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Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

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Auf ihn folgte Pfarrer Josef Kornaut, <strong>der</strong> aus Groß-Gaj nach <strong>Zichydorf</strong> kam, dabei aber Groß-Gaj weiter<br />

betreute, ebenso Georgshausen, das schon immer zur Pfarrei <strong>Zichydorf</strong> gehört hatte. Dieser hilfsbereite Pfarrer<br />

war bis 1942 o<strong>der</strong> 1943 in <strong>Zichydorf</strong> und ging dann wie<strong>der</strong> nach Groß-Gaj zurück. Dann kam Pfarrer<br />

Steinkamp nach <strong>Zichydorf</strong>, <strong>der</strong> auch noch in <strong>der</strong> Lagerzeit auf Bitten <strong>der</strong> Ungarn bei diesen bleiben durfte.<br />

Anscheinend kam er später doch für einige Zeit in das Lager. Er starb in München.<br />

Nun zu den Lehrern <strong>Zichydorf</strong>s. Die Alten sprachen oft <strong>von</strong> Jakob Gräbldinger, <strong>der</strong> meines Vaters Lehrer<br />

war, und <strong>von</strong> Josef Heim. 1901 sollte ich zu Aurel Ferch in die Schule kommen, doch nahm er mich nicht<br />

an, da ich noch nicht 6 Jahre alt war. In den ersten zwei Schuljahren war dann Michael Auer mein Lehrer,<br />

auch kannte ich Julius Stadach. Im dritten Schuljahr unterrichtete mich Josef Mihalyfi, ein ungarischer Nationalist.<br />

Ich erinnere mich an folgende Begebenheit: Beim Schulanfang ging Peter Hasenfratz zu ihm vor und<br />

trug ihm in deutscher Sprache eine Bitte vor. Lehrer Mihalyfi antwortete ungarisch: "Ja Fiam en nem dudok<br />

Nemetül", zu deutsch: "Ja, mein Sohn, ich kann nicht Deutsch." Nachher stellte sich heraus, daß dieser<br />

unbeliebte Lehrer, <strong>der</strong> nur ein Jahr in <strong>Zichydorf</strong> blieb, schwäbischer Abstammung war und Michls geheißen<br />

hatte. Einige Jahre war noch Maria Sittner da, während Johanna Darson noch bis in die serbische Zeit blieb,<br />

sie unterrichtete noch unsere Kin<strong>der</strong>, wobei mancher Schüler blaue Flecken da<strong>von</strong>trug. 1904 kam Johann<br />

Schell, Direktor-Lehrer bis in die serbische Zeit; <strong>von</strong> ihm werde ich noch berichten. Mit ihm kam auch Johann<br />

Szellö, <strong>der</strong> mich in <strong>der</strong> 4. und 5. Klasse unterrichtete; er starb während des I. Weltkrieges, und auch <strong>von</strong> ihm<br />

werde ich noch näher berichten. Mehrere Jahre unterrichtete auch Heinrich Jasper in <strong>Zichydorf</strong>, ging dann<br />

auf die Laudon Pußta, wo er bis zu seinem Tode tätig war. Dann waren noch Herr und Frau Vatzy als Lehrkräfte<br />

bei uns, sie starb 1922 o<strong>der</strong> 1923. Für kurze Zeit war eine Lehrerin namens Ocskay in <strong>Zichydorf</strong>.<br />

Kurz nach dem I. Weltkrieg kam Otto Brichta. Er war nicht nur Lehrer, son<strong>der</strong>n erster Chorleiter des neu<br />

gegründeten Männergesangvereins. Vom alten Verein waren nur noch einige Sänger da, die mit uns weitersangen,<br />

doch Lehrer Brichta hatte große Pläne mit dem Gesangverein, die alle Musikfreunde werden sollten.<br />

Doch da er bald auf die LehrersteIle verzichtete, blieb dies ungeschehen.<br />

Auch Otto Meistrik und Frau kamen schon während des I. Weltkrieges o<strong>der</strong> kurz danach, und Herr Meistrik<br />

gab abends in <strong>der</strong> Schule noch einige Zeit Serbisch-Unterricht. Noch vor Ausbruch des II. Weltkrieges kamen<br />

Herr und Frau Meistrik und auch <strong>der</strong> Lehrer Nikolaus Arnold nach Werschetz, dagegen blieb Fräulein Jowanka<br />

Cseholski bis Kriegsende. Josef Libal kam etwa bei Kriegsausbruch, wurde dann eingezogen, geriet in Gefangenschaft<br />

und wurde zusammen mit Herrn Arnold und den vielen an<strong>der</strong>en in Werschetz erschossen. Ferner war in<br />

<strong>der</strong> letzten Zeit noch Antonia Lämmer Lehrerin in <strong>Zichydorf</strong>.<br />

