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Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

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sen müssen und nur ungern auf einem fremden Bauernhof arbeiteten. Nach alledem wurde nicht gefragt.<br />

Es gab viele <strong>der</strong>artige Fälle in <strong>Zichydorf</strong>, und sicher war es in an<strong>der</strong>en Orten ähnlich. Es wurden auch<br />

manche eingezogen, die alles an<strong>der</strong>e als gesund waren.<br />

Daß unsere Vorfahren aus verschiedenen Gegenden kamen, wissen wir. So beweisen uns die französisch<br />

klingenden Namen, daß sie zum Teil aus Elsaß-Lothringen kamen. Sie kamen sicher auch aus verschiedenen<br />

schwäbischen Gegenden, und die Mehrheit muß <strong>von</strong> bayrisch-burgenländischen Gegenden stammen, das<br />

verrät am besten <strong>der</strong> Name Kühborn. Schon zu Hause dachte ich über die Bedeutung dieses Namens nach.<br />

Erst in Bayern hörte ich den Namen Barn, das ist die Kuhgrippe. Dort kannte man auch den Sechter, diesen<br />

Namen für den Milch- o<strong>der</strong> Melkeimer hörte ich sonst nirgends. Ein Kamerad aus dem Burgenland kannte<br />

ebenfalls die Bezeichnung Sechter und auch die Bezeichnung Mandl für die auf Kreuz aufgestellten Garben;<br />

diese Namen fand ich sonst nirgends.<br />

Nun eine kleine, etwas lustige <strong>Geschichte</strong>. Bei uns in <strong>Zichydorf</strong> wohnte <strong>der</strong> Kreisarzt, <strong>der</strong> wöchentlich mit<br />

dem Vorspann in alle umliegenden Ortschaften gefahren werden mußte. Es war ums Jahr 1903 als Dr. Marzekowitsch<br />

<strong>von</strong> Wingert (Buschmichl) genannt <strong>der</strong> Schwarze nach Urmeyhaza gefahren wurde. Wingerts Pferde<br />

gingen eigentlich immer sehr scharf, aber ganz lbeson<strong>der</strong>s, wenn <strong>der</strong> Sohn Michael, wie in diesem Falle, fuhr.<br />

Als Michael über eine holprige Straße fuhr und sich dabei einmal umschaute, sah er, daß er keinen Dr. Marzekowitsch<br />

mehr hatte. Er hatte an seinem Wagen keinen Schragel, und so schüttelte sich <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>sitz zurück<br />

und fiel schließlich hinten vom Wagen mitsamt dem Doktor. Michael kehrte also um und fand den Doktor<br />

auf dem Sitz auf ihn wartend, und er gab Michael seinen "Lohn". Dann hoben sie den Sitz gemeinsam auf<br />

den Wagen, und die Fahrt konnte weitergehen. Der Wingert Michael war auch dabei, als man 1910 in <strong>der</strong> Ziegelei<br />

beim Ringofen einen Schornstein baute. Als <strong>der</strong> Kamin fertig war, machte er oben auf dem Kamin, in<br />

40 Meter Höhe, einen Kopfstand.<br />

Bauweise<br />

Die Häuser unserer Ansiedlung besaßen gestampfte Wände. Der Boden dazu wurde gleich am hinteren Hausende<br />

entnommen; darum wurden, wenn später neu und länger gebaut wurde, meistens tiefe Fundamente gegraben.<br />

Das letzte Haus aus <strong>der</strong> Ansiedlung war zwischen Jakob Zengler und Adam Hasenfratz in <strong>der</strong> alten<br />

Postgasse; um 1910 wohnte die Familie Johann Donauer mit den Söhnen Johann und Sebastian darin, die nach<br />

Amerika auswan<strong>der</strong>ten, worauf Jakob ZengIer das Haus kaufte, das noch vor dem 1. Weltkrieg abgerissen wurde.<br />

Das letzte rohrgedeckte Haus brannte um das Jahr 1910 ab. Türk Hansvetter wohnte darin. Die alten Leute<br />

zündeten es nachts auf Anraten <strong>der</strong> Versicherung an, worauf sie angstvoll darauf warteten, bis jemand sie herausrief.<br />

