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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 79 / 23. 12. 2009<br />

Kultur<br />

Innsbrucker Festwochen<br />

feiern Pergolesi und Fux<br />

Das Festival der Alten Musik vergißt 2010 nicht auf die runden<br />

Geburtstage von zwei außergewöhnlichen Barockmeistern.<br />

60<br />

Foto: Innsbrucker Festwochen/Larl<br />

Im Jahr 2010 feiert die Musikwelt nicht nur<br />

runde Geburtstage von den romantischen<br />

Heroen Schumann und Chopin und dem<br />

postromantischen Symphoniker Mahler, sondern<br />

auch von den Barockmeistern Johann<br />

Joseph Fux (1660-1741) und Giovanni Battista<br />

Pergolesi (1710-<br />

1736). Zwei Komponisten,<br />

die bei den Innsbrucker<br />

Festwochen<br />

der Alten Musik 2010<br />

(8. bis 29. August)<br />

dem Anlaß und Rahmen<br />

entsprechend eine<br />

besondere Stellung<br />

einnehmen werden.<br />

Dem aus Jesi in den<br />

italienischen Marken<br />

stammenden Pergolesi<br />

blieb nicht viel Zeit,<br />

sein musikalisch aussergewöhnliches<br />

Talent<br />

zu entfalten. Die<br />

Musikwelt feiert am<br />

4. Jänner 2010 den<br />

300. Geburtstag eines<br />

wahrlich früh vollendeten<br />

Komponisten,<br />

der im Alter von nur 26 Jahren im März<br />

1736 in der Nähe Neapels an Tuberkulose<br />

starb. Immerhin blieb ihm so viel Zeit, um<br />

eine besonders berührende Kirchenmusik, ein<br />

„Stabat mater“, zu komponieren, das bis in<br />

unsere Zeit überlebt hat und in zahlreichen<br />

Platten- und CD-Einspielungen vorliegt. Die<br />

Innsbrucker Festwochen widmen sich 2010<br />

aber in besonderem Maße dem Musikdramatiker<br />

Pergolesi, als der er auch Außergewöhnliches<br />

leistete und posthum mit einem seiner<br />

Werke zu großem Ruhm kam: „La serva<br />

padrona“, eigentlich nur als komisches Intermezzo<br />

zwischen zwei Akten einer ernsten<br />

Oper komponiert, löste nach einer Aufführung<br />

1752 in Paris den berühmten Buffonistenstreit,<br />

eine hitzige ästhetische Debatte<br />

über die Priorität von französischer oder italienischer<br />

Opernmusik aus. Eineinhalb Jahrzehnte<br />

nach seinem Tod trug Pergolesi dabei<br />

den Sieg davon: „La serva padrona“, deren<br />

buffoneske Gestaltung und sprachlich-musikalische<br />

Synthese als schlichtweg ideal gefeiert<br />

wurden, avancierte zum Vorbild und<br />

Modell für die Opéra comique, für die komische<br />

Oper der kommenden Epochen schlechthin.<br />

Alessandro De Marchi, der neue künstlerische Leiter der Innsbrucker Festwochen<br />

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at<br />

Alessandro De Marchi, der neue künstlerische<br />

Leiter der Innsbrucker Festwochen,<br />

kombiniert das Pergolesi-Intermezzo „La serva<br />

padrona“ mit einer von Johann Sebastian<br />

Bachs weltlichen Kantaten, der berühmten<br />

„Kaffee-Kantate“. Zum einen bewogen De<br />

Marchi musikalische Aspekte, diese beiden<br />

Werke in einer gemeinsamen, halbszenischen<br />

Version im Spanischen Saal des Renaissanceschlosses<br />

Ambras herauszubringen: Der<br />

Tonsprache und Melodik Pergolesis sei Bach<br />

in diesem seinen weltlichen Vokalwerk eng<br />

verwandt, ja Bach habe lebendig und originell<br />

seinen Beitrag zur Gattung des Opern-<br />

Intermezzos geleistet. Zum anderen ist es die<br />

inhaltliche Parallelität, die die beiden Werke<br />

verbindet: Sowohl in der „Kaffeekantate“ als<br />

auch in „La serva padrona“ nehmen starke<br />

Frauen in einer patriarchalischen Welt den<br />

Kampf um ihr Lebensglück selbst in die Hand.<br />

Darin erscheinen beide Werke gesellschaftlich<br />

als geradezu wegweisend. Die amerikanische<br />

Sopranistin Robin Johannsen wird die<br />

beiden weiblichen Hauptpartien in Innsbruck<br />

singen, begleitet von der Academia Montis<br />

Regalis unter der Leitung von Alessandro De<br />

Marchi und in der Regie von Christoph von<br />

Bernuth.<br />

Das Hauptereignis<br />

in Hinblick auf Pergolesi<br />

wird in Innsbruck<br />

2010 die Produktion<br />

seiner höchst selten<br />

aufgeführten, ja eigentlich<br />

vergessenen Opera<br />

seria „L’Olimpiade“<br />

sein. Eines der berühmtesten<br />

Libretti des<br />

Wiener Hofdichters<br />

Pietro Metastasio wurde<br />

von Pergolesi ein<br />

Jahr vor seinem allzu<br />

frühen Tod für Rom<br />

komponiert, für ein<br />

damals sehr heikles<br />

Opernpflaster, auf dem<br />

keine Frauen auftreten<br />

durften, und demnach<br />

auch die Heldin in<br />

„L’Olimpiade“, Aristea, von einem Kastraten<br />

gesungen wurde. Für die Innsbrucker Neuproduktion<br />

der Oper konnte die italienische<br />

Sopranistin Raffaela Milanesi gewonnen werden,<br />

die sich im Haydn-Jahr 2009 bereits in<br />

„L’isola disabitata“ in die Herzen der Innsbrucker<br />

Festwochenbesucher gesungen hat.<br />

Der junge Pergolesi hat mit seinem Sängerwettstreit<br />

von Olympia nach Meinung<br />

des Dirigenten De Marchi etwas ganz Neues<br />

gegenüber den Vorgängern, die dieses Libretto<br />

vertont haben (unter ihnen Vivaldi<br />

und Caldara), erreicht: „Die Charakteristik<br />

der Opera seria mit Momenten der Opera<br />

buffa zu verbinden.“ Damit leitete Pergolesi<br />

eine maßgebliche Neuentwicklung der Operngattung<br />

ein, die ein halbes Jahrhundert später<br />

in Mozarts Dramma giocoso „Don Giovanni“<br />

gipfelte. De Marchi: „,L’Olimpiade‘ ist der<br />

Idealfall dessen, was wir Italiener Commedia<br />

di caratteri nennen.“

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