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Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

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Fraß, Jakob Hochban und Franz Fellinger nach Elemer; einige <strong>von</strong> ihnen kamen bald wie<strong>der</strong> zurück, an<strong>der</strong>e<br />

später, als letzter kam Johann Fraß, <strong>der</strong> sich dann in Georgshausen ankaufte. Sie hatten zwar in Elemer<br />

sehr gutes Feld, aber rings um sie lebten lauter Serben, und das gefiel ihnen nicht. Franz Faul verkaufte in<br />

<strong>Zichydorf</strong> seinen Besitz und kaufte in Sartscha eine Mühle mit Elektrizitätswerk. Noch vor ihm war mein<br />

Schwager Andreas Rieger und meine Schwester Elisabeth nach Werschetz gezogen, ihnen folgten einige Jahre<br />

danach sein Bru<strong>der</strong> Friedrich Rieger und seine Frau Katharina geb, Amon. Die Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wegziehenden wurden<br />

<strong>von</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Zichydorf</strong>ern aufgekauft, das war eine gesunde, wenn auch langsame Agrarreform, die<br />

großen Güter wurden auf kleinere verteilt.<br />

Nun hoffe ich, daß ich das Wichtigste aufgeschrieben habe. Zwar könnte ich noch vieles sagen, doch würde<br />

dies zu weit führen. Es ist möglich, daß ich manches zu lange hinzog, aber ich hielt alles dies, was ich nie<strong>der</strong>schrieb,<br />

für wichtig. Die Älteren <strong>von</strong> uns werden das meiste aus eigener Anschauung und Erfahrung verstehen,<br />

die Jüngeren sollen es <strong>von</strong> uns erfahren. Neben wenigem, das ich <strong>von</strong> Alten hörte, habe ich fast nur Selbsterlebtes<br />

nie<strong>der</strong>geschrieben, es ist alles Wahrheit, keine Dichtung. Vieles haben mir Landsleute mitgeteilt,<br />

vor allem Geburtstage und auch manche Anschriften, doch fehlen mir da<strong>von</strong> noch einzelne.<br />

Allen denen, die mir auf irgend eine Weise geholfen haben, danke ich auf diesem Wege herzlich; sie alle<br />

dürfen stolz darauf sein, daß sie dabei mitgeholfen haben, unseren Nachkommen über unsere Heimat etwas<br />

zu hinterlassen, das nicht verloren gehen kann.<br />

Je<strong>der</strong> liebt seine Heimat und findet sie schön. Aber es gibt nur ein Banat, und ich fand keinen Ort auf <strong>der</strong><br />

großen Welt, den ich mit unserer schönen, gottgesegneten Heimat und unserer schönen Heimatgemeinde<br />

<strong>Zichydorf</strong> vergleichen möchte. Und wo wir auch sind, fehlt meinen Landsleuten und mir doch etwas: die<br />

alte Heimat.<br />

Von Mai bis September begrüßten uns morgens in aller frühe die Schwalben, die in den Ställen und auf den<br />

Bäumen in großer Zahl waren. Nie wie<strong>der</strong>, seit wir <strong>von</strong> Zuhause weg sind, hörten wir die Goldamsel, ebenso<br />

sahen wir keine Kraniche o<strong>der</strong> Wildgänse mehr, die uns im Frühjahr und Herbst das Wetter für die nächste<br />

Zukunft angezeigt hatten durch ihren Flug nach Süden o<strong>der</strong> nach Norden. Dies alles fehlt uns. Obwohl dies<br />

nicht zu än<strong>der</strong>n ist, sind wir glücklich, wie<strong>der</strong> als freie Menschen leben zu können.<br />

Wer möchte nicht-noch einmal früh beim Sonnenaufgang hinausfahren durch die Fluren um <strong>Zichydorf</strong><br />

und die vielen hun<strong>der</strong>t Lerchen und Wachteln hören, die einen mit lautem Schlag, die an<strong>der</strong>en ihr Lied<br />

trillernd, Gott lobend in den Himmel steigend. So wurden wir jeden Tag <strong>von</strong> ihnen begrüßt; wir beachteten<br />

es damals kaum, erst jetzt, da es uns fehlt, merken wir, wie schön es war. In Bayern hörte ich manchmal<br />

morgens um zwei Uhr die Wachtel schlagen, ich setzte mich auf und lauschte.<br />

Wer möchte nicht noch einmal morgens zwischen den blühenden Maisfel<strong>der</strong>n fahren o<strong>der</strong> spazierengehen<br />

und den süßen Duft einatmen. Wie gerne würde ich einmal frühzeitig aufstehen, um in diesen Genuß zu<br />

kommen. O<strong>der</strong> wer möchte nicht auf einem Garbenwagen hoch droben sitzen, über die Kukuruzfel<strong>der</strong><br />

schauen o<strong>der</strong> zwischen reifenden Weizenfel<strong>der</strong>n fahren, wo kilometerweit in allen Richtungen <strong>der</strong> Wind die<br />

Ähren in leichten Wellen wogen läßt. Darum stimme ich mit Peter Jung aus Hatzfeld überein, <strong>der</strong> all dies<br />

erlebt, nie<strong>der</strong>geschrieben und uns so erhalten hat.<br />

Mein Heimatland<br />

Das Land, wo meine Wiege stand,<br />

wo Wohl und Weh mein Herz empfand,<br />

<strong>der</strong> junge Tag mir zugelacht,<br />

als ich in Mutters Arm erwacht.<br />

Der Wachtel Schlag, <strong>der</strong> Lerche Sang<br />

mir in die zarte Seele drang,<br />

und all <strong>der</strong> Fluren holdes Grün<br />

als eine Zauberwelt erschien.<br />

Das Land, das ist das schönste Land.<br />

o Heimatland, Banaterland,<br />

Gott segne dich, <strong>der</strong> segnen mag,<br />

zu je<strong>der</strong> Stund', an jedem Tag!<br />

Und ist die Welt voll heit'rem Glück,<br />

mich zieht es stets zu dir zurück,<br />

ich mag in dir, mag ferne sein,<br />

mit Lieb' und Sehnsucht denk ich dein.<br />

Ich steh zu dir in Freud und Leid,<br />

mein ganzes Sein ist dir geweiht.<br />

Und sterb' ich einst nach diesem Los,<br />

sei du mein zweiter Mutterschoß!<br />

O Land, du allerschönstes Land!<br />

Mein Heimatland, Banaterland,<br />

auf Erden ist kein Land dir gleich,<br />

als wärst du selbst das Himmelreich!<br />

61<br />

Er schrieb sich dies <strong>von</strong> <strong>der</strong> Seele und drückte damit<br />

unsere eigenen Gedanken aus. Nur eines wollen wir<br />

nicht mehr, nämlich in diesem Mutterschoß ruhen, denn<br />

diese einst gesegnete Erde wurde entweiht. Ihm, Peter<br />

Jung, sei es vergönnt, in seiner Heimat zu ruhen.

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