucht“.<br />

Wenn man nämlich von Politikverdrossenheit<br />

rede, dürfe man nicht vergessen, „daß<br />

ein gerüttelt Maß dieser Verdrossenheit<br />

weniger auf die Politik als auf die Politiker<br />

zurückzuführen ist“, betonte der Landeshauptmann.<br />

Über die Entwicklung der Euregio kam<br />

Durnwalder schließlich auf das Thema<br />

Selbstbestimmung. Diese sei, so der Landeshauptmann,<br />

einzufordern, wenn Italien den<br />

Pariser Vertrag – „unsere Magna Charta“ –<br />

breche. „Wer heute nach Selbstbestimmung<br />

ruft, hält ein Streichholz an das Gruber-<br />

Degasperi-Abkommen und läßt völlig im<br />

Unklaren, was aus dessen Asche erwachsen<br />

soll“, betonte Durnwalder.<br />

Man habe, so der Landeshauptmann,<br />

2010 die Chance zu zeigen, daß man fähig<br />

sei, schwierige Situationen zu meistern, und<br />

willens sei, notwendige und sinnvolle Kürzungen<br />

durchzudrücken, „auch wenn das<br />

Politbarometer dann vielleicht ein Tief anzeigt“.<br />

„Nutzen wir die Chance, den Menschen<br />

da draußen zu zeigen, daß Politiker<br />

keine verkrustete Kaste sind, sondern Menschen,<br />

die – wie alle anderen auch – lebenslang<br />

lernen, sich lebenslang auf neue Situationen<br />

einstellen müssen. Und dies auch<br />

können“, so Durnwalder abschließend. •<br />

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at

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