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Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

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zum Decken nach <strong>Zichydorf</strong>. Anfangs waren es drei, dann meistens vier Pferde, die <strong>von</strong> zwei Pschöller-<br />

Husaren geführt wurden und <strong>von</strong> Januar bis Juni-Juli blieben. Ein Unteroffizier o<strong>der</strong> Korporal mußte<br />

notieren, welche im Vorjahr gedeckten Stuten ein Fohlen bekamen. Nach 1919 blieben einige Hengste<br />

in Werschetz und kamen wie früher auf die Ortschaften. Die meisten Pferde waren Nonius-Rassen; es<br />

waren aber alle Rassen vertreten, sehr viele Englisches Vollblut, auch Lipizzaner und Araber. Es erschienen<br />

immer wie<strong>der</strong> Kommissionen bei uns, die Pferde aufkauften für das Militär verschiedener Län<strong>der</strong>.<br />

Die häufigsten Pferdenamen waren Fanni, Mitzi, Liska Dindi, Lora, Rosa bei den Stuten, Nonius, Gidran,<br />

Pista, Cäsar, Jantschi bei den Wallachen. Manche Pferdenamen, die vorher bei uns nicht vertreten waren,<br />

brachte jemand vom Militärdienst mit, so nannte Johann Hasenfratz, <strong>der</strong> 1906 vom Militär zurückkehrte,<br />

eine sehr schöne Rappstute, die um 1912 auf einer Ausstellung mit dem ersten Preis gekrönt wurde, Taube.<br />

Dieser Name fehlte nach einigen Jahren in kaum einem Stall. So erzählte Mohr Petervetter, wie er einmal<br />

Mais hackte, seien um ihn herum vier Bauern beim Mais-Durchfahren gewesen und je<strong>der</strong> habe eine "Taube"<br />

gehabt, einer müsse sogar zwei gehabt haben. Als 1911 mein Bru<strong>der</strong> Anton heiratete, wollte mein Vater<br />

ihm eine Zuchtstute kaufen, da wir gerade keine jungen Pferde hatten; er fand dann aber Gefallen an zwei<br />

trächtigen Stuten, die er für meinen Bru<strong>der</strong> kaufte, <strong>der</strong>en Fohlen blieben aber bei uns. Auf dem Deckschein<br />

<strong>der</strong> Stuten war als Name des Hengstes "Leppert" eingetragen, und so nannte ich eines <strong>der</strong> Fohlen,<br />

einen Hengst, ebenfalls "Leppert", damit hatte er einen Namen, den im Gegensatz zur "Taube" niemand<br />

nachahmte. Die Pferde wurden 1918 assentiert, als ich gerade im Urlaub war, und ich mußte den Namen<br />

des Pferdes mehrfach wie<strong>der</strong>holen, bis <strong>der</strong> Offizier und Richter Nikolaus Maly den ausgefallenen Namen<br />

verstanden hatten.<br />

Zweimal wurden privat Hengste gehalten. Um 1904 - 5 hatte Friedrich Wosching einige Jahre lang einen<br />

eigenen Rappen und in den zwanziger Jahren hatte Andreas Schwarz mehrere Jahre einen in Pflege, den<br />

<strong>der</strong> Bauernverein gekauft hatte. Je<strong>der</strong> Bauer war stolz auf seine schönen Pferde, und beson<strong>der</strong>s die Söhne<br />

und Knechte wollten immer nur schöne Pferde haben.<br />

Derselbe Ehrgeiz bestand auch auf dem Gebiet <strong>der</strong> Rin<strong>der</strong>zucht. Zuerst hielt man die grauen Ungarischen<br />

Rin<strong>der</strong> und Stiere, zu denen um die Jahrhun<strong>der</strong>twende einige Bonyha<strong>der</strong> Stiere kamen. Als Kin<strong>der</strong> liefen<br />

wir damals den Haltern nach, um zu sehen wie die Stiere auf <strong>der</strong> Hutweide rauften. Später wurden die<br />

Simmentaler Stiere gebracht und die Ungarischen weggelassen. Dann wurden immer wie<strong>der</strong> Stiere aus<br />

<strong>der</strong> Schweiz eingeführt und nachgezogen. Nach dem ersten Weltkrieg nahm die Aufzucht <strong>von</strong> Stieren noch<br />

zu und in <strong>Zichydorf</strong> wurde Stiermarkt abgehalten. Auf die Milchwirtschaft wurde kein beson<strong>der</strong>s großer<br />

Wert gelegt; wenn viel Milch vorhanden war, wurde <strong>der</strong> Überschuß zur Schweineaufzucht verwertet.<br />

Es wurde viel Jungvieh aufgezogen, das anfangs Mai auf die Pußta gebracht wurde und bei gutem Wetter<br />

bis Allerheiligen draußen blieb. Kam schlechtes Wetter, was beson<strong>der</strong>s im Mai öfters vorkam, wurden<br />

sie für ein bis zwei Wochen in den Stall zurückgebracht, dann kamen sie wie<strong>der</strong> hinaus. Waren sie draussen,<br />

fuhr man nach zwei bis drei Wochen hinaus, um zu sehen, wie sie sich entwickelt hatten, und sie<br />

sahen dann oft schon so gut aus, daß man sie kaum wie<strong>der</strong>erkannte. Zu bemerken ist, daß es die Arbeiter<br />

waren, die immer die schönsten Kühe hatten, gepflegt und sauber. Manche Arbeiter handelten sogar .<br />

mit ihren Kühen: wenn eine gut, o<strong>der</strong> sogar überbezahlt wurde, gaben sie diese her, um eine billigere<br />

zu kaufen. Und da ihre Kühe so schön gepflegt und gut genährt waren, erzielten sie immer wie<strong>der</strong> gute<br />

Preise dafür.<br />

In den meisten Häusern wurden ebenso viele Schweine geschlachtet wie Personen im Hause waren.<br />

Zwei, zeitweise auch drei Fleischhauer (Metzger) waren im Ort, die jede Woche eine Anzahl schlachteten.<br />

Daneben wurden jeden Herbst, bis in den Winter hinein, mehrere Waggons Schweine mit <strong>der</strong> Bahn abgeliefert.<br />

Zuletzt wurden die Deutschen Landschweine eingeführt, gezüchtet und öfters im Jahre verkauft.<br />

Außer diesen Schweinen wurden vor dem ersten Weltkrieg auch Mastochsen nach Wien und Budapest<br />

geliefert. Als Nikolaus Maly einmal zwanzig junge Ochsen und zwei Kühe auf <strong>der</strong> Pußta gemästet hatte,<br />

ging ich beim Pferdetränken jedesmal in den Stall, um sie bewun<strong>der</strong>n zu können; nach ungefähr einem<br />

halben Jahr, kurz vor dem ersten Weltkrieg, wurden sie dann geliefert.<br />

In den dreißiger Jahren besuchten uns mehrmals deutsche Fachleute, um verschiedene Bauernhöfe zu<br />

besichtigen. Ihr Urteil lautete: "Eure Landwirtschaft ist unrentabel, sie müßte außer dem Arbeitslohn<br />

auch Zinsen für das in den Fel<strong>der</strong>n steckende Kapital bringen." Fast waren wir bereit, dies zu glauben.<br />

Denn unser Getreide hatte einen so weiten Weg zum Verbraucher, oft tausende Kilometer, daß wir meinten,<br />

die Bauern in Deutschland könnten für ihre Erzeugnisse das mehr bekommen, was bei den unseren<br />

<strong>der</strong> Transport verschlang. Zu unserer großen Verwun<strong>der</strong>ung mußten wir aber erfahren, daß das Gegenteil<br />

<strong>der</strong>' Fall war. Die Bauern hier, in Deutschland, waren und sind nicht zu beneiden, wofür auch Klima<br />

und Boden mitverantwortlich sind. Wir im Banat waren zudem in allen Arbeiten viel genauer und heikler.<br />

Die ersten Erntemaschinen, Garbenbin<strong>der</strong>, kamen 1907 bis 1908 in den Ort; es waren McCorrnik, Johnston<br />

und Massay-Harris, etwa zwanzig an <strong>der</strong> Zahl. Die Mc Corrnik galten für die dauerhaftesten, aber auch<br />

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