03.11.2013 Aufrufe

Frohe Weihnachten Ihnen allen Frohe Weihnachten Ihnen allen

Frohe Weihnachten Ihnen allen Frohe Weihnachten Ihnen allen

Frohe Weihnachten Ihnen allen Frohe Weihnachten Ihnen allen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 79 / 23. 12. 2009<br />

Innenpolitik<br />

»Nein!« zu Gewalt an Frauen<br />

Gemeinsamer Auftritt der Frauensprecherinnen aller Fraktionen<br />

22<br />

Unter dem Motto „NEIN zu Gewalt an<br />

Frauen – parlamentarische Frauenallianz<br />

als starkes Signal gegen Gewalt“ stand am<br />

10. Dezember 2009 eine Pressekonferenz im<br />

Parlament. Gemeinsam mit Nationalratspräsidentin<br />

Barbara Prammer stellten die Frauensprecherinnen<br />

aller Fraktionen des Nationalrats<br />

– die Abgeordneten Gisela Wurm<br />

(SPÖ), Dorothea Schittenhelm (ÖVP), Carmen<br />

Gartelgruber (FPÖ), Martina Schenk<br />

(BZÖ) und Judith Schwentner (Grüne) –<br />

ihre Initiative vor.<br />

Es gelte, im Kampf gegen Gewalt an<br />

Frauen – die sehr oft auch Kinder betreffe –<br />

eine klare Grenze zu ziehen, eröffnete Nationalratspräsidentin<br />

Barbara Prammer die<br />

Pressekonferenz. Österreich sei bei diesem<br />

Thema führend, wie sie bei internationalen<br />

Kontakten immer wieder feststellen könne.<br />

Prammer erinnerte an zahlreiche einschlägige<br />

Initiativen im Parlament und kündigte<br />

deren Weiterführung an, etwa im Zusammenhang<br />

mit der Checklist von UNIFEM,<br />

des United Nations Development Fund for<br />

Women. Prammer gab auch der Hoffnung<br />

Ausdruck, männliche Parlamentarier ins<br />

Boot holen zu können, die diese Anliegen<br />

unterstützen; denn es gebe nicht nur Opfer,<br />

sondern auch Täter. Zufrieden zeigte sich<br />

Prammer damit, daß es in den letzten Jahren<br />

gelungen sei, ein früher vielfach tabuisiertes<br />

Thema zu enttabuisieren.<br />

Der Europarat habe seine Kampagne im<br />

Kampf gegen Gewalt an Frauen in Wien abgeschlossen,<br />

weil Österreich zu den Ländern<br />

mit „best practise“ auf diesem Gebiet zähle,<br />

erklärte SP-Frauensprecherin Gisela Wurm.<br />

Der Wert körperlicher Unversehrtheit sei –<br />

nicht zuletzt im Hinblick auf die Tatsache,<br />

daß 90 Prozent der Opfer weiblich seien –<br />

sehr hoch zu veranschlagen, und das Opfer<br />

müsse stets im Mittelpunkt stehen. Das Gewaltschutzgesetz<br />

dürfe nicht statisch gesehen<br />

werden, Änderungen seien eine ständige<br />

Notwendigkeit, sagte Wurm und forderte<br />

eine ausreichende finanzielle Dotierung für<br />

Gewaltschutzzentren.<br />

Gewalt an Frauen und Gewalt innerhalb<br />

der „eigenen vier Wände“ seien keine Privatsache,<br />

sondern eine „öffentliche Angelegenheit“,<br />

der sich die Politik stellen müsse,<br />

konstatierte VP-Frauensprecherin Dorothea<br />

Schittenhelm. Fast die Hälfte der Opfer<br />

v.l.: Martina Schenk (BZÖ), Judith Schwentner (Grüne), Nationalratspräsidentin<br />

