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Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

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versetzen und heiratete Magdalena Kleckner. Von den zwei Kin<strong>der</strong>n lebt <strong>der</strong> Sohn Franz als Lehrer in Murnau/<br />

Oberbayern mit seiner Familie und <strong>der</strong> Mutter. Matthias Hadesbeck ist dort arn 4.12.1972 verstorben, und die<br />

Tochter, die nach Rußland mußte und <strong>von</strong> dort krank zurückkam, starb einunddreißigjährig in München.<br />

Kurz erwähnt sei noch folgen<strong>der</strong> Brauch: Am Tage vor <strong>der</strong> Musterung gingen die Rekruten, <strong>von</strong> einer Musikkapel1e<br />

begleitet, in das Haus eines jeden Rekruten und holten dort eine Henne ab, die getötet und <strong>von</strong> Schulbuben<br />

in das Wirtshaus getragen wurde, wo <strong>der</strong> Rekrutenball stattfand. Dort versammelten sich auch die Mütter<br />

<strong>der</strong> Rekruten, die ein Hühner-Paprikasch zubereiteten. Vor o<strong>der</strong> kurz nach Beginn des Tanzes und auch<br />

noch am nächsten Morgen vor <strong>der</strong> Abfahrt zur Musterung wurde dies dann gegessen.<br />

Das religiöse Leben . Die Hochzeitsfeier<br />

Von Beginn <strong>der</strong> Adventszeit an wurden täglich um sechs Uhr früh Rorate-Messen gehalten, an <strong>der</strong>en Schluß<br />

das Ave Maria gebetet und die Glocken zum Gebet läuteten, was im Winter sonst um 5 Uhr geschah. An den<br />

Adventssonntagen sang man vol1 Andacht das Lied "Tauet Himmel den Gerechten, Wolken regnet ihn herab",<br />

an <strong>der</strong> Orgel begleitet <strong>von</strong> Herrn Direktorlehrer Johann Schell.<br />

Schon während des ganzen Herbstes freuten wir uns als Kin<strong>der</strong> über jedes schöne Abendrot, weil das für uns<br />

bedeutete, daß das Christkindl Lebzelten für uns backte. In dieser Vorfreude kam <strong>der</strong> Heilige Abend schnell<br />

heran mit <strong>der</strong> Mitternachtsmesse, die außer kleinen Kin<strong>der</strong>n und alten Kranken alles besuchte. Da früher die<br />

Quatember-Fastentage eingehalten wurden, kochte man in vielen Häusern Würste, die nach <strong>der</strong> Mette gegessen<br />

wurden. Auch <strong>der</strong> Tiere wurde gedacht: Am Abend bereitete man <strong>von</strong> allen Getreidearten, die auf dem Dachboden<br />

waren, das Christkindlfutter, das in einern Eimer gemischt, im Schuppen aufbewahrt und nach <strong>der</strong> Mette<br />

den Pferden gegeben wurde.<br />

Am Heiligen Abend gingen die Christkindl zu den Kin<strong>der</strong>n. Die Christkindl waren drei Mädchen und ein<br />

Junge im Alter <strong>von</strong> 12 bis 14 Jahren; es war ein rechter Engel, ein linker Engel, das Christkindl und <strong>der</strong> hl.<br />

Josef. Wenn sie an einern Haus ankamen, fragten sie; "Darf das Christkindl herein? " Dann trat <strong>der</strong> linke<br />

Engel mit einern "Gelobt sei Jesus Christus" ein und sagte sein Sprüchlein, das mit den Worten schloß: "Lieber<br />

rechter Engel tritt herein, es wird dir wohl erlaubet sein." Darauf trat auch <strong>der</strong> rechte Engel mit einern "Gelobt<br />

sei Jesus Christus" ein und sagte sein Sprüchlein, das mit den Worten schloß: "Liebes Christkindl, tritt<br />

herein, es wird dir wohl erlaubet sein". Daraufhin kamen das Christkindl und <strong>der</strong> hl. Josef herein. Nun sagte<br />

das Christkindl seinen Spruch, wobei es unter an<strong>der</strong>em fragte, wie sich die Kin<strong>der</strong> verhalten haben, ob sie auch<br />

brav waren. Auf diese Frage antwortete <strong>der</strong> rechte Engel: "Wenn sie aus <strong>der</strong> Schule gehn, bleiben sie auf <strong>der</strong><br />

Gasse stehn, Blätter aus den Büchern reißen, Steine in die Fenster schmeißen und so sein sie. " Darauf antwortete<br />

das ChristkindJ: "Mein lieber rechter Engel, warum hast du mir das nicht eher gesagt, draußen stehen meine<br />

vier Roß und Wagen, so wär ich gleich in den Himmel gefahren." Darauf <strong>der</strong> rechte Engel: "Aber liebes<br />

Christkindl, du wirst es doch bedenken und denen Kin<strong>der</strong>n eine kleine Gabe schenken." Darauf das ChristkindJ:<br />

"So reich du mir das Körbelein. " Nachdem die Kin<strong>der</strong> noch bewiesen haben, daß sie beten können,<br />

erhalten sie ihre Geschenke. Die Christkindl sangen dann gemeinsam "Und wäre das Kindlein nicht geboren,<br />

so wären wir alle verloren, 0 Jesulein süß, 0 Jesulein süß." Sie verabschiedeten sich dann, in<strong>der</strong>n die drei Mädel<br />

ihre Finger auf den Tisch legten und dabei sagten: "Dann legen wir unsere Finger auf ein lindenes Platt'<br />

und wünschen Euch allen eine schöne gute Nacht." Nachdem in ihre Büchse ein o<strong>der</strong> mehrere Geldstücke gefallen<br />

waren, sind sie gegangen. Auf die drei Mädel in weißen Klei<strong>der</strong>n und mit über das Gesicht gekämmten<br />

Haaren und den Josef mit weißem Vollbart warteten draußen schon Mütter mit Gegengaben für die Christkindl.<br />

Der erste Weihnachtsfeiertag begann mit <strong>der</strong> Hirtenmesse, in <strong>der</strong> das Hirtenlied gesungen wurde. In allen<br />

Messen, außer <strong>der</strong> Mette, wurde "Stille Nacht" gesungen. Das Schlußlied war in <strong>der</strong> Zeit vorn Heiligen Abend<br />

bis Dreikönig "Alle Jahre wie<strong>der</strong> kommt das Christuskind auf die Erde nie<strong>der</strong>, wo wir Menschen sind. Kehrt<br />

mit seinem Segen ein in jedes Haus, geht auf allen Wegen mit uns ein und aus, ist auch mir zur Seite, still und<br />

unerkannt, daß es treu mich leite mit <strong>der</strong> lieben Hand."<br />

Am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem Stefanstag feierte man abends Johannis. Dieser Namenstag wurde wie<br />

alle Namenstage am Vorabend gefeiert. Beim-Johanni-Kränzchen wurde munter getanzt.<br />

Als hl. 3 Könige kostümierten sich Burschen mit Rock und Hemd und selbstgefertigten Säbel, Stern und<br />

Krone. Es waren meist zwei Gruppen, die mit einer Sammelbüchse <strong>von</strong> Haus zu Haus gingen. Auf die Frage<br />

"Dürfen die heiligen drei Könige rein? " durften sie in jedes Haus eintreten. Der erste trat dann ein mit dem<br />

Gruß "Gelobt sei Jesus Christus", stel1te die Büchse auf den Tisch und sagte dabei "Ich tret herein ganz abendfrisch<br />

und wünsch: Gelobt sei Jesus Christ. Po Kaspar Po Kaspar werd ich genannt, das Schwert trag ich in<br />

meiner Hand; Schwert und Kron soll ich verlassen. Soll ich nicht mehr König heißen, soll ich nicht mehr König<br />

sein, so laßt mich nur in den Himmel hinein." Nach dem Gruß "Gelobt sei Jesus Christus" sagte <strong>der</strong> nun ein-<br />

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