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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 79 / 23. 12. 2009 Chronik Nordbahn. 170 Jahre Wien – Brünn Der vom Wiener Zweig des Bankhauses Rothschild ins Leben gerufene Bahnbau brachte die Dampfeisenbahn in das damalige Kaisertum Österreich. 35 Foto: Technisches Museum Wien / Österreich Journal / Michael Mössmer Die älteste, außerhalb Englands erhaltene Lokomotive, die 1841 gebaute »Ajax«, ist im Technischen Museum Wien zu sehen. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Am 7. Juli 1839 fuhren die ersten Züge auf der 145 Kilometer langen Kaiser Ferdinands-Nordbahn zwischen Wien und der mährischen Hauptstadt Brünn (Brno). „170 Jahre Nordbahn“ sind der Anlaß für eine kleine Ausstellung, die das Technische Museum Wien seit 24. November 2009 im Umfeld der Lokomotive „Ajax“ auf Ebene 2 präsentiert. Der vom Wiener Zweig des Bankhauses Rothschild ins Leben gerufene Bahnbau brachte die Dampfeisenbahn in das damalige Kaisertum Österreich. Kaiser Ferdinand I. erlaubte im Jahr 1836, daß die private Bahngesellschaft seinen Namen tragen durfte. In weiterer Folge erschloß die Nordbahn-Gesellschaft den Nordosten der Habsburger Monarchie. Kohle, Eisen und Stahl sowie Getreide sollten die wichtigsten Transportgüter werden, und schon in den ersten 15 Jahren verzwölffachte sich auch die Zahl der beförderten Personen. Bis zur Verstaatlichung im Jahr 1906 wuchs das Netz der Nordbahn-Gesellschaft auf mehr als 1300 Kilometer an. An ihrem Beispiel können charakteristische Entwicklungsstränge in der Geschichte der Eisenbahn bis heute verfolgt werden: Der Wandel in der Traktion vom „Dampfwagen“ zur Elektrolokomotive, bei der Signaltechnik vom Korbsignal bis zum Lichtsignal, beim Gleis von der Flachschiene zur Breitfußschiene, bei Ingenieurbauwerken von der hölzernen zur stählernen Donaubrücke – all das sind Beispiele der kontinuierlichen Weiterentwicklung dieses Transportmittels. Und wer hätte bei der Eröffnungsfahrt im Jahr 1839 gedacht, daß knapp 150 Jahre später auf dieser Strecke ein Rekord auf Österreichs Schienen zu verzeichnen war: Bei Drösing konnte im Rahmen von Schnellfahrversuchen eine Geschwindigkeit von 241 km/h erreicht werden. Diese Geschichte wird anhand von ausgewählten Archivalien aus dem Eisenbahnarchiv des Museums und aus dem Österreichischen Staatsarchiv sowie einigen besonderen Großobjekten rund um die vor einem Jahr aufgestellte Nordbahn-Lokomotive „Ajax“ in fünf Kapiteln erzählt. Vision und Umsetzung Die ersten Visionen einer Eisenbahn von Wien in Richtung Norden reichen in das Jahr 1829 zurück. Um die rasch wachsenden Industriegebiete in Mähren und Galizien zu erschließen, schlug Franz Riepl, Professor am polytechnischen Institut in Wien, den Bau einer Eisenbahn von Wien über Ostrau (Ostrava) bis Bochnia an die damals russi-
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 79 / 23. 12. 2009 Chronik 36 sche Grenze vor. Mit der Wiener Niederlassung des Bankhauses Rothschild konnte ein geeigneter Förderer zur Umsetzung dieser Idee gefunden werden. Während bis 1835 unter Kaiser Franz I. die Genehmigung für den Bau und Betrieb dieser Bahn nicht erteilt wurde, stimmte sein Thronfolger Ferdinand I. 1836 dem Bau der Bahn zu. Die Arbeiten begannen im Frühjahr 1837 und bereits zwei Jahre später konnte der erste große Abschnitt der Nordbahn zwischen Wien und Brünn (Brno) feierlich eröffnet werden. Bauwerke und Fahrweg Eisenbahnen erfordern eine Vielzahl an Bauwerken für die unterschiedlichsten Aufgaben, damit sie trotz ihrer Komplexität als technisches System sicher funktionieren: Bahnhöfe gelten als „Tore zur Welt“, Brücken als verbindende Bauwerke. Die für den Dampfbetrieb notwendigen Gebäude, wie beispielsweise Wassertürme, wurden zu Wahrzeichen der Bahn. Rangierbahnhöfe sind bis heute eine logistische Herausforderung für den Eisenbahnbetrieb. Für das Bahnpersonal entstanden eine Reihe zwar unscheinbarer, aber ungewöhnlicher Gebäude. All diese Bauwerke fanden und finden sich entlang dem zentralen Element der Eisenbahn: dem Gleis, das aus Schienen, Schwellen und Schotter bestehende „stählerne Band“ zur Erschließung von Regionen, Ländern und Kontinenten. © Technisches Museum Wien Fahrzeuge und Betrieb Die am häufigsten mit der „Eisenbahn“ assoziierten Komponenten sind die Fahrzeuge und der Bahnbetrieb. Lokomotiven stehen oft im Mittelpunkt des Interesses – sei es als „schwarzes Ungeheuer“ oder als „elektrisches Kraftpaket“. Personenwagen gewährleisten Bequemlichkeit und die Fahrkarten können zu „Wertpapieren der Sehnsucht“ werden: Die Nordbahn be- Karte der Kaiser Ferdinands- Nordbahn von Wien nach Brünn von M. Trentsensky, 1839 »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
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