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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 79 / 23. 12. 2009<br />

Serie »Österreicher in Hollywood«<br />

70<br />

Ernest Dryden (Mitte vorne) im Kreise von Freunden im Garten seines Hauses in<br />

Hollywood, Sommer 1937. Hinter ihm (v.l.) Karl Vollmoeller (Autor des Pantomimestücks<br />

»Das Mirakel«), Steffi Duna (Schauspielerin), Billy Wilder, Geza Herzceg<br />

(Schriftsteller) und die Wienerin Celia Lovsky, in der oberen Reihe (v.l.) unbekannt,<br />

Hans Székely (Schriftsteller) und Peter Lorre (verheiratet mit Lovsky)<br />

eines neuen androgynen Frauentyps, die ihn<br />

noch von Berlin her kannte, auf deren ausdrücklichen<br />

Wunsch hin in der Selznick-<br />

Romanze „The Garden of Allah“ („Der Garten<br />

Allahs“, 1936) modisch auszustatten.<br />

Der Streifen war der erste des Studios, bei<br />

dem Farbe als filmisches Ausdrucksmittel<br />

eingesetzt wurde, das Faktum stellte eine besondere<br />

Herausforderung für den Perfektionisten<br />

dar, zumal auch der Produzent der<br />

Diva eine luxuriöse Garderobe mit dreißig<br />

Kostümwechsel zugestand. Fotos des amerikanischen<br />

Tibetreisenden Harrison Forman<br />

ermöglichten Dryden schließlich, die außergewöhnlichen<br />

Kostüme für Frank Capras auf<br />

der Hochebene Tibets spielenden Fantasyfilm<br />

„Lost Horizon“ („In den Fesseln von<br />

Shangri-La“, 1937) dem vorgegebenen Konzept<br />

des Art Directors Stephen Goosson<br />

anzupassen. Mit Capra folgte eine weitere<br />

herausragende Zusammenarbeit im Rahmen<br />

der Verfilmung des Erfolgsromans von Anthony<br />

J. Hope, „The Prisoner of Zenda“<br />

(„Der Gefangene von Zenda“, 1937). Dryden<br />

gliederte seine Hollywooddesigns in die drei<br />

Haupttypen „modern, period, and fantasy“<br />

(im Hinblick auf die Fantasiekostüme für<br />

„Lost Horizon“), wobei sein Hauptaugenmerk<br />

jedoch der eleganten, mondänen Dame<br />

galt. Viele seiner Entwürfe für die Stars<br />

Grace Moore, Mary Astor, Dolores Del Rio<br />

und Jane Wyatt fanden später den Weg in die<br />

Konfektion.<br />

Der britische Filmkritiker John Russell<br />

Taylor beschrieb Dryden in seinem Werk<br />

Der Designer mit Marlene Dietrich<br />

während einer Drehpause zum Melodram<br />

»The Garden of Allah«. Die Diva<br />

in einem von Dryden entworfenen<br />

Reitkostüm, 1936.<br />

„Strangers in Paradise“ (1983) als einen der<br />

Exilanten in Hollywood, der die zahlreichen<br />

schwierigen Hürden die zu überwinden waren,<br />

zunächst souverän meistern konnte.<br />

Aufgrund der Umstände des Exils und des<br />

ständigen Konkurrenzdrucks stellte sich<br />

jedoch letztlich Erschöpfung ein. Dryden<br />

führte seine letzte Assistentin, die damals<br />

24jährige, spätere Oscar-Gewinnerin Dorothy<br />

Jeakins noch in die Welt der Eleganz, des<br />

Stils und der Sophistik ein. Nach nur wenigen<br />

Jahren endete diese Zeit, in einer differenzierteren<br />

Ära und nach 1945 im Rahmen<br />

einer neuen Filmindustrie, wurde die Rolle<br />

der Kostümbildner reduziert und deren<br />

Agenden weitgehend von allgemein tätigen<br />

Entwerfern übernommen.<br />

Der Wiener, von dem Billy Wilder behauptete,<br />

der „eleganteste Mann auf Gottes<br />

Erdboden“ zu sein, hatte den Finger am Puls<br />

der Hollywood Society, in seinem Umkreis<br />

bewegten sich nicht nur die Exilgrößen Ernst<br />

Lubitsch, Heinrich und Thomas Mann, Arnold<br />

Schönberg, Peter Lorre oder Dolly Haas.<br />

Ernest Dryden fürchtete in den Märztagen<br />

1938 um Verwandte in der Heimat. Er starb<br />

am 16. März 1938 in Westwood (Los Angeles<br />

County) an einer Herzattacke in seinem<br />

Bungalow in der South Bentley Avenue an<br />

der Südseite des Sunset Boulevards während<br />

einer Radiosendung über die Ereignisse in<br />

Europa, wenige Tage nach dem Einmarsch<br />

der deutschen Wehrmacht in Österreich. Die<br />

Urnenbestattung erfolgte im Cathedral<br />

Mausoleum in „Hollywood Forever“ (früher<br />

„Hollywood Memorial Park“). •<br />

Mit dem Buch „Österreicher in Hollywood“<br />

legte der Zeithistoriker Rudolf<br />

Ulrich die lang erwartete Neufassung seines<br />

1993 erstmals veröffentlichten Standardwerkes<br />

vor. Nach über 12jährigen Recherchen<br />

konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer<br />

revidierten, wesentlich erweiterten Buchausgabe<br />

vorgelegt werden. „Diese Hommage ist<br />

nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern<br />

auch an die in der Heimat vielfach Unbekannten<br />

oder Vergessenen und den darüberhinaus<br />

immensen Kulturleistungen österreichischer<br />

Filmkünstler im Zentrum der Weltkinematographie<br />

gewidmet: „Alles, was an<br />

etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der<br />

Autor.<br />

Rudolf Ulrich und der Verlag Filmarchiv<br />

Austria bieten <strong>Ihnen</strong>, sehr geehrte Leserinnen<br />

und Leser, die Möglichkeit,<br />

in den kommenden<br />

Monaten im<br />

„Österreich Journal“<br />

einige Persönlichkeiten<br />

aus dem Buch<br />

„Österreicher in Hollywood“<br />

kennenzulernen.<br />

Rudolf Ulrich<br />

„Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten,<br />

zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erweiterte<br />

Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1;<br />

http://www.filmarchiv.at<br />

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at

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