Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...
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Schnell war auch ein Spottnamen gebildet. Oft genügte ein einziges Wort, das einer sagte, als Witz vielleicht,<br />
und schon blieb es für immer an ihm haften. Da<strong>von</strong> will ich nur ein Beispiel nennen. Wie ich schon bei <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft erwähnte, hatten wir in den Kukurutz-Äckern ein kleines Viereck Krummbieren (Kartoffeln)<br />
angebaut. Als ein Bauer seinen Knecht mittags zum Krummbierenhäufeln hinausschickte, brannte die<br />
Sonne heiß. Der Knecht dachte, das kleine Stückehen habe ich bald fertig, zuerst ruhe ich ein wenig. Er<br />
legte sich in den Kukurutz, schlief ein, und als er endlich aufwachte, läutete es bereits zum Abendgebet.<br />
Da wir morgens früh aufstanden, hätte das jedem <strong>von</strong> uns passieren können. Als er heimkam, fragte ihn <strong>der</strong><br />
Bauer: "Na, solange hattest du Arbeit? " Er schämte sich, die Wahrheit zu sagen, wie es eben in einem<br />
solchen Falle ist. So sagte er: "Das ist ja so hart, ich habe noch einen halben Tag Arbeit." Am nächsten Tag<br />
ging <strong>der</strong> Bauer mit, um nachzusehen. Als sie zum Acker kamen, sah <strong>der</strong> Bauer, daß keine Arbeit geleistet<br />
war und sagte nur: "Na, du bist <strong>der</strong> rechte Krummbierenhäufler." Dies erfuhren einige und so blieb ihm<br />
<strong>der</strong> Name Krummbierenhäufler. Es leben jetzt schon Ururenkel und diese wissen selbst nicht mehr, daß<br />
dies einst ihrem Ururgroßvater passierte.<br />
Der häufigste Name in <strong>Zichydorf</strong> war Frasz. Um die einzelnen Frasz auseinan<strong>der</strong> zu kennen, waren sie<br />
in mehrere Familien o<strong>der</strong> Verwandtschaften eingeteilt, wie z.B. Frasz-Fridlwastl, Frasz-Scheirich, Frasz-<br />
Kreuzjokl. Diese Namen wurden sogar um 1910, als die Fluren vermessen wurden, mit in das Grundbuch<br />
eingetragen, um sie besser zu kennzeichnen.<br />
Trotz <strong>der</strong> Madjarisierung konnten wir Volksdeutsche uns auf den Behörden <strong>der</strong> deutschen Sprache bedienen.<br />
Die Madjarisierung wurde auf an<strong>der</strong>e Weise vorangetrieben. In den deutschen <strong>Gemeinde</strong>n mußte<br />
deshalb auch <strong>der</strong> Notar <strong>der</strong> deutschen Sprache mächtig sein. Wie die Kaufleute mußten die Notare mindestens<br />
folgende vier Sprachen sprechen: Deutsch, Ungarisch, Rumänisch, Serbisch.<br />
Der Richter (Bürgermeister) mußte mindestens vierzig Jahre alt sein, sonst durfte er das Richteramt nicht<br />
fuhren. Der Richter durfte Strafen bis zu vierzig Kronen aussprechen. Wer eine härtere Strafe für seinen Gegner<br />
erreichen wollte, <strong>der</strong> mußte zum Bezirksgericht gehen. Dort benötigte aber auch <strong>der</strong> Ankläger einen<br />
Rechtsanwalt.<br />
Wir waren früher tatsächlich bessere Ungarn, als die Ungarn selbst. Und so wäre es auch bei den Jugoslawen<br />
gekommen, wenn diese uns nur in Ruhe hätten arbeiten lassen. Die besseren Steuerzahler waren wir<br />
ja ohnedies. Das kleine Banat zahlte mehr Steuern als das ganze Serbien.<br />
Anfangs hatten die neuen Herren die Notare belassen; aber kaum waren sie eingeführt, kamen neue Notare,<br />
die entwe<strong>der</strong> kein Wort deutsch konnten o<strong>der</strong> es nicht können wollten. Dann hieß es überall in den Kanzleien:<br />