Sie bauten sich ihr Haus dann neu auf; das war Reklame für die Versicherung.<br />

Die Häuser wurden dann meistens mit Stube, Küche, Schlafkammer, Weinkammer gebaut, darunter lag <strong>der</strong><br />

Keller und dahinter <strong>der</strong> Stall, meistens mit Abhangschuppen für Wagen und den Schweineställen. Später wurden<br />

die Häuser immer größer und länger, so sprachen die Alten oft <strong>von</strong> 16 und 18 Klaftern, was soviel. wie<br />

30,40 o<strong>der</strong> 34,20 Meter war. Da befand sich dann meist ein Schuppen im Haus. Erst später wurde dann das<br />

sogenannte Triangelhaus gebaut, das zwei Zimmer, mit o<strong>der</strong> ohne Küche und rückwärts nochmals zwei Zimmer,<br />

Küche und Stall enthielt. So blieb mehr Platz übrig im Hof als Tretplatz und für den Garten. Anfangs<br />

umfaßten die Hausgrundstücke ein halbes Joch, 20 Klafter breit und 40 Klafter lang. Viele Grundstücke waren<br />

aber schon geteilt, also nur noch viertel Joch groß.<br />

Auf sauberes Aussehen <strong>der</strong> Häuser wurde sehr geachtet. Jedes Haus mußte mindestens einmal im Jahr geweißt<br />

werden o<strong>der</strong> auch öfter. Zur Kirchweih wurde die Gassenfront unbedingt geweißt, ohne Ausnahme, bei <strong>der</strong><br />

Hoffront geschah dies noch öfter. Der Hof mußte einen sauberen Anblick bieten, wenn ihn jemand betrat.<br />

Gleich nach dem Schnitt <strong>der</strong> Ernte wurde <strong>der</strong> Hof geweißt, wo die Dreschmaschine hinkam, denn mit ihr<br />

kamen viel Leute in den Hof, die einen reinen Hof vorfinden sollten. Wenn eine Hochzeitsgesellschaft o<strong>der</strong><br />

ein Begräbniszug am Haus vorbeikam, wurde, im Winter wie im Sommer, zumindest <strong>der</strong> Sockel bis zu den<br />

Fenstern aufgefrischt. Es gab sogar Hausfrauen, die den Sockel jeden Samstag reinigten o<strong>der</strong> übertünchten,<br />

gleichgültig, ob es Winters- o<strong>der</strong> Schnitterzeit war. Darum waren die meisten Sockel mit Ölfarbe gestrichen,<br />

damit man sie nur abzuwaschen brauchte. Spaßvögel nannten aus diesem Grunde eine Gasse in den Krautgärten<br />

das Firnißgassl. Nach dem 1. Weltkrieg wurden einige Haussockel mit geschliffenem Kunststein versehen,<br />

<strong>der</strong> dann nur noch <strong>von</strong> Zeit zu Zeit abgewaschen werden mußte. Wie heute je<strong>der</strong> das schönere Auto<br />

haben möchte, so hielt man es damals mit den Häusern, auch wenn man Schulden machen mußte, um das<br />

Ziel zu erreichen. Hatte man Schulden, so mußten die an<strong>der</strong>en Wünsche zurückgestellt werden, bis die Schulden<br />

gezahlt waren, und deshalb sagten die Alten immer: "Eher sind 100 Gulden Schulden gezahlt, als 10<br />

Gulden erspart."<br />

Auch in <strong>Zichydorf</strong> zogen immer wie<strong>der</strong> Leute weg und an<strong>der</strong>e zogen neu zu. Nach Amerika gingen nicht<br />

nur Arbeiter, son<strong>der</strong>n auch manche Bauern. Die Zugezogenen erkannte man schon an <strong>der</strong> Aussprache, ihre<br />

Kin<strong>der</strong> aber schon nicht mehr. Ein Onkel <strong>von</strong> mir verkaufte 1899 seine Fel<strong>der</strong> in <strong>Zichydorf</strong> und zog nach<br />

Moritzfeld, wo er sich neu ankaufte. 1912 gingen die Bauern Friedrich Wosching, Sigmund Wolf, Sebastian<br />

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