Der Kin<strong>der</strong>garten wurde entwe<strong>der</strong> mit dem letzten Teil <strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong> kurz nach dessen Fertigstellung<br />

erbaut. Ich ging schon 1899 o<strong>der</strong> 1900 in den Kin<strong>der</strong>garten, und unsere O<strong>von</strong>eni (Kin<strong>der</strong>gärtnerin) war Frl.<br />

Malwine Gerger. Sie hatte bis zu 80 Kin<strong>der</strong> zu betreuen, wobei ihr eine Schwester, die Selmaneni, und eine<br />

Magd halfen. Um 10 Uhr, zur Jausen-Zeit, sandte sie immer ein Kind zu ihrer Mutter, ihre Jause (Vesper) zu<br />

holen, und die Kin<strong>der</strong> mußten das auf ungarisch verlangen, das gehörte auch schon zur Madyarisierung - doch<br />

gab es dabei auch immer ein Stück Würfelzucker. Zwar sprach die O<strong>von</strong>eni deutsch mit uns, aber wir mußten<br />

schon im Kin<strong>der</strong>garten ungarische Lie<strong>der</strong> und Gedichte lernen. Zur Kin<strong>der</strong>garten-Weihnachtsfeier wurde eine<br />

Tanne, die bis an die Decke reichte, aufgestellt; die hing voll Leckereien, und unter <strong>der</strong> Tanne lagen viele schöne<br />

Sachen, für jedes Kind etwas. Nach den Winterferien im Januar öffnete <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>garten wie<strong>der</strong> nach Lichtmeß,<br />

dafür gab es im Sommer dann nur einen Monat Ferien. Die älteren Kin<strong>der</strong>gartenzöglinge, die im Jahr<br />

darauf in die Schule kamen, lernten täglich im Arbeitszimmer des Kin<strong>der</strong>gartens so gut Handarbeiten herzustellen,<br />

daß man kaum glauben konnte, daß die Kin<strong>der</strong> es gemacht hatten. Die gute Tante heiratete dann einen<br />

Eisenbahnbeamten, <strong>der</strong> sie aber verließ, so daß sie mit ihren zwei Söhnen allein zurückblieb. Ihr Name war nun<br />

Ilowsky, und sie betreute den Kin<strong>der</strong>garten auch noch, als ihre Söhne schon erwachsen waren, Als sie einem<br />

ihrer Söhne, <strong>der</strong> beim jugoslawischen Militär diente, schrieb: "Während ich schreibe, beginnt es draußen zu<br />

schneien und im Radio wird so schön <strong>der</strong> Rakoczi-Marsch gespielt.", fanden die Serben, die den Brief öffneten,<br />

endlich den gesuchten Vorwand, um sie aus dem Staatsdienst zu verdrängen. Um 1933 wurde sie ohne<br />

Pension entlassen, womit ihre fast 35jährige Dienstzeit endete. Sie verließ dann den Ort, zog zu einem ihrer<br />

Söhne. Sie, die schon die Eltern ihrer letzten Kin<strong>der</strong>gartenzöglinge behütete (O<strong>von</strong>eni heißt soviel wie Schützo<strong>der</strong><br />

Beschütz-Tante), war im Orte sehr beliebt gewesen.<br />

Doch nun wie<strong>der</strong> zur Schule. Nachdem 1894 <strong>der</strong> letzte Teil, gegen die Bäckerei Kaiser zu, fertiggebaut war,<br />

umfaßte die Schule 6 große Klassenräume und 3 Lehrerwohnungen. Lei<strong>der</strong> hatte diese sehr gute Schule einen<br />

großen Fehler, nämlich daß darin nicht deutsch, son<strong>der</strong>n ungarisch unterrichtet wurde; dies kam so: Die <strong>Gemeinde</strong><br />

baute die Schule und besoldete zunächst die Lehrkraft. Josef Martin, <strong>der</strong> <strong>von</strong> 1885 bis 1892 Lehrer,<br />

<strong>von</strong> da an Notär war, schlug <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> vor, man möge die Schule verstaatlichen lassen, dann habe man<br />

mit <strong>der</strong> Besoldung <strong>der</strong> Lehrer nichts mehr zu tun . So geschah es dann auch, und Josef Martin bekam so um<br />

1907 bis 1908 das Goldene Verdienstkreuz, wir aber eine ungarische Erziehung. Damit die Jugend wenigstens<br />

deutsch lesen und schreiben lernte, setzten sich unsere Eltern dafür ein, daß wenigstens etwas Deutsch-Unterricht<br />

gegeben wurde. So bekamen wir anfangs Mai 1908 deutsche Bücher und durften in <strong>der</strong> Woche zwei o<strong>der</strong><br />

drei Stunden deutsch lesen und schreiben. Wir haben es dann während des II. Weltkrieges erfahren, was unsere<br />

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