Barbara Prammer, Dorothea Schittenhelm (ÖVP) Gisela Wurm (SPÖ) und Carmen<br />

Gartelgruber (FPÖ).<br />

Foto: Parlamentsdirektion/Mike Ranz<br />

seien betroffene bzw. mitbetroffene Kinder.<br />

Bei 11.879 registrierten Fällen von Gewalt<br />

im Jahr 2008 habe es 6566 Wegweisungen<br />

zum Schutz von Frauen gegeben, informierte<br />

Schittenhelm und verwies auch auf die<br />

Fälle psychischer Gewalt. Auch sie sprach<br />

sich für den weiteren Ausbau des Opferschutzes<br />

bzw. der entsprechenden Einrichtungen<br />

aus. „Die Erziehung gegen Gewalt<br />

muß aber schon im Kindergarten beginnen“,<br />

stellte die Abgeordnete fest, zumal Kinder,<br />

die mit Gewalt aufwüchsen, selbst oft später<br />

zur Gewalttätigkeit neigten.<br />

FP-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber<br />

kam in ihrem Statement auf Gewaltdelikte<br />

im Zusammenhang mit der Migration zu sprechen<br />

und ging auf die Themen Zwangsehen,<br />

Ehrenmorde und Genitalverstümmelung ein.<br />

Genitalverstümmelung müßte juristisch als<br />

schwere Körperverletzung geahndet werden,<br />

sagte Gartelgruber. Das Problem der Zwangsverheiratung<br />

gebe es auch in Österreich; es<br />

sei daher eine Beratung für junge Musliminnen<br />

erforderlich, in die auch islamische<br />

Geistliche einbezogen werden sollten. Bei<br />

den Frauenhäusern gebe es ein deutliches<br />

Ost-West-Gefälle, insgesamt gebe es viel zu<br />

wenige Plätze. Die Abgeordnete trat daher<br />

für die gesetzliche und finanzielle Absicherung<br />

und den Ausbau dieser Einrichtungen<br />

ein.<br />

Die Frauensprecherin des BZÖ, Martina<br />

Schenk, zeigte sich zufrieden mit der Tatsache,<br />

daß innerhalb kurzer Zeit bereits die<br />

zweite fraktionenübergreifende Initiative<br />

von Frauen laufe. Schenk erinnerte an die<br />

besondere Verantwortung, die Medien beim<br />

Thema Gewalt an Frauen hätten, zumal sie<br />

„Identifikationsfiguren“ anböten. Mit deutlicher<br />

Kritik wandte sich die Abgeordnete<br />

gegen die Praxis einer großen Tageszeitung,<br />

auf den Seiten der Innenpolitik die Zwangsprostitution<br />

zu verurteilen, im Anzeigenteil<br />

aber Prostitution in Wort und Bild zu haben.<br />

Hier gebe es Handlungsbedarf, betonte<br />

Schenk; die Medien sollten sich fragen, welches<br />

Bild sie verbreiten wollten.<br />

Die Frauensprecherin der Grünen, Abgeordnete<br />

Judith Schwentner, stellte fest,<br />

daß gemäß einem in NÖ verteilten Leitfaden<br />

rund 25 Prozent der Opfer von Gewalt ein<br />

Krankenhaus aufsuchten. Sie forderte daher<br />

eine entsprechende Ausbildung, die in die<br />

Curricula von Ärzten und anderem medizinischen<br />

und pflegendem Personal eingebaut<br />

werden müsse. Als positives Beispiel nannte<br />

sie in diesem Zusammenhang die klinisch<br />

forensische Ambulanz in Graz, auf deren<br />

Daten Gewaltopfer auch später noch zurück<br />

greifen könnten. Schwentner kritisierte, daß<br />

TARA in Graz, die in der Begleitung von<br />

Opfern in einschlägigen Prozessen tätig sei,<br />

keine Unterstützung mehr bekäme und das<br />

Haus Mirjam in Salzburg vom Zusperren<br />

bedroht sei. Die Wirtschaftkrise sei auch Auslöser<br />

von Gewalt gegen Frauen, stellte<br />

Schwentner fest, und forderte einen nationalen<br />

Aktionsplan. Innenministerin Maria<br />

Fekter und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek<br />

sollten endlich zu einer Vereinbarung<br />

bezüglich einer Notwohnung für<br />

Opfer von Zwangsverheiratung gelangen,<br />

forderte die Abgeordnete.<br />

•<br />

http://www.parlament.gv.at<br />

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!