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Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

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Es war <strong>der</strong> Kirchweihsonntag. Anfang Oktober 1944. Von einer Kirchweihfeier wie in den früheren Jahren<br />

war nichts zu bemerken. Da die Russen bereits die Grenzen des Banates überschritten hatten, warteten die<br />

Einwohner <strong>von</strong> <strong>Zichydorf</strong> voller Unruhe auf den Einmarsch <strong>der</strong> Russen. Am Abend versammelte sich beim<br />

<strong>Gemeinde</strong>haus die Heimatwehr. die aus den jungen Burschen <strong>von</strong> 16 bis 17 Jahren bestand. Es wurde beratschlagt,<br />

was nun zu tun wäre. Der Zollgrenzschutz war schon einen Tag vorher aus <strong>der</strong> Nachbargemeinde Groß-<br />

Gaj nach A1ibunar zurückverlegt worden. Somit war die Grenze nach Rumänien vollkommen frei, da keine<br />

Wehrmacht-Einheit in <strong>der</strong> Gegend war. In <strong>der</strong> Sonntagnacht um 24 Uhr hat sich dann auch die Heimatwehr<br />

in Richtung Alibunar abgesetzt. <strong>Zichydorf</strong> war ohne Bewacher geblieben. Am Montagmorgen, in aller Frühe,<br />

kamen dann einige Russen und Partisanen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Grenzgemeinde Groß-Gaj her und fuhren in das Dorf. Sie<br />

übernahmen im <strong>Gemeinde</strong>haus die Herrschaft, und <strong>der</strong> Trommler mußte sofort austrommeln, daß die <strong>Gemeinde</strong><br />

besetzt sei, sämtliche Waffen und Uniformen, die sich im Besitz <strong>der</strong> Bewohner befänden, seien sofort auf<br />

dem <strong>Gemeinde</strong>haus abzugeben. Was auch geschah.<br />

Noch im Laufe des Montagnachmittag wurden folgende <strong>Zichydorf</strong>er Landsleute als Geisel in das <strong>Gemeinde</strong>haus<br />

befohlen: Matthias Wagner, Johann Debert sen., Josef Kaise, Christian Hasenfratz Georg Basch jun.,<br />

Andreas Rernilong, Peter Hüpfel, Johann Fraß, Johann Faul und Josef Hermann. Diesen Männern wurde<br />

gesagt, sobald einem <strong>der</strong> Russen o<strong>der</strong> Partisanen etwas geschehe, würden sie erschossen. Nach ungefähr zwei<br />

Stunden wurden diese zehn Geiseln nach Hause geschickt mit <strong>der</strong> Auflage, das Wohnhaus nicht zu verlassen.<br />

Im ganzen Monat Oktober wurde im Dorfe gearbeitet, sowohl in <strong>der</strong> Industrie wie in <strong>der</strong> Landwirtschaft.<br />

Der Mais wurde gebrochen und eingefahren, Maislaub gefahren, geackert und Weizen gesät. Am 2. November<br />

kam dann die Uberraschung. Nachmittags um 16.00 Uhr traf aus Werschetz ein Güterzug ein, dem ca. 200<br />

Partisanen entstiegen, die in das Schulgebäude marschierten. Bei Einbrechen <strong>der</strong> Dunkelheit schwärmten<br />

diese Partisanen in Gruppen zu 4 bis 5 Mann in je<strong>der</strong> Gasse aus und holten die deutschen Männer und Jünglinge<br />

im Alter <strong>von</strong> 14 bis 70 Jahren aus den Häusern und trieben sie in das Bahnhof-Lagerhaus, wo ein Auffanglager<br />

errichtet wurde. Wenn den Partisanen die Haustüre nicht gleich geöffnet wurde, schlugen sie die<br />

Tür mit Beilen ein. Unter den Festgenommenen waren auch einige ungarische Knechte. Einige Männer wurden<br />

<strong>von</strong> den <strong>von</strong> <strong>der</strong> Feldarbeit heimkehrenden Wagen weg auf <strong>der</strong> Straße abgefangen, so daß die Pferde<br />

mit den Wagen allein nach Hause gingen. Am 3. November wurden vormittags noch einige Männer und<br />

Jugendliche, die in <strong>der</strong> Nacht nicht gefunden wurden, gefangen und in das Lagerhaus gebracht, das schwer<br />

bewacht wurde. Um 15.00 Uhr mußten die Männer die Güterwaggone besteigen und wurden in die Kreisstadt<br />