Spreche in <strong>der</strong> Staatssprache.<br />
Anfangs o<strong>der</strong> Mitte- <strong>der</strong> dreißiger Jahre kam ein Gesetz heraus, daß in einem 25 bis 30 km breiten Streifen<br />
entlang <strong>der</strong> Grenze keiner <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Nationen Grund erwerben darf. Dann än<strong>der</strong>te man das Gesetz,<br />
daß nur Landwirte kaufen dürfen, die den Grund selbst bearbeiten. Je<strong>der</strong> Vertrag mußte erst vom Gericht<br />
genemigt werden, so daß also kein Handwerker mehr einen Acker kaufen konnte. Auch ein Bauer, <strong>der</strong> sein<br />
Feld mit Knechten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Arbeitskräften bearbeitete, durfte keinen Grund mehr erwerben. Auch ich<br />
mußte einmal wegen eines Kaufes nach Werschetz. Da ich angab, nur mein Sohn und ich würden es zusammen<br />
mit den an<strong>der</strong>en Familienangehörigen bearbeiten, wurde <strong>der</strong> Kauf genehmigt. Diese Regelung nutzten<br />
die Rumänen mit ihren Familienbetrieben am meisten aus; alles Feld gehörte dem Vater, und die Pferde gehörten<br />
dem Sohn. Dieser durfte dann kaufen, so viel er wollte, es wurde immer genehmigt. So bevorzugt<br />
wurden auch wir 1941 vom Deutschen Reich.<br />
Als Jugoslawien <strong>von</strong> den deutschen Truppen besetzt war, wurden alle jungen Burschen und die Männer<br />
aufgerufen, sich auf dem <strong>Gemeinde</strong>haus zu melden. Sie wurden nun oberflächlich gemustert, alles, was<br />
nicht zu klein war, war tauglich für die Waffen-SS. Man sagte ihnen, ihre Meldung zur Waffen-SS sei aber<br />
freiwillig, wer nicht wolle, könne seinen Rock nehmen und gehen. Wenn einer <strong>von</strong> ihnen gegangen wäre,<br />
wären sicher weitere mit ihm gegangen, aber sie blieben alle. Die Eltern <strong>von</strong> einigen jungen Burschen wurden<br />
darauf aufmerksam gemacht, daß die Einberufung nur mit Zustimmung <strong>der</strong> Eltern erfolgen dürfe und<br />
daß <strong>von</strong> niemand eine Haftung übernommen wird, wenn einem etwas zustößt. So blieben dann zwei zurück,<br />
die dann aber bald zur Hilfspolizei einberufen wurden. Es wurden dann an<strong>der</strong>e junge Burschen und Männer .<br />
eingezogen, es hieß, nach. <strong>der</strong> Ausbildung würden sie entlassen und kämen an<strong>der</strong>e an die Reihe. Sie wurden<br />
dann zum Grenzschutz und an verschiedene Stellen versetzt, und weitere wurden eingezogen. Anfang Mai<br />
1942 kamen dann schließlich alle an die Reihe, "freiwillig" natürlich. Doch wer kann glauben, daß ein<br />
Mann freiwillig seine Familie, Heimat und Wirtschaft verläßt, um in einen Krieg zu ziehen, den er schon vom<br />
1. Weltkrieg her kannte.<br />
Wir haben dann erfahren, daß hier in Deutschland mancher Landwirt vom Wehrdienst zurückgestellt<br />
wurde, weil er in seiner Landwirtschaft unentbehrlich sei, obwohl er nur drei o<strong>der</strong> vier Kühe im Stall hatte,<br />
und die Milch alles war, was er erzeugte und ablieferte. Darin zeigte sich deutlich die Bevorzugung <strong>der</strong><br />
Bauern in Deutschland, Bei uns wurden selbst Bauern zusammen mit ihren Söhnen eingezogen, die jährlich<br />
mehrere Waggon Weizen, Mais, Faserhanf lieferten. Die Bäuerin blieb allein mit einem Kutscher, ihr wurden<br />
ein o<strong>der</strong> auch zwei Fremdarbeiter zugewiesen, die manchmal auch die eigene Landwirtschaft hatten verlas-<br />
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