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Frohe Weihnachten Ihnen allen Frohe Weihnachten Ihnen allen

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 79 / 23. 12. 2009<br />

Wissenschaft & Technik<br />

51<br />

auch visuelles Datenmaterial zu gewinnen.<br />

Ein Aufwand, der bislang noch nirgends auf<br />

der Welt betrieben wurde, um Aussagen über<br />

die Ökonomie von Bewegungsabläufen treffen<br />

zu können. „Das ist der weltweit umfassendste<br />

Zugang zu einer biomechanischen<br />

Analyse dieser Art“, freut sich Müller.<br />

Prominente ProbandInnen<br />

Die Testpersonen sind nicht minder herausragend.<br />

Zuletzt waren es Weltklasse-Athleten<br />

aus Kenia. „Die haben sich davor noch<br />

nie in die Karten schauen lassen“, ist Müller<br />

auf den Coup stolz. Zustande gekommen ist<br />

er über den Trainer Thomas Krejci. Er ist<br />

selbst ehemaliger Top-Orientierungsläufer und<br />

lotste die kenianische Sportler-Delegation<br />

während der Sommermonate zu einem mehrwöchigen<br />

Trainingscamp auf die Hebalm.<br />

Direkt mit der Weltspitze hat es Müller<br />

aber auch in einer Wintersportdisziplin zu<br />

tun. Seit Jahren schon kooperiert der Grazer<br />

Wissenschafter mit den österreichischen<br />

Skispringern. Sie verfeinern ihre Technik bei<br />

Simulationsübungen im Windkanal, die mitgefilmt<br />

und analysiert werden. Nicht zuletzt<br />

die BodyMassIndex-Regel, die die erlaubte<br />

Schilänge in Relation zu Körpergewicht und<br />

-größe setzt, geht auf Müller zurück. Der<br />

Experte setzte durch, daß leichtere AthletInnen<br />

kürzere Sportgeräte bekamen, damit sie<br />

keinen Vorteil aus dem niedrigen Körpergewicht<br />

ziehen konnten. Diesen Lösungsansatz<br />

publizierte er bereits 1995 als eine der wenigen<br />

sportwissenschaftlichen Arbeiten, die bisher<br />

in „Nature“ erschienen sind. Soeben wurde<br />

der Forscher vom Internationalen Olympischen<br />

Komitee beauftragt, gemeinsam mit<br />

renommierten KollegInnen auch in anderen<br />

Sportarten medizinische Probleme zu lösen.<br />

Die Abbildung zeigt die Bahnkurven von markierten Punkten am Körper des<br />

Turners bei einem Doppelsalto vom Reck.<br />

Leistung am Limit<br />

Aktuell arbeitet Müller mit seinem Team<br />

an einer sportartenübergreifenden Untersuchung<br />

über die gesundheitlichen Grenzen<br />

menschlicher Leistungsfähigkeit. Beim Reckturnen<br />

zum Beispiel treten Kräfte auf die<br />

AthletInnen auf, die dem Sechs- bis Siebenfachen<br />

der Erdanziehungskraft entsprechen.<br />

GeräteturnerInnen setzen sich bei Riesenfelgen<br />

dieser Belastungsprobe aus. Zum<br />

Vergleich: Diese g-Werte liegen im oberen<br />

Bereich dessen, was KampffliegerInnen in<br />

ihren Jets aushalten müssen. Nur werden<br />

diese von eigener belastungsminimierender<br />

Bekleidung unterstützt, während sich TurnerInnen<br />

auf ihre Muskeln verlassen müssen –<br />

und auf die Elastizität der Reckstange. Details<br />

der Bewegungsabläufe im Gerätekunstturnen<br />

sind für das menschliche Auge längst<br />

nicht mehr sichtbar. Die hohen Kräfte bewirken,<br />

daß die Stange bis zu 20 Zentimeter<br />

ausgelenkt wird.<br />

Parallel wirken auf die AthletInnen etwa<br />

bei der so genannten Tempo-Riesenfelge vor<br />

dem Abgang Fliehkräfte von umgerechnet<br />

bis zu 200 Kilogramm pro Arm. Müller hat<br />

diese Ergebnisse aus Reckübungen des<br />

Staatsmeisters Gabriel Rossi gemeinsam mit<br />

Claus Cagran und Philipp Huber mittels<br />

einer neuartigen Methodik herausgefiltert.<br />

Dabei wurde eine mit Infrarotreflektoren<br />

adaptierte Reckstange selbst als Kraftmeßgerät<br />

benutzt. Diese Messmethode wurde<br />

soeben von Cagran, Huber und Müller im<br />

„Journal of Biomechanics“ veröffentlicht.<br />

Parallel sind über Körpermeßpunkte auch<br />

Beschleunigungswerte einzelner Körperteile<br />

aus dem hochkomplexen Bewegungsablauf<br />

destillierbar. Präsentiert wurde das Verfahren<br />

erstmals im Sommer 2009 beim Weltkongress<br />

der Internationalen Gesellschaft für<br />

Biomechanik in Kapstadt.<br />

Präzise Bewegung<br />

Ebenfalls angewendet werden kann das<br />

Bewegungsverfolgungs- und -analyseverfahren<br />

bei GolfspielerInnen. Auch dabei<br />

werden SportlerInnen in ein vielgliedriges,<br />

mechanisches System „zerlegt“, wodurch detaillierte<br />

Aussagen über Körperschwerpunkt-<br />

Verlagerungen beziehungsweise die Präzision<br />

von Bewegungsabläufen gemacht werden<br />

können. Aber auch der nur 0,0005 Sekunden<br />

dauernde Kontakt zwischen Schläger<br />

und Ball kann Gegenstand der Untersuchung<br />

sein. In diesen 0,5 Millisekunden, in<br />

denen der Ball von Null auf bis zu 280 km/h<br />

beschleunigt wird, bleibt den SpielerInnen<br />

keine Korrekturmöglichkeit. Umso wichtiger<br />

ist es, auf Basis genauer Analysen der<br />

Schlagbewegung Fehler frühzeitig zu erkennen.<br />

Mit dem in Graz entwickelten Meßsystem<br />

gelingt das auch bei Bewegungsabläufen,<br />

die für das menschliche Auge nicht<br />

mehr zu verarbeiten sind.<br />

•<br />

http://www.uni-graz.at/<br />

http://www.uni-graz.at/unizeit<br />

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at

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