Werschetz abgefahren. Es waren mit den wenigen ungarischen Knechten etwa 350 Personen. Als <strong>der</strong><br />

Zug aus <strong>der</strong> Station abgefahren und bereits auf <strong>der</strong> großen Überfuhr war, <strong>von</strong> wo man das Dorf noch gut<br />

sah, fing Rudi Kaiser, <strong>der</strong> im ersten Weltkrieg für seine Unerschrockenheit und seinen Mut alle Tapferkeitsmedaillen<br />

erhalten hatte, bitterlich zu weinen an und sagte: "Männer, wir sehen unsere Heimat nie mehr<br />

wie<strong>der</strong>." Diese Worte wurden für die meisten wahr.<br />

In Werschetz kamen diese gefangenen <strong>Zichydorf</strong>er in das Lager Stoikowitsch, in <strong>der</strong> Nähe des Bahnhofes.<br />

Rechts vom Lagereingang standen vier Baracken und links eine Baracke, die sogenannte Todesbaracke.<br />

Wer dort hineinkam, lebte nicht mehr lange. Die Baracken waren bereits belegt mit deutschen Männern aus<br />

Werschetz, mit Flüchtlingen aus den Grenzgemeinden des rumänischen Banats und mit an<strong>der</strong>en deutschen<br />

Männern aus den umliegenden Dörfern. Auch einige reichsdeutsche Kriegsgefangene waren dort eingesperrt.<br />

Am 4. November wurden die Lagerinsassen registriert, und zwar nach <strong>der</strong> Zugehörigkeit zur Waffen-SS,<br />

Wehrmacht, Hilfspolizei, Zollgrenzschutz, Banater Polizei (Schwarze), Schwäbisch-Deutscher Kulturbund<br />

u.s.w.<br />

Am 5. November wurden die ersten hun<strong>der</strong>t Mann in die sogenannte Todesbaracke gebracht. Dort mußten<br />

sie sich bis auf Hemd und Unterhose ausziehen. Einige wurden in große, mit Wasser gefüllte Bottiche gedrückt<br />

und dabei mißhandelt. Als <strong>der</strong> Kaufmann Josef Noll dies sah, erhängte er sich an seinem Hosenriemen.<br />

Die Partisanen sahen dies, schnitten ihn los und erschlugen ihn. In <strong>der</strong> Nacht wurden diese Männer<br />

auf Lastwagen verladen, zum Werschetzer Schin<strong>der</strong>garten gefahren und erschossen. Die Erschießungen<br />

dauerten ca. 14 Tage. Während dieser Zeit waren die Männer, die noch lebten, in den Baracken eingesperrt.<br />

Es waren gemauerte Baracken mit Betonfußboden. Zum Essen gab es jeden zweiten Tag ein Stück Brot.<br />

Zur Verrichtung <strong>der</strong> Notdurft war in einer Ecke <strong>der</strong> Baracke die Wand durchbrochen und ein Regenrinnenrohr<br />

eingelegt zum Wasserlassen. Die große Notdurft konnte nicht verrichtet werden. Jeden Morgen öffneten<br />

die Partisanen das große Barackentor und fragten, wer muß die Notdurft verrichten. In den ersten Tagen<br />

drängten sich die Leute zum Tor, doch am Tor wurden sie <strong>von</strong> den Partisanen mit Gewehrhieben und Peitschenschlägen<br />

empfangen; so daß jedem das Verrichten <strong>der</strong> Notdurft verging. Gleich neben <strong>der</strong> Baracke<br />

wurde tagsüber <strong>von</strong> einigen Männern ein kleiner Graben ausgehoben, zum Verrichten <strong>der</strong> Notdurft. In<br />

diesen Graben wurden dann die tagsüber erschossenen Landsleute geworfen und eingescharrt. So mußten<br />

fast täglich neue Gräben ausgehoben werden. Tagsüber wurden dann aus <strong>der</strong> Baracke vier bis fünf Männer<br />

herausgeholt, um die im Lager erschossenen Männer in den Latrinengräben zu verscharren. Wenn diese<br />

Männer <strong>von</strong> ihrer Arbeit zurückkehrten, waren sie meistens <strong>von</strong> den Partisanen grün und blau geschlagen,<br />

und sie verkrochen sich in die finsterste Ecke, um ja nicht noch eirunal diese Arbeiten verrichten zu müssen.<br />

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