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Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

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Ich fürchte keinen Jäger, keinen Hund und keinen Degen,<br />

mein Stutzchen hat Lust auf dem Jäger seine Brust.<br />

Und kommt die finstere Nacht<br />

die Sterne am Himmel die leuchten so hell,<br />

gibt's nichts mehr zu jagen, so leg ich mich schlafen<br />

und geb mich zur Ruh mein Stutzehen dazu.<br />

Von 'einigen an<strong>der</strong>en will ich nur noch die Anfänge nennen: 0 Straßburg, Blau und blau sind alle meine Klei<strong>der</strong>,<br />

Heut ist die Samstagsnacht, In bester Abendstunde, Was nützet mir mein Rosengarten, An einem Fluß, <strong>der</strong> rauschend<br />

schoß, Morgenrot leuchtest mir zum frühen Tod, Schönstes Mädchen, trau, trau den Soldaten nicht,<br />

Soldatenleben das heißt lustig sein.<br />

Doch kommen wir nun zurück zum Lesestoff, <strong>der</strong> in <strong>Zichydorf</strong> geboten war. Neben vielen Romanen, die im<br />

Winter gelesen wurden, gab es mehrere Kalen<strong>der</strong>, z. B. den "Universal-Kalen<strong>der</strong>", <strong>der</strong> in Österreich herausgegeben<br />

wurde, <strong>der</strong> einen gemischten Lesestoff bot, ernste wie heitere <strong>Geschichte</strong>n und auch Gedichte in österreich-steirischer<br />

Mundart, die wir dann so auszusprechen versuchten, wie sie geschrieben waren.<br />

Von den Musikkapellen war in diesem Bericht schon des öfteren die Rede. Meistens bestanden da<strong>von</strong> zwei<br />

in <strong>Zichydorf</strong>. Die früheste, an die ich mich erinnere, waren die Herold, das waren mehrere Brü<strong>der</strong>, ich glaube<br />

zwei, die uns gegenüber im Hause <strong>von</strong> Martin Vogel (danach gehörte es Philipp Heinermann) wohnten. Im Sommer<br />

hielten sie oft im Hof Musikprobe ab, und wir Kin<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Gasse saßen dann dabei und lauschten. Diese<br />

Brü<strong>der</strong> Herold wan<strong>der</strong>ten nach Amerika aus. Dann bestand eine Kapelle Habermüller, und um 1909 - 10 kam<br />

die Familie Seitz nach <strong>Zichydorf</strong>, die ebenfalls eine Kapelle bildete. Da immer wie<strong>der</strong> neue Musiker ausgebildet<br />

wurden, waren immer zwei Kapellen da und daneben viele Harmonikaspieler. Auch Jugendliche fanden sich<br />

zu Musikgesellschaften zusammen, die mehr zur Unterhaltung <strong>der</strong> eigenen Gesellschaft, nicht des Verdienstes wegen<br />

spielten. Eine solche musizierende Gesellschaft ist auf einem unserer Bil<strong>der</strong> zu sehen. Einige da<strong>von</strong> leben<br />

lei<strong>der</strong> nicht mehr, sind in Italien gefallen und in Werschetz vermißt, und die noch lebenden sind in ganz Deutschland<br />

verstreut.<br />

Bei Trauerfällen<br />

Ging <strong>der</strong> Geistliche, einem Schwerkranken das Sakrament <strong>der</strong> letzten Ölung zu spenden, wurde mit <strong>der</strong><br />

"altgroßen Glocke" geläutet, starb jemand so war es die "Kleine Glocke", das "Zügenglöcklein", und je nachdem<br />

ein Mann, eine Frau o<strong>der</strong> ein Kind starb, setzte es ein-, zwei- o<strong>der</strong> dreimal ab. Dann gingen Kin<strong>der</strong> dem<br />

Mesner entgegen, um zu fragen, wer gestorben ist. Man wußte zwar meistens, wer schwer krank war, aber<br />

wenn die Glocke läutete zur letzten Ölung fragte man doch, wen <strong>der</strong> Priester aufsuchte.<br />

War ein Bekannter gestorben, ging man abends zur Totenwache. Die Toten wurden immer zu Hause aufgebahrt;<br />

das machten die Tischler, die den Sarg lieferten. Sie brachten den Himmel, die Kerzenhalter und<br />

Kerzen und die Totentruhe, in die sie den Toten legten, bedeckt <strong>von</strong> einem Ubertuch. Es waren die Tischlermeister<br />

FlicheI, Knapp, Müller, Rößlein; sie alle hatten Särge in großer Auswahl, auch MetalIsärge. Die Metalisärge<br />

wurden im Grab in eine Truhe aus starken Holzdielen gestellt, weil die Metallsärge so dünnwandig waren.<br />

In den Gruften wurden sie ohne diese schützende Holztruhe aufgestellt. In <strong>der</strong> Totenhalle wurden nur die Kränze<br />

aus Kunstblumen aufbewahrt. Nur wenn jemand starb, <strong>der</strong> keine Angehörigen hatte, was selten vorkam,<br />

wurde er in dieser Totenhalle aufgebahrt. Zur Totenwache ging man immer, wenn ein Bekannter starb. Da versammelten<br />

sich viel Leute; erst nahe Mitternacht gingen viele heim, nicht ohne zu fragen, wann die Beerdigung<br />

ist. Um zwölf Uhr nachts begann dann jemand vorzubeten, und alle knieten nie<strong>der</strong> und beteten den Rosenkranz<br />

mit, dasselbe geschah in <strong>der</strong> Frühe beim Gebetläuten. Früh, mittags und abends wurde mit allen Glokken<br />

geläutet, bis <strong>der</strong> Verstorbene begraben war. Auch wenn <strong>der</strong> Priester mit Kantor und Ministranten die<br />

Kirche verließ, um zur Beerdigung zu gehen, läutete die "altgroße Glocke". Da alles Mitglied des Leichenvereins<br />

war, wurden auch alle mit dem Totenwagen gefahren. Vier Träger und ein Fahnenträger vom Leichenverein<br />

kamen schon vor dem Priester und riefen die Angehörigen zum Abschiednehmen. Daraufhin gingen<br />

alle Angehörigen noch einmal zu ihrem lieben Toten, verabschiedeten sich mit einem Vaterunser und gaben<br />

ihm Weihwasser. Dann schlossen die Träger den Sarg, trugen ihn hinaus und stellten ihn auf drei Stühle. Kam<br />

<strong>der</strong> Priester, stellte er das Kreuz auf den Sarg, wo schon <strong>der</strong> Wachsstock angezündet ist, und spricht seine Gebete<br />

zusammen mit dem Kantor. Wenn dann <strong>der</strong> Kantor eines seiner Lie<strong>der</strong> sang, vergossen nicht nur die<br />

Angehörigen Tränen, son<strong>der</strong>n oft fast alle Anwesenden. Beson<strong>der</strong>s wenn es ein Jugendlicher war, <strong>der</strong> beerdigt<br />

wurde und Herr Direktorlehrer Schell zu singen anfing: "Der Kranz <strong>der</strong> Jugend ist verwelkt, die Blumen sind<br />

gefallen ab", da blieben nur 'wenige Augen trocken, ebenso am Grabe, wenn gesungen wurde "So nimmt alles<br />

einst ein Ende allhier in diesem Jammertal. Der Mensch erscheint, er lebt und leidet oftmals bittre Not und<br />

Qual, gar oft nagt schwer an seinem Herzen so manch ein Weh, das niemand kennt. Und wenn zuviel wird,<br